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Jetzt reicht‘s! – Gründe für einen (potentiellen) Studienabbruch im Vergleich

In regelmäßigen Abständen befragt die Universität Freiburg Studierende, Absolvent*innen, Hochschulwechsler*innen und Studienabbrecher*innen. Die erhobenen Daten werden dabei nicht nur als isoliert zu betrachtende Erhebungen angesehen. Ziel ist es, die Ergebnisse aller Befragungen in einen Zusammenhang zu bringen und so ein umfassendes Bild von Erfahrungen, Problemen und Erfolgen der Studierenden in ihrem Studium an der Universität Freiburg zu erhalten.

Indem Studierende und ehemalige Studierende zu ihrem Alltag, ihren Wünschen und Befürchtungen im Kontext des Studiums an unserer Universität befragt werden, entsteht ein klares Bild des Studierendenalltags an der Universität Freiburg. Darüber hinaus interessiert aber auch, wann Studierende mit ihrem Studium hadern und über einen Fachwechsel, einen Ortswechsel an eine andere Uni oder gar über einen Studienabbruch nachdenken und welche Beweggründe hierfür eine Rolle spielen. Ziel hierbei ist es, diese Angaben zu Motiven für einen möglichen oder tatsächlichen Abbruch an Fakultäten, Institute und Dozierende weiterzugeben, um so rechtzeitig auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen zu können. So können Maßnahmen abgeleitet werden, um

–       Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen

–       bessere Vorinformationen bereitzustellen

–       und Hilfsangebote zu fördern.

Der Vergleich der Daten der Befragung der Studierenden (STU) 2016 und der Befragung der Exmatrikulierten (EXMA) 2017/18 zeigt zunächst, dass die möglichen Gründe für den Studienabbruch oder Fachwechsel, die immatrikulierte Studierende in Freitextantworten der Befragung der Studierenden angeben, sich vielfach mit den tatsächlichen Gründen der Exmatrikulierten aus der späteren Befragung decken.

Info:Bei der Befragung der Exmatrikulierten 2017/18 (EXMA) wurden 715 Fragebögen erfasst. Diese wurden im Ergebnisbericht der Befragung in die Kategorien „Gesamtstichprobe“, „Abbrecher*innen“ und „Hochschulwechsler*innen“ unterteilt. Bei der Befragung der Studierenden 2016 (STU) haben sich 7168 Studierende beteiligt.

 Warum denken also Studierende über einen Abbruch des Studiums bzw. einen Fachwechsel nach? Und welche Gründe sind dann ausschlaggebend für diese Entscheidungen gewesen?

Falsche Erwartungen

29,4 % aller Teilnehmer*innen der Exmatrikuliertenbefragung geben an, mit anderen Erwartungen in das Studium gestartet zu sein. Auch in der Studierendenbefragung wird diese Tendenz erkennbar. Fast jede*r Fünfte gibt an, dass es sich hierbei um einen wichtigen Entscheidungsfaktor für einen möglichen Abbruch handelt. Die Antworten in den Freitextangaben machen deutlich, dass sich diese Erwartungen auf unterschiedliche Bereiche des Studierendenlebens beziehen können. Bereiche wie „Lehrqualität“, „Studierendenleben allgemein“ oder „Stofffülle/sehr hoher Zeitaufwand“ werden besonders häufig thematisiert.

Praxis/ Berufsbezug

Der Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit, also nicht im Sinne eines stärkeren Praxisbezuges im Studium, sondern einer generellen beruflichen Neuorientierung, ist bei fast jedem*r zweiten Studienabbrecher*in ein maßgeblicher Grund für den Abbruch. Hingegen wird in den Antworten der Studierenden kaum weiter auf diesen Wunsch eingegangen.

Betrachtet man gleichzeitig die Erwartungen ans Sammeln praktischer Erfahrungen innerhalb des Studiums, kann allerdings keine so eindeutige Tendenz festgestellt werden: Zwar geben circa 34 % der Befragten in der EXMA an, dass ein Mangel an Praxis- und Berufsbezug keine große Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt habe, für knapp genauso viele war dies allerdings einer der ausschlaggebenden Punkte. Dieses Bild zeichnet sich auch schon bei den Studierenden ab: Etwa jede*r Fünfte der potentiellen Fachwechsler*innen verspürt einen Mangel an Praxis- und Berufsbezug. Trotzdem spielt die Aufteilung zwischen Theorie und Praxis im Studium für 25,9 % in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Berufliche Orientierung

Im Durchschnitt haben die persönlichen Motive seltener eine Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt als beispielsweise die eigene berufliche Orientierung. Sowohl in der STU also auch in der EXMA gab jede*r fünfte (potentielle) Hochschulwechsler*in an, im Laufe seines*ihres Studiums neue fachliche Interessen entwickelt zu haben, die mit zur Entscheidung beigetragen haben, die Universität zu wechseln. Diejenigen, die die Hochschule wechseln möchten, suchen dabei allerdings auch oft nach einer Änderung des Studienorts und -umfelds. Meist geschieht dies nach einem Bachelorabschluss. Rückblickend gestanden lediglich die Abbrecher*innen persönlichen Gründen mit 28,6 % einen hohen Anteil an der Entscheidungsfindung zu.

 Was passiert mit den Daten?

Zum einen werden zu jeder Befragung Ergebnisberichte erstellt, die auf der Homepage einsehbar sind (www.uni-freiburg.de/go/befragungen). Außerdem werden die Daten an das Service Center Studium (Zentrale Studienberatung) und die jeweiligen Fachbereiche weitergeleitet. Die Berichte fließen dort in die internen Qualitätsmanagement- und Akkreditierungsprozessen ein. Ziel ist es, aufkommende Probleme möglichst zeitnah zu erkennen, Studierende bei Zweifeln schneller unter die Arme greifen zu können und sie früher und besser informieren zu können.

Was passiert aktuell?

Nachdem wir im vergangenen Wintersemester die Befragung der Absolvent*innen und der Exmatrikulierten durchgeführt haben, steht nun diesen Sommer die nächste Befragung der Studierenden an.

 

Natalie Boros, Diplom-Psychologin

Zentrale Befragungen

Carolin Wagner, M.A.

Zentrale Befragungen

 

Anna Bennecke

studentische Aushilfe