„Eigentlich hat alles mit der Druckerpatrone angefangen. Wegen dieser arbeite und forsche ich jetzt an der Universität“, sagte die 26-jährige Juristin Friederike Lammert. Für ihr rechtswissenschaftliches Studium zog sie nach Freiburg, absolvierte im Jahr 2020 erfolgreich ihr Erstes Juristisches Staatsexamen und arbeitet seitdem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geistiges Eigentums von Prof. Dr. Maximilian Haedicke. Dort promoviert sie zu einem patentrechtlichen Thema: dem Markteintritt von generischen Arzneimitteln.
Aber welche Rolle spielt die Druckerpatrone für diesen Werdegang? Als Lammert im Jahr 2018 im Rahmen der universitären Schwerpunktprüfung ihre Studienarbeit im Patentrecht schrieb, beschäftigte sie sich intensiv mit einem Urteil des Bundesgerichtshofs zu einer Trommeleinheit. Für den anschließenden Vortrag wollte sie gerne etwas Anschauliches mitbringen: „Man kann sich als Laie nicht wirklich vorstellen, wie eine Trommeleinheit aussieht. Ich bin also zu einem Copy Shop gegangen, habe nach einer leeren Druckerpatrone gefragt und die dann zum Vortrag mitgebracht. Das Seminar war mein erster vertiefter Einblick in das Patentrecht, und es ist bis heute das für mich spannendste Rechtsgebiet. Die Druckerpatrone auf dem Foto symbolisiert meinen Anfang im Patentrecht.“
Die wissenschaftliche Arbeit hat Lammert von Anfang an begeistert. „Ich habe an dem Lehrstuhl schon als Studentin gearbeitet und finde den Blick hinter die Kulissen der Universität sehr spannend.“ So konnte sie aus erster Hand beobachten und lernen, wie Vorlesungen oder Lehrbücher entstehen. Seit ihrer Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin hält Lammert regelmäßig selbst Lehrveranstaltungen und schreibt an ihren ersten Veröffentlichungen. Dies ist ein spannender Perspektivenwechsel für Lammert, die zuvor als eine von vielen Studierenden an Vorlesungen teilnahm und jetzt die andere Seite des Hörsaals kennenlernt. Rückblickend hätte Lammert sich schon früher im Studium vorstellen können, an einem Lehrstuhl zu arbeiten. „Mir fehlte in den ersten Semestern der Mut für eine Initiativbewerbung. Im Nachhinein hätte ich mir das früher zutrauen sollen.“ Sie erzählt, dass sie heute die Studierenden in ihren Kursen ermutigt, sich an Lehrstühlen zu bewerben und sich an der Universität zu engagieren.
Lammert selbst wurde von den Promovierenden in den Senat und den Fakultätsrat der Rechtswissenschaftlichen Fakultät gewählt und konnte dadurch Erfahrungen innerhalb der akademischen Selbstverwaltung sammeln: Dass Promovierende einen Sitz in Berufungskommissionen haben und der Aspekt der Betreuungskompetenz im Berufungsleitfaden der Universität verankert wurde, ist mit ihr Verdienst. „Die Universität ist mit ihren vielen Fachrichtungen unglaublich vielseitig und für uns Forschende ein inspirierendes Umfeld. Sie bietet einen gewissen Rahmen und gleichzeitig viele Freiheiten sowie die Möglichkeit, sich vertieft seiner eigenen Forschungsarbeit zu widmen. Dafür erhalten wir auch die notwendigen Ressourcen.“
Auf der einen Seite beschreibt Lammert demnach, wie bereichernd sie die Arbeit an der Universität als Wissenschaftliche Mitarbeiterin empfindet und dass es sie motiviert, in einem inspirierenden Umfeld wie der Universität Wissen zu schaffen. Auf der anderen Seite wird jedoch deutlich, dass sie als junge Frau im Patentrecht mit Herausforderungen zu kämpfen hat: „Als Frauen begegnen uns in diesem Berufsfeld wenige Vorbilder. Daher sind wir viel auf Networking angewiesen. Es gibt zum Beispiel an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg das Justitia Mentoring Programm. Dort war ich bereits als Studentin Mitglied und der Austausch mit einer älteren Studentin hat mir sehr geholfen. Jetzt bin ich selbst Mentorin. So ein Netzwerk ist wichtig.“
Lammert ist auch Mitglied in dem Netzwerk women in IP [Intellectual Property] und im Deutschen Juristinnenbund. Das Patentrecht-Berufsfeld ist eher männlich geprägt, da es als besonders technisch gilt. Umso wichtiger sind daher auch die berufliche Vernetzung und Förderung für Lammert: „Ich bin sicher, dass wir uns in einer Gruppe von Frauen gegenseitig stärken können. Der Erfahrungsaustausch ist immer bereichernd. Zudem bekomme ich Beispiele für Berufswege von Frauen aufgezeigt. Mich interessiert der Berufsweg als Anwältin und die Tätigkeit in Kanzleien, die Patentstreitverfahren führen. Ich mache mir aber auch Gedanken, wie man es schafft, sowohl ein Familienleben zu haben als auch im Beruf erfolgreich zu sein.“ Demzufolge sieht Lammert, die sich selbst als Familienmensch beschreibt, eine besondere Herausforderung für Frauen darin, eine Balance zwischen Familie und Beruf zu finden.
Lammert erhofft sich durch die Lehre und die Netzwerke, von denen sie selbst profitieren durfte, die nächste weibliche Generation für einen Berufsweg im Patentrecht zu inspirieren. „Wenn mehr Frauen im Patentrecht arbeiten, dann werden es auch mehr Frauen als Option erwägen: dann gäbe es die notwendigen Vorbilder für die nächste Generation.“ Deswegen möchte sie jungen Frauen zurufen: „Sucht nach einem Forschungsgebiet, das euch begeistert und vernetzt euch.“ Das Patentrecht wäre dafür sicherlich eine spannende Wahl.
Portrait von Elisa Rijntjes
Elisa studiert Liberal Arts and Sciences am University College Freiburg. Als Halbgriechin und Halbniederländerin ist sie dreisprachig aufgewachsen, und begeistert sich für alles was mit Sprachen, Geschichte, und Kultur zu tun hat. In Ihrem Hauptfach Culture and History beschäftigt sie sich mit genau diesen Fächern, mit Schwerpunkt auf Journalismus. Außerhalb der Uni tanzt sie Ballett und spielt Klavier.