Siegelement der Uni Freiburg in Form einer Blume

Landwirtschaft mit Wald: Universitäten Freiburg und Hohenheim stärken Agroforstwirtschaft

Freiburg und Stuttgart-Hohenheim, 15.04.2025

Die Universitäten Freiburg und Hohenheim bündeln ihre Fachkompetenzen, um nachhaltige Landnutzung gemeinsam in Forschung, Lehre und Praxis weiterzuentwickeln.

Ein Baum auf einer Streuobstwiese spendet Schatten für Gänse. Das ist ein Beispiel für Agroforstwirtschaft.
Agroforstwirtschaft kann sehr vielfältig sein: Hier spendet ein Baum auf einer Streuobstwiese Schatten für Gänse. Foto: Universität Hohenheim / Julia Schneider.

Angesichts zunehmender Dürreperioden und anderer Folgen des Klimawandels erlebt eine traditionelle Anbaumethode ein weltweites Comeback: Die Agroforstwirtschaft kombiniert schattenspendende Bäume und Büsche mit Ackerbau oder Weidewirtschaft auf einer Fläche. Dadurch werden landwirtschaftliche Systeme nicht nur widerstandsfähiger gegen Klimarisiken – auch die Biodiversität wird gefördert.

Um dieses Nutzungssystem systematisch weiterzuentwickeln, intensivieren die Universität Hohenheim in Stuttgart und die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ihre Zusammenarbeit: Durch gemeinsame Forschungsprojekte, Lehrangebote und langfristige Versuchsflächen wollen die Beteiligten die Agroforstwirtschaft zu einem Eckpfeiler einer nachhaltigen Landnutzung und eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt machen. Der erste Kooperationsworkshop hat nun konkrete Schritte für die strategische Zusammenarbeit definiert.

„Die Kombination von schattenspendenden Bäumen und Büschen mit Ackerbau oder Weidewirtschaft auf derselben Fläche schafft Synergien“, erklärt Prof. Dr. Claudia Bieling, Koordinatorin der Kooperation an der Universität Hohenheim: „Die Agroforstwirtschaft erhöht die biologische Vielfalt, verbessert die Bodengesundheit, bindet Kohlenstoff und stärkt die Lebensgrundlagen im ländlichen Raum. Davon profitieren langfristig auf vielfältige Art und Weise alle – wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich.“

„Besonders in Baden-Württemberg gibt es eine wichtige Agroforst-Tradition“, so Michael Cormann von der Koordinationsstelle Agroforst-Systemforschung (kAFo) an der Universität Hohenheim: „In keinem anderen Bundesland finden sich mehr alte Streuobstwiesen. Leider galten sie lange Zeit als unwirtschaftlich und wurden vernachlässigt. In den vergangenen Jahren ging deshalb ein beträchtlicher Anteil dieser Flächen verloren. Doch mit modernen Ansätzen können wir neue Agroforstsysteme schaffen, die den heutigen ökologischen und ökonomischen Anforderungen gerecht werden.“

Porträt von Prof. Dr. Thomas Seifert, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen

„Unsere beiden Universitäten haben erkannt, dass eine alleinige Betrachtung von Wäldern oder landwirtschaftlichen Flächen auf Dauer zu kurz greift und ein ganzheitlicherer Ansatz der bessere Weg zur Lösung unserer Zukunftsprobleme ist.“

Prof. Dr. Thomas Seifert

Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg

Ganzheitlicher Ansatz zur Lösung von Zukunftsproblemen

Um das volle Potenzial der Agroforstwirtschaft auszuschöpfen, müssen jedoch Forschung, Politik und Praxis Hand in Hand miteinander arbeiten: „Unsere beiden Universitäten haben erkannt, dass eine alleinige Betrachtung von Wäldern oder landwirtschaftlichen Flächen auf Dauer zu kurz greift und ein ganzheitlicherer Ansatz der bessere Weg zur Lösung unserer Zukunftsprobleme ist“, so Prof. Dr. Thomas Seifert von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. „Unser Schwerpunkt im Bereich Forst- und Umweltwissenschaften ergänzt sich perfekt mit der agrar- und ernährungswissenschaftlichen Expertise in Hohenheim.“

Intensive Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Praxis

Ein Memorandum of Understanding unterzeichneten die beiden Universitäten bereits im Juli 2024. Konkrete Schritte der Zusammenarbeit definierten die Beteiligten jetzt in einem ersten Kooperationsworkshop: So wollen sie gemeinsame Lehrveranstaltungen anbieten und bestehende Programme eng miteinander verknüpfen. Auch die gemeinsame Betreuung von Master- und Doktorarbeiten wollen sie weiter ausbauen. Zudem loten sie die Möglichkeiten eines gemeinsamen Master-Studiengangs aus.

Die gemeinsame wissenschaftliche Forschung soll ebenfalls intensiviert werden. So planen die Kooperationspartner:innen, zusammen Anträge für Forschungskonsortien und Verbundprojekte zu stellen, beispielsweise innerhalb des Innovationscampus Nachhaltigkeit, der von der Universität Freiburg und dem Karlsruher Institut für Technologie initiiert wurde.

Gleichzeitig streben sie den Aufbau gemeinsamer Infrastrukturen an, um Forschungs-, Lehr- und Praxisprojekte nachhaltig zu vernetzen. Langzeitversuchsflächen beispielsweise auf den landwirtschaftlichen Forschungsstationen der Universität Hohenheim sollen die notwendigen langen Beobachtungszeiträume ermöglichen, die vor allem durch das langsame Wachstum der Gehölze erforderlich sind.

Die Ideen gehen noch weiter: Langfristig könnte aus der Initiative mit weiteren Hochschulen ein Agroforst-Cluster für die gesamte Region entstehen. Eine Ausdehnung der Kooperation auf andere Bereiche haben die Forschenden bereits angedacht. Von besonderem Interesse sind dabei Themen wie nachhaltige Wertschöpfungsketten und inter- und transdisziplinäre Forschungsmethoden.

Die Pressemitteilung wurde von der Universität Hohenheim und der Universität Freiburg gemeinsam veröffentlicht.

Kontakt

Hochschul- und Wissenschaftskommunikation

Universität Freiburg
Tel.: +49 761 203 4302
E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de