Siegelement der Uni Freiburg in Form eines Schildes

Freiwillig ins Krisengebiet

Freiburg, 23.10.2025

Michael Schumacher ist mitverantwortlich für die Notstromversorgung der Universität Freiburg und ehrenamtlich für das Technische Hilfswerk (THW) tätig. Seine Einsätze führten ihn bis nach Afrika. Von seinem technologischen Know-how profitieren sowohl das THW als auch die Universität.

Ein Mann mit blauer THW-Uniform steht vor einem Generator.
Michael Schumacher an seinem Arbeitsplatz vor einem Notstromaggregat der Universität. Foto: Silvia Wolf / Universität Freiburg

Begeisterung für Technik und eine Prise Abenteuerlust – für Michael Schumacher vom Technischen Gebäudemanagement der Universität Freiburg waren das die entscheidenden Beweggründe, sich ehrenamtlich beim THW zu engagieren. Inzwischen ist er seit über 30 Jahren dabei. Bei seinen Einsätzen im In- und Ausland hat er viel erlebt und Menschen kennengelernt, denen er sonst nie begegnet wäre.

Schumacher, 65 Jahre alt und gelernter KFZ-Mechaniker, arbeitete nach seiner Ausbildung zunächst für die französischen Streitkräfte in Freiburg. Parallel zum Job erwarb er per Fernstudium zusätzliche Qualifikationen im Bereich Maschinenbau und besuchte Kurse in Elektrotechnik, seinem „Steckenpferd“, wie er sagt. Der Wunsch nach beruflicher Veränderung bewog den gebürtigen Freiburger Anfang der 1990er-Jahre dazu, sich auf eine Stelle beim Technischen Gebäudemanagement der Universität zu bewerben. Gemeinsam mit seinen Kollegen sorgt er seit nunmehr 35 Jahren dafür, dass bei einem Stromausfall auf dem Campus die Lichter nicht ausgehen.

Engagement für das THW

Dass Schumacher überhaupt auf das THW aufmerksam wurde, verdankt sich einem Spaziergang im Wolfswinkel, einem Gebiet im Freiburger Westen, wo die Freiburger Ortsgruppe ihr erstes Zuhause hatte. Als Technikfan ließ er sich schnell zum Mitmachen überreden: „Ich war Anfang 30 und konnte dort meinen LKW-Führerschein machen, habe die Grundausbildung und viele Lehrgänge absolviert. Die Kameradschaft war toll“, sagt er. Mehrere Jahre lang arbeitete er als „Gruppenführer Infrastruktur“ in der Abteilung, die im Ernstfall für die Reparatur von Gas-, Trinkwasser-, Abwasser- und Stromleitungen zuständig ist. Anschließend wurde er stellvertretender Ortsbeauftragter und schließlich Ortsbeauftragter – ein Posten, der viel Verantwortung mit sich bringt und den er 15 Jahre lang innehatte. „Ich musste mich vom Verfassungsschutz durchleuchten lassen, um an manchen Lehrgängen überhaupt teilnehmen zu dürfen“, so Schumacher. „Schließlich geht es bei unseren Einsätzen um die kritische Infrastruktur“ – Anlagen oder Einrichtungen, die für die Sicherheit und Versorgung der Bevölkerung essenziell sind.

A man in an official working uniform is standing in front of a machine

Seit über 30 Jahren ist Michael Schumacher ehrenamtlich für das THW tätig. Foto: Silvia Wolf / Universität Freiburg

Seine Ausbildung beim THW qualifizierte Schumacher nicht nur für schwierige Einsätze als ehrenamtlicher Helfer, auch die Universität als Arbeitgeber profitierte von seinem zusätzlich erworbenen Wissen, das er für seinen Arbeitsbereich, die Notstromversorgung, gut gebrauchen konnte. „Gerade im Stromsektor bot das THW Lehrgänge an, die auch für die Uni interessant waren. Ich nutze hier quasi täglich, was ich dort gelernt habe. Lehrgänge im zivilen Bereich sind teuer. Von daher war es eine gute Lösung für beide“, sagt er. Im Gegenzug stellte die Universität ihn auch für mehrwöchige Einsätze ohne Weiteres vom Dienst frei. „Es lief immer sehr gut mit dem Arbeitgeber, das muss man wirklich sagen. Alles in allem war es eine Win-win-Situation.“ Auch Kollegen und direkte Vorgesetzte trugen seine längeren Abwesenheiten mit. Die damit verbundenen Risiken seien schon Gesprächsthema gewesen, doch wirkliche Probleme habe es nie gegeben.

