Zur Geschichte von Fach und Institut
Kurze Geschichte des „Instituts“ |

Wie kam es zur Gründung, wie verlief die Geschichte?
Das „Institut für Caritaswissenschaft“ wurde am 03. April 1925 an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg errichtet. Es stellt seither am Standort der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes ein Freiburger Spezifikum dar und hat zum Ziel, „der wissenschaftlichen Forschung und dem Unterricht auf dem Gebiete der Caritas“ (§1 der Institutssatzungen im Gründungsjahr) zu dienen. Es entfaltete bereits eine bedeutsame Wirkungsgeschichte für die Soziale Arbeit aus christlich-konfessionellem Selbstverständnis in Deutschland und international.
1927, zwei Jahre nach der Gründung des Freiburger „Instituts“, wie es in der deutschen Caritaswelt seither einfach genannt wurde, wurde auf evangelischer Seite das „Institut für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission“ an der Universität Berlin eingerichtet.
1938 wurden sowohl das Berliner wie auch das Freiburger „Institut“ von der nationalsozialistischen Herrschaft unterdrückt; zuvor waren bereits 1934 Prof. Dr. Franz Keller, der erste Freiburger Institutsleiter, in den Ruhestand versetzt und 1935 seinem Nachfolger, Prof. Dr. Joseph Beeking, die Lehrerlaubnis entzogen worden – zu deutlich waren die Differenzen zwischen christlichem Denken und Einsatz für notleidende Menschen einerseits und der nationalsozialistischen Ideologie mit ihren Vorstellungen einer „Volkswohlfahrt“ andererseits.
Tatsächlich entfalteten viele Absolventinnen und Absolventen des Instituts in den 30er Jahren trotz der Gefahren für Leib und Leben – so lange es ging – eine rege katholische „Gemeinwesenarbeit“, schon lange bevor es diesen Begriff in der Sozialarbeit gab.
Ab 1947 nahm das Institut wieder schrittweise seine Arbeit auf. Evangelischerseits wurde 1954 in Heidelberg das „Diakoniewissenschaftliche Institut“ (als Nachfolger des Berliner Instituts) gegründet. Bis 1959 wurde schrittweise wieder ein viersemestriges Curriculum aufgebaut. Prof. Dr. Linus Bopp, der sich um die Wiedereröffnung und von 1947 bis 1954 als Leiter des Instituts verdient gemacht hat, verlangte in einem Memorandum vom 30.07.1954 eine hauptamtliche Leitung für das Institut.


Prof. Dr. Karl Deuringer (*19.02.1911, +19.10.1984), seit 1955 Assistent, 1956 Dozent, 1958 kommissarischer Leiter ,wurde erster Inhaber des zum Haushaltsjahr 1959 errichteten Extra-Ordinariates für Caritaswissenschaft. Zum WS 1959/60 übernahm er den Lehrstuhl und die (nicht mehr nur kommissarische) Direktion des Instituts, die er bis 31.10.1964 innehatte. Zum 01.11.1964 kehrte er in den kirchlichen Dienst der Erzdiözese Freiburg zurück und übernahm die Seelsorge in der deutschen katholischen Gemeinde in Madrid.
Ihm folgte 1964 Prof. Dr. Richard Völkl (*04.12.1921, + 04.09.2003) nach und etablierte die seither bestehende systematische Zusammenarbeit mit dem im selben Jahr gegründeten Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre (Prof. Dr. Rudolf Henning). 1965 wurden Lehrstuhl und Institut umbenannt in „für Caritaswissenschaft und Christliche Sozialarbeit“, das Extra-Ordinariat wurde im Staatshaushaltsplan 1969 umgewandelt in ein Ordinariat (vgl. Richard Völkl, Fünfzig Jahre Institut für Caritaswissenschaft, in: Caritas. Jahrbuch des Deutschen Caritasverbandes 1976, 199-209), das Prof. Völkl bis zu seiner Emeritierung 1986 innehatte .
1993 wurde das Freiburger caritaswissenschaftliche Diplom auch staatlich anerkannt.
Nach einer Vakanz von 5 Semestern, die Prof. Dr. Heinrich Pompey (*20.11.1936; Ordinarius für Caritaswissenschaft und Direktor des Arbeitsbereichs 1988-2002) selbst tatkräftig überbrückte, übernahm zum Wintersemester 2004/05 Prof. Dr. Klaus Baumann, davor Professor für Angewandte Humanwissenschaften an der Theologischen Fakultät Paderborn, die Leitung des Arbeitsbereichs Caritaswissenschaft und Christliche Sozialarbeit.
Mit dem Wintersemester 2006/07 wurde das Diplom-Aufbaustudium Caritaswissenschaft im Rahmen des Bologna-Prozesses in den Masterstudiengang Caritaswissenschaft und Christliche Gesellschaftslehre transformiert. Dieser wurde 2012 für weitere fünf Jahre erfolgreich akkreditiert. Mit Urkunde vom 28.03.2017 wurde der MA-Studiengang ohne Auflagