Auf den folgenden Seiten möchte ich Editionen einiger Werke Guillaumes de Machaut vorstellen. Das Ziel ist es, die Werke in ihrem modalen Kontext zu verankern und so das Material zu einer Aufführung bereitzustellen, die diesem Kontext innerhalb der Hexachordlehre entspricht.1 Außerdem versuche ich die Anregungen von David Maw aufzunehmen und die Modus-Schreibweise zu integrieren.2
Die Edition stützt sich neben der Ausgabe von Leo Schrade vor allem auf die Handschrift A (F-Pn frç. 1584), nimmt aber auch Anregungen vor allem der frühesten Handschrift C (F-Pn frç. 1586) auf. Es geht nicht um eine kritische Edition, wie sie an anderer Stelle vorbereitet wird.
Jedes Stück ist dabei mit einem Kommentar verbunden, der die jeweilige modale Situation bestimmt und daraus die Schlussfolgerungen für die Auswahl der Hexachorde zieht.
Das Bild stammt aus der Machaut-Hs A, f. Fv.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Christian Berger
Die Reihe Musik kompakt wird von Christian Berger und Ludwig Holtmeier in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt herausgegeben.
Bei dieser Studienreihen geht es darum, den Studierenden (aber natürlich auch allen sonstigen Interessierten) eine günstige und inhaltlich aktuelle und möglichst am Studium orientierte Einführung zum Thema an die Hand zu geben.
Plakatausstellung im Foyer der UB Freiburg im Rahmen eines Lehrprojektes des Musikwissenschaftlichen Seminars Freiburg unter der Leitung von Dr. Stefan Häussler.
Die Musik aus der Kartause Freiburg ist verklungen, aber nicht spurlos verschwunden: Die Kartause zählt zu den untergegangenen Klöstern in Freiburg. Die Gebäude, in denen während des Mittelalters gesungen wurde, stehen nicht mehr. Doch sind die Gesänge in notierten Handschriften überliefert. Sie können wiederentdeckt und zum Wiedererklingen gebracht werden. Die im Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Freiburg erarbeitete Ausstellung leistet hierzu einen Beitrag. Der Ausstellungsort ist kein Zufall: Die Universitätsbibliothek besitzt mehrere Handschriften des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit mit Musiknotation, die aus der Kartause Freiburg stammen. Anhand von Themen wie Mariengesänge, Hymnen, Sänger etc. treten Bezüge zur Musikgeschichte und Stadtgeschichte Freiburgs hervor. Die Handschriften sind von der UB digitalisiert worden und online abrufbar.
R1 – Muße und musikalische Immersionserlebnisse
Das Teilprojekt untersucht musikalische Immersion als phänomenale Erscheinungsform von Muße und die Grenzen zur Muße. Ausgehend von der These, dass Klang eine virtuelle Raumzeitlichkeit erlebbar machen kann, fragt das Teilprojekt nach Diskursivierungen und kompositorischen Inszenierungen von Immersionserlebnissen: zum einen im späten 18. Jahrhundert, wo sich in Musikschrifttum und musikalischen Gestaltungsformen das Immersionserlebnis als neues musikästhetisches Paradigma abzeichnet; zum anderen in der musikalischen Gegenwartsästhetik, wo immersive Erlebnisformen virtueller Medientechniken musikalisch aufgegriffen werden.
Sound Caching ist ein Projekt nutzergenerierter Soundkartographie, Speicherung, Beschreibung und Austausch durch und auf ubiquitären Medien wie Tablets und Smartphones mit einem hohen spielerischen und kreativen Anteil. Es ist aus einer Studierendeninitiative hervorgegangen und gewann 2014 beim Hochschulwettbewerb »Mehr Bits als Bytes«.
Was auf den ersten Blick wie eine auditive Variante eines »Location Based Mobile Gaming« aussieht, enthält bei genauerem Hinsehen ein ganzes Spektrum spannender Fragen und Perspektiven, deren vertiefte Beobachtung zu einem erweiterten Verständnis aktueller kulturverändernder Prozesse führt.
Schon seinen Zeitgenossen war die Abkürzung „D. B. H.“ ein Begriff: Dieterich Buxtehude (1637–1707) war Organist erst in Helsingør, dann in Lübeck, wo er zugleich ein umfangreiches Wirken als Ensemblechef entfaltete und vielen Musikern Orientierung gab. Der prominenteste ist Johann Sebastian Bach, der ihn zu seinen wichtigsten Kunst-Vorbildern rechnete.
Nicht zuletzt deshalb hat sein Werk, das (für einen Musiker seiner Zeit) überdurchschnittlich breit überliefert ist, seit Generationen in Musikleben und Musikforschung einen Platz. Doch erst zwei „runde Jubiläen“ führten der Musiköffentlichkeit vor Augen (und Ohren), wie sehr Buxtehude eine eigenständige, zentrale Musiker-Persönlichkeit des 17. Jahrhunderts war.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster
Die Notenreihe flankiert die Projekte „Orgeln an der Nordsee – Kultur der Marschen“ und „Johann Philipp Förtsch und Georg Österreich“. 2013–15 wurde sie im Laufe des EU-Projekts „Musik und Religion zwischen Rendsburg und Ribe / Musik og religion mellem Rendsburg og Ribe“ begründet.
Nach dessen Ende wird sie als Kooperation zwischen dem Landeskirchenmusikdirektor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland und dem Freiburger Musikwissenschaftlichen Seminar fortgeführt. Mehrere Hefte sind aus Editionsseminaren des Freiburger Musikwissenschaftlichen Seminars hervorgegangen.
Die Notenreihe hat das Ziel, Musikwerke aus den Gebieten zwischen Nord- und Ostsee in wissenschaftlich fundierten Ausgaben für die musikalische Praxis zu erschließen. Sie werden in frei zugänglichen Notenausgaben bereitgestellt.
Zu mehreren der größer besetzten Werke liegen entsprechende Materialien vor. Sie haben zumeist kein professionelles Aussehen und sind nach den Wünschen von Kooperationspartnern des Projekts provisorisch für einzelne Aufführungen erarbeitet worden. Gleichwohl kann dieses Aufführungsmaterial auch anderen kostenfrei zugänglich gemacht werden. Interessierte nehmen bitte Kontakt mit Prof. Dr. Konrad Küster auf.
Im lutherischen Gottesdienst, so liest man allenthalben, wurde das Volk aktiv: Der einstige Messgesang wurde durch Lieder in der Volkssprache ersetzt. Doch die historischen Quellen bestätigen dieses Bild nicht – überhaupt nicht.
Was aber wurde stattdessen gesungen? Im Detail fällt die Antwort vieler Quellen vage aus, doch eines ist klar: Gesungen wurde fast alles, auch die (volkssprachigen) Lesungen und Gebete. Gesprochen wurde nur die Predigt. Im Prinzip blieb der Ablauf der alten Messe gewahrt; sie erhielt nur in ihrem zweiten Teil, nach der Predigt, ein eigenes Profil, weil hinsichtlich des Abendmahls die Auffassungen der sich entwickelnden Konfessionen auseinandergingen.
Aus musikhistorischer Sicht kommt eine Frage hinzu: Wie lässt sich mehrstimmige Musik in diesem frühen Gottesdienstverständnis der Lutheraner unterbringen?
Natürlich stand es nicht im Belieben eines Kirchenmusikers, welche Musik er „aufführen“ wollte – es ging allein darum, ob bestimmte Texte bzw. Gesänge der Messe nicht ein , sondern mehrstimmig dargeboten werden sollten. Doch das Angebot an Musik wirkt diffus und zugleich überreich. Klärungen wirken schwierig.
In einem deutsch-dänischen Projekt konnte eine erste Rekonstruktion vorgenommen werden: Als Dänemark das Luthertum 1536 zur Staatsreligion erklärte, wurde landesweit eine Gottesdienst-Form definiert, die „wiedererkennbar lutherisch“ sein musste. Für die Texte gibt es daher durchweg deutsche Äquivalente. Und: An der Schule der Domkirche in Ribe (Nordsee) sind in einem Inventar die Noten-Anschaffungen für genau diese Liturgie dokumentiert. Durchweg handelt es sich um Musik, die auch für deutsche Lutheraner im Fokus stand.
Die liturgischen und musikalischen Informationsschichten wurden zusammengeführt und werden seit 2015 in mehreren Veranstaltungen öffentlich präsentiert bzw. begleitet.