Einsatz in Sierra Leone und Liberia

2005 und 2007 war Schumacher mit dem THW jeweils sechs Wochen lang in Sierra Leone und im benachbarten Liberia. „Es waren Blauhelm-Einsätze nach dem Bürgerkrieg; wir waren für die Instandsetzung von Notstromaggregaten zuständig. Ungefähr 1.000 Geräte, die regelmäßig geprüft und gewartet werden mussten.“

A white truck of the UN in the night

Michael Schumacher bei einem Blauhelmeinsatz in Liberia. Foto: Privat

Ein Mann in blauer Arbeitskleidung steht vor einem Maschinenhaus

Foto: Privat

Beide Länder waren bis Anfang der 2000er-Jahre Schauplatz brutaler Bürgerkriege. Beim Wiederaufbau der Infrastruktur kam auch das THW zum Einsatz. Das Auswärtige Amt „suchte Leute aus der Notstromtechnik, die sich mit solchen Geräten auskannten“ – handverlesene THW-Mitarbeiter mit viel Know-how und starken Nerven. „Ich hatte insgesamt drei Reisepässe: Einen trug ich ständig bei mir, einer war am Übernachtungsort deponiert und einer im Notfallgepäck. Jeder hatte einen Rucksack mit Helm, Funkgerät und Splitterschutzweste. Bei einer Evakuierung des Lagers, etwa nach einem Rebellenangriff, hätten wir uns zum Flugplatz durchschlagen müssen“, berichtet Schumacher. Immer wieder seien per Fernschreiber Warnungen aus der UN-Zentrale in New York durchgestellt worden. An manchen Tagen durften die Mitarbeiter das Camp aus Sicherheitsgründen gar nicht erst verlassen. An anderen wurden sie von Soldaten zu ihren Einsatzorten begleitet.

Ein Mann mit blauer THW-Uniform steht vor einem Generator.

„Ich hatte insgesamt drei Reisepässe: Einen trug ich ständig bei mir, einer war am Übernachtungsort deponiert und einer im Notfallgepäck. Bei einer Evakuierung des Lagers, etwa nach einem Rebellenangriff, hätten wir uns zum Flugplatz durchschlagen müssen.“

Michael Schumacher

Mitarbeiter Technisches Gebäudemanagement

Trotz der ständigen Gefahr, der psychischen und körperlichen Belastungen, etwa durch die tropische Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit, wäre Schumacher, ein verlockendes Jobangebot der Vereinten Nationen vor Augen, fast in Afrika geblieben – hätten nicht zwei Söhne im Teenageralter in Freiburg auf ihn gewartet.

Rückkehr in den Freiburger Alltag

Nach seiner Rückkehr habe er schnell wieder in den durchstrukturierten und unaufgeregten heimischen Alltag zurückgefunden, berichtet Schumacher. Natürlich habe er sich auch auf zu Hause gefreut – nicht nur auf die Kinder, sondern auch auf die Ruhe. „Statt permanentem Generatorenlärm das Zwitschern von Vögeln zu hören, allein das war schon eine Erholung“, sagt er. Auch sei ihm bewusst geworden, „wie gut es uns hier eigentlich geht, so ganz ohne Versorgungsprobleme.“

Dennoch dauere es nach schwierigen Einsätzen seine Zeit, bis man sich psychisch und körperlich wieder erholt habe. „Manche Bilder gehen einem so schnell nicht wieder aus dem Kopf.“ Nach einer Bergungsaktion am Freiburger Flughafen unter Beteiligung des THW habe er nächtelang nicht schlafen können. „Man muss schon einiges wegstecken bei solchen Einsätzen“, sagt er. Natürlich erhalte man bei Bedarf auch psychologische Unterstützung. „Doch heilen kann man sich nur selbst.“

Seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit hat Michael Schumacher nachhaltig geprägt. Sie bot ihm die Möglichkeit, seiner Abenteuerlust zu frönen und dabei gleichzeitig Menschen zu helfen. Sein freiwilliger Einsatz für andere speist sich aus einer ethischen Grundhaltung, die, wie er sagt, früher selbstverständlicher war als heute. Noch immer ist er für das THW aktiv, unter anderem in der Jugendarbeit. Der Ortsverband Freiburg habe weniger Nachwuchsprobleme als viele andere gemeinnützige Organisationen, die darunter litten, dass immer weniger Menschen bereit seien, sich unentgeltlich für das Gemeinwohl zu engagieren. Für das Funktionieren der Gesellschaft sei das zunehmend ein Problem: „Dass wir so leben können, wie wir leben, ist nicht selbstverständlich. Das geht jede*n etwas an, und alle sollten einen Beitrag leisten.“

Was macht das Technische Hilfswerk?

Das THW ist die von Ehrenamtlichen getragene Organisation für Zivil- und Katastrophenschutz des Bundes. Es gehört zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums und leistet technische Hilfe im In- und Ausland, etwa nach Naturkatastrophen oder im Rahmen von Wiederaufbauprojekten. Zurzeit engagieren sich etwa 88.000 ehrenamtliche Helfer*innen für das THW. Bundesweit gibt es 668 Ortsverbände. Der Freiburger Ortsverband ist seit über 70 Jahren aktiv und hat gegenwärtig rund 80 Mitglieder.

Wie unterstützt die Universität Mitarbeitende mit Ehrenamt?

Beschäftigte, die sich ehrenamtlich für das THW engagieren, werden für die Dauer der Dienste von der Universität freigestellt. Das Gehalt läuft währenddessen weiter. Ähnliches gilt für Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr. Für die Ausübung bestimmter ehrenamtlicher Tätigkeiten im öffentlichen Leben – etwa im Gemeinderat – können Mitarbeitende bezahlten Sonderurlaub in Anspruch nehmen; für die Wahrnehmung ehrenamtlicher Tätigkeiten stehen ihnen zudem pro Kalenderjahr bis zu fünf Arbeitstage „Bildungszeit“ zu.

Kontakt

Hochschul- und Wissenschaftskommunikation

Universität Freiburg
Tel.: +49 761 203 4302
E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de