Siegelement der Uni Freiburg in Form eines Kleeblatts

Session: Eine sprachlose Zunft? Debattenkultur(en), Fragmentierung und Identitätskrise der Forstwissenschaften in Deutschland

Übersicht / Overview

Titel / Title: Eine sprachlose Zunft? Debattenkultur(en), Fragmentierung und Identitätskrise der Forstwissenschaften in Deutschland

Thema / Topic: 4. Die Anpassung im Kopf: Wald, Forstbetrieb und Gesellschaft im Wandel / Mental adaptation: forest, forestry and society in transition

Leitung / Coveners: Roderich von Detten, Martin Bemmann

Bevorzugte Sprache / Preferred language: Deutsch / German

Inhalte / Content: Vortäge & Panel-Diskussion / oral presentations & panel discussion

Beschreibung / Description

Seit Jahren werden Gegenwart und Zukunft des Waldes in breiter Öffentlichkeit diskutiert. Diskussionen darüber innerhalb der Forstwissenschaften sowie die Kommunikation ihrer VertreterInnen in die Fachpraxis und die breitere Gesellschaft sind hingegen durch eine Mischung von Schließung, Verhärtung und Moralisierung gekennzeichnet – es fehlt eine lebhafte Streitkultur, die auf Erkenntnisgewinn abzielt, die Vielfalt an Perspektiven sichtbar macht sowie den Austausch und Einbezug divergierender Positionen fördert. Diese Scheu vor kontroverser Diskussion in- und außerhalb der Fachöffentlichkeit(en) erscheint mit Blick auf forstliche Debattenkulturen im 19. und 20. Jahrhundert als außergewöhnlich. Hinsichtlich der Zukunft von Deutschlands Forstwissenschaften, Forstwirtschaft und Wald ist sie alarmierend. Denn sie trägt unseres Erachtens dazu bei, dass es an fachlich fundierten und gleichzeitig ergebnisoffenen Interventionen in die politische Debatte mangelt und ForstwissenschaftlerInnen in breiteren gesellschaftlichen Diskussionen über die ‚richtige‘ Nutzung des Waldes nur am Rande wahrzunehmen sind.

Diese ‚Sprachlosigkeit‘ der Forstwissenschaften (verstärkt noch durch deren interne Fragmentierung) lässt Klagen plausibel erscheinen, das Fach verlöre an politischer wie gesellschaftlicher Relevanz; sie nährt also dessen Identitätskrise. Angesichts dessen folgen wir Ihrer Aufforderung, „ungewöhnliche Formate“ der Diskussion vorzuschlagen. Wir bieten eine dreistündige Session an, die aus zwei Teilen bestehen, von fachinternen wie fachfremden BeiträgerInnen gestaltet und einem breiten Publikum offen stehen soll. Sie fragt nach den Ursachen der skizzierten Misere und erörtert Wege, die aus ihr herausführen könnten. Dazu dienen, im ersten Teil, drei Vorträge; zwei sollen die skizzierte Situation mit Blick auf frühere forstliche Debattenkultur(en) und auf die gegenwärtige Lage erörtern; der dritte Vortrag wird sich allgemeiner der Formierung von Öffentlichkeiten unter den Bedingungen moderner Wissensgesellschaften widmen.

Im zweiten Teil der Session wird daran anknüpfend eine Paneldiskussion Herausforderungen und Wege diskutieren, wie sich gegenwärtig und künftig Wissenschaftskommunikation in- und außerhalb der forstlichen Fachöffentlichkeit fruchtbar gestalten lässt. Ziel ist es, Forstwissenschaften im Kontext von Zivilgesellschaft, Fachpraxis, Lobbygruppen, Politik und Verwaltung zu denken und in verschiedenen Außenperspektiven zu spiegeln (Fachpraxis, nicht-forstliche Akteure, andere Fachdisziplinen).

Keywords: Forstwissenschaften, Streitkultur, Fachdebatten, Selbstverständnis, Gesellschaft