Mit den „Symphoniae Sacrae II“, 1647 erschienen, hat ihr Komponist das moderne Concerto-Prinzip italienischer Prägung, in dem virtuose Instrumental- und Vokalparts miteinander verbunden sind, auf deutsche Texte angewandt. Er war damit nicht der erste; doch haben die Werke dieser Gattung einen besonderen Schub gegeben – vor allem unter dem Eindruck der Musikformen Norddeutschlands und Dänemarks, in denen die Orgel und ihre Kombinationsmöglichkeiten mit Stimmen eine besondere Rolle spielte.
In einem Editionsprojekt mit Studierenden des Musikwissenschaftlichen Seminars wurde die Ausgabe erarbeitet, die nach einer längeren Unterbrechung schließlich 2012 erschien.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster
Eine Freiburger Konstellation von Musikforschung und Phänomenologie.
Im Mittelpunkt des Projekts stand das Œuvre des Musikforschers Heinrich Besseler (1900–1969) von seinen akademischen Anfängen nach dem Ersten Weltkrieg bis 1938. Besseler ist für die Geschichte des Fachs Musikwissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine zentrale Figur. Vor allem auf ihn geht zurück, dass die deutsche Musikwissenschaft dieser Zeit ihre Aufgabe darin sah, die Musik in den Vollzügen der Lebenswelt zu erforschen. Im Nationalsozialismus stellte sich dies dann als eine auf Germanentum und die arische Rasse eingeengte Erforschung der Musik des Volks dar.
Zum Jahrtausendwechsel waren diese beiden Komponisten kaum einmal den Spezialisten bekannt; nur 3 kleinere Werke mit einem Gesamtumfang von 52 Seiten waren als Neuausgaben erschienen. Förtsch jedoch legte aufgrund seiner umfassenden Erfahrungen an der Hamburger Oper einen Grundstein für die protestantische Kantatenkultur; Österreich leistet mit seinem Werk einen entscheidenden Beitrag darin, den Weg von der Generation Bachs und Händels zurück ins 17. Jahrhundert zu finden. Österreichs Rolle ist dabei teils die des Musiksammlers; die vielfach als „Sammlung Bokemeyer“ bekannten Bestände wurden weitestgehend von ihm zusammengetragen.
Beide Musiker wirkten an Schloss Gottorf in Schleswig; der Kirchenraum (und damit die originale Akustik dieser geistlichen Musik) ist unverändert erhalten geblieben. Mit der Notenausgabe „Musik zwischen Nord- und Ostsee“ wird zugleich der musikhistorische Kontext dieser Musikkultur erschlossen. Einige der Ausgaben wurden in Lehrveranstaltungen vorbereitet.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster
In den Marschlandschaften an der Nordsee entwickelte sich seit dem 15. Jahrhundert eine Musikregion eigenen Gepräges. Ihr uneingeschränktes Zentrum ist (ganz anders als in anderen Gegenden Europas) die Orgel. Kaum eines der Dörfer in dieser einst extrem reichen Agrarlandschaft entzog sich dieser Orgelbegeisterung; schon im 16. Jahrhundert war die Orgel ein flächendeckendes Charakteristikum dieser vermutlich „ältesten Orgellandschaft der Welt“, die bis heute mit ihren Instrumenten Aufsehen erregt, nicht zuletzt mit den Orgeln von Arp Schnitger (1648–1719).
Offensichtlich weil diese Orgellandschaft anders ist als andere Musikregionen Europas, spielte sie im musikhistorischen Bewusstsein kaum eine Rolle. Zwar kennt und bewundert man seit langem die Instrumente, doch die Frage stellte sich nicht, warum sich dieser Orgelreichtum in gerade dieser Region ausbildete.
Es waren die Einwohner, die ihn schufen; sie setzten den herausragenden materiellen Wohlstand einer „freien“ agrarischen Gesellschaft für spezifische kulturelle und religiöse Interessen ein. Damit entstand schon in den Jahrzehnten um 1500 eine gesamteuropäisch prägende Kulturform, die sich im Lauf von Generationen weiter konsolidierte. Erst in jüngerer Zeit rückte sie (auch im Sinne von Strukturschwäche des industriellen Zeitalters) aus dem Gesichtskreis.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Konrad Küster