Siegelement der Uni Freiburg in Form eines Schildes

„Wir müssen den Wald neu denken“

Freiburg, 07.10.2025

Rückblick auf die Forstwissenschaftliche Tagung 2025 an der Universität Freiburg

Bei der Eröffnung der FowiTa: Dr. Heike Puhlmann, Prof. Dr. Friederike Lang, Prof. Dr. Thomas Seifert und Prof. Dr. Ulrich Schraml (v.l.n.r.) schneiden in einem Hörsaal symbolisch ein Absperrband durch.
Bei der Eröffnung der FowiTa: Dr. Heike Puhlmann, Prof. Dr. Friederike Lang, Prof. Dr. Thomas Seifert und Prof. Dr. Ulrich Schraml (v.l.n.r.). Foto: Klaus Polkowski / Universität Freiburg

Vom 29. September bis 2. Oktober 2025 fand an der Universität Freiburg die Forstwissenschaftliche Tagung (FowiTa) unter dem Motto „Wald – Neu – Denken“ statt. Aus ganz Deutschland kamen rund 600 Expert*innen der Forst- und Umweltwissenschaften sowie der Forstpraxis in Freiburg zusammen, um über die Zukunft des Waldes zu diskutieren. Im Interview erklären die Organisator*innen Prof. Dr. Friederike Lang und Prof. Dr. Thomas Seifert, welche Impulse von der Tagung ausgegangen sind.

Warum haben Sie das Motto „Wald – Neu – Denken“ gewählt?

Friederike Lang: Wir erleben derzeit tiefgreifende Veränderungen: Der Klimawandel, gesellschaftliche Erwartungen und wirtschaftliche Zwänge verändern die Bedingungen für den Wald radikal. Vieles von dem, was früher als gesichertes Erfahrungswissen galt, verliert heute seine Gültigkeit. Wir müssen daher in der Forschung alte Denkweisen aufbrechen und neu betrachten, wie Mensch und Wald miteinander verflochten sind.

Thomas Seifert: „Neu denken“ heißt für mich: Wir müssen flexibler werden – in der Forschung wie in der Forstpraxis. Naturveränderungen laufen oft schneller ab, als wir reagieren können. Moderne Methoden können helfen, unser Management agiler zu machen. Außerdem müssen wir stärker zusammenarbeiten: Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft. Nur gemeinsam können wir tragfähige Lösungen entwickeln.

Friederike Lang: Eine zentrale Herausforderung ist die Unsicherheit. Entscheidungen, die wir heute im Waldmanagement treffen, wirken über Jahrzehnte. Deshalb müssen wir die Anpassungsfähigkeit der Wälder fördern – etwa durch mehr Baumartenvielfalt und eine stärkere Betonung der Biodiversität. Das erhöht die Resilienz gegenüber Störungen und macht Ökosysteme reaktionsfähiger.

Was hat die Tagung erreicht?

Thomas Seifert: Mit rund 600 Teilnehmenden war die Tagung deutlich stärker besucht als erwartet. Das enorme Interesse zeigt, wie sehr das Thema „Wald der Zukunft“ bewegt. Die FowiTa hat auch deutlich gemacht, wie lebendig und zukunftsorientiert die Forstwissenschaft ist. Besonders gefreut hat mich, wie viele junge Forschende teilgenommen haben. Dieses Engagement ist ein starkes Signal: Die nächste Generation übernimmt Verantwortung.

Friederike Lang: Es wurde lebhaft diskutiert, aber immer mit dem Ziel, gemeinsam Lösungen zu finden. Dieser Gemeinschaftsgeist prägt die FowiTa seit jeher – dieses Jahr war er besonders spürbar.

Thomas Seifert: Früher war Konkurrenzdenken stärker verbreitet. Heute spürt man: Wir müssen zusammenhalten. Nur gemeinsam – über die verschiedenen Universitäten, Hochschulen und Forschungsanstalten hinweg – können wir die großen Aufgaben bewältigen. Das interdisziplinäre Arbeiten ist längst selbstverständlich geworden. Die nächste Herausforderung ist, das transdisziplinäre Denken – also die Zusammenarbeit über die Wissenschaft hinaus – noch weiter zu stärken.

