Freiburg, 17.04.2025
Zum 01. April 2025 wurde Dr. Simone Biondini zum Juniorprofessor für Theoretische Physik ernannt. Im Interview berichtet er, was ihn am Universum besonders begeistert, welche Themen ihn außerhalb der Forschung beschäftigen und auf was er sich neben Sonne und Weinbergen in Freiburg besonders freut.
Was begeistert Sie an Ihrer Forschung?
Mich haben schon immer die großen Fragen fasziniert, die wir uns stellen, wenn wir in den Nachthimmel blicken: Woraus besteht das Universum? Was hält alles zusammen? Dank leistungsstarker Teleskope und neuer Methoden zur Erforschung der fernen Vergangenheit des Kosmos haben wir etwas Erstaunliches entdeckt: Etwa 95 % des Universums bestehen aus geheimnisvollen Komponenten, die wir noch immer nicht vollständig verstehen. Dunkle Materie scheint den Großteil der Materie im Universum auszumachen. Noch rätselhafter ist die dunkle Energie, die den größten Energieanteil ausmacht und die anhaltende Expansion des Universums antreibt. Diese unsichtbare, aber wesentliche Seite des Universums ist es, die meine Forschung antreibt und meine Neugier jeden Tag aufs Neue weckt.
Welche Lösungsansätze finden Sie in Ihrer Forschung für Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft?
Meine Forschung ist in erster Linie grundlagenorientiert, aber in einer hochtechnisierten Gesellschaft brauchen wir immer noch Menschen, die darin geschult sind, tiefgründig zu denken und kritisch über die grundlegenden Naturgesetze zu reflektieren. Die Erforschung der dunklen Materie und der dunklen Energie fordert uns heraus, neue Methoden zu entwickeln und etabliertes Wissen zu überdenken, während wir gleichzeitig die nächste Generation dazu inspirieren und ausbilden, Probleme mit Neugier und Genauigkeit anzugehen.
Was möchten Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben und was nehmen Sie selbst aus der Lehre mit?
Ich möchte meine Leidenschaft für Physik mit meinen Studierenden teilen und beginne dieses Sommersemester mit einem Kurs über Spezielle Relativitätstheorie. Physik zu lehren und zu lernen ist eine der besten Möglichkeiten, neugierig, realistisch und bescheiden zu bleiben. Ich hoffe auch, vermitteln zu können, dass große wissenschaftliche Durchbrüche oft aus Zusammenarbeit und Teamwork entstehen.
Welche Themen beschäftigen Sie aktuell persönlich am meisten außerhalb Ihrer Forschung?
Außerhalb der Forschung mache ich mir zunehmend Sorgen über den Missbrauch von künstlicher Intelligenz, insbesondere über ihren Einfluss auf die jüngeren Generationen, die noch lernen, kritisch und unabhängig zu denken. Deshalb glaube ich, dass es eine zentrale Aufgabe von Akademiker*innen ist, fesselnde Vorlesungen zu halten. Mir liegt auch sehr viel daran, wie Wissenschaft und Wissenschaftler*innen wahrgenommen werden. Theoretische Physiker*innen werden oft als Menschen angesehen, die etwas tun, das nichts mit der realen Welt zu tun hat. Tatsächlich basieren jedoch viele der heutigen Technologien auf physikalischen Gesetzen, die ursprünglich aus reiner Neugierde über die Funktionsweise des Universums entdeckt wurden.
Auf was freuen Sie sich in Freiburg besonders?
Da ich bereits während meiner Promotion in München gelebt habe, habe ich sowohl die Kultur als auch das Bier sehr zu schätzen gelernt! Ich freue mich besonders, jetzt in Freiburg zu sein, das als die sonnigste Stadt Deutschlands bekannt ist. Über ein bisschen mehr Sonnenschein und schöne grüne Hügel mit Weinbergen werde ich mich sicher nicht beschweren. Ich genieße bereits die lebendige und einladende Gemeinschaft am Fachbereich Physik, wo ich sicher bin, dass ich mich sowohl persönlich als auch sozial weiterentwickeln kann. Auf jeden Fall ist es an der Zeit, dass ich anständig Deutsch lerne.