Im Rahmen der Tagung wurden auch zwei Preise verliehen. Welche Rolle spielen sie?

Friederike Lang: Der Deutsche Forstwissenschaftspreis, gestiftet von der Eva Mayr-Stihl Stiftung, würdigt herausragende Leistungen von Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen. Der Forstwissenschaftspreis kann für junge Forschende ein entscheidender Karriereschritt sein und ihre Berufung auf eine Professur fördern. Erhalten hat ihn in diesem Jahr der Dendroökologe Ernst van der Maarten (TU Dresden) für seine Forschung zur Klimasensibilität und Wuchsdynamik von Bäumen.

Thomas Seifert: Der Ars Legendi Fakultätenpreis des Stifterverbandes und der Sattelmühle-Stiftung wurde an Paul Magdon (HAWK Göttingen) für seine hervorragende und innovative Lehre verliehen. Der Preis unterstreicht, dass die Lehre genauso wichtig wie die Forschung ist. Die Träger beider Preise stehen für eine neue Generation von exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die zeigen, wie die Zukunft der Forstwissenschaften aussehen kann.

Deutscher Forstwissenschaftspreis

Verleihung des Deutschen Forstwissenschaftspreises durch Robert Mayr und Rektorin Kerstin Krieglstein.

Verleihung des Deutschen Forstwissenschaftspreises durch Robert Mayr und Rektorin Kerstin Krieglstein. Foto: Johannes Meger

Der von der Eva Mayr-Stihl Stiftung gestiftete Deutsche Forstwissenschaftspreis wird seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre an Forschende in frühen Karrierephasen vergeben, die auf dem Gebiet der Forstwissenschaften herausragende Leistungen erbracht haben. Mit einem Preisgeld von 15.000 Euro und Forschungsmitteln von bis zu 35.000 Euro ist er die höchstdotierte forstwissenschaftliche Auszeichnung im deutschsprachigen Raum.

Dem Dendroökologen Ernst van der Maaten wurde im Rahmen der Forstwissenschaftlichen Tagung am 30. September 2025 der Deutsche Forstwissenschaftspreis von Stiftungsvorstand Robert Mayr und Rektorin Prof. Dr. Kerstin Krieglstein gemeinsam überreicht.

Ars legendi Fakultätenpreis Wald- und Forstwissenschaften

Verleihung des Ars legendi Fakultätenpreis Wald- und Forstwissenschaften an Paul Magdon.

Verleihung des Ars legendi Fakultätenpreis Wald- und Forstwissenschaften an Paul Magdon. Foto: Klaus Polkowski / Universität Freiburg

Der Ars legendi Fakultätenpreis Wald- und Forstwissenschaften wird verliehen durch den Stifterverband, den Forstlichen Fakultätentag und die Fachbereiche der forstlichen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zusammen mit der Sattelmühle-Stiftung. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird von der Sattelmühle-Stiftung gestiftet und zeichnet exzellente Hochschullehre aus.

Im Rahmen der Forstwissenschaftlichen Tagung in Freiburg wurde der Preis zum zweiten Mal vergeben. Ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Paul Magdon (HAWK Göttingen).

Weitere Informationen

  • Die Forstwissenschaftliche Tagung 2025 wurde von der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg gemeinsam veranstaltet. Die Tagung erhielt Förderung von der Eva Mayr-Stihl Stiftung, der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg und dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.
  • Prof. Dr. Friederike Lang ist Inhaberin der Professur für Bodenökologie an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg sowie Principal Investigator des Exzellenzclusters Future Forests.
  • Prof. Dr. Thomas Seifert ist Inhaber der Professur für Waldwachstum und Dendroökologie an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg. Er ist außerdem Principal Investigator des Exzellenzclusters Future Forests.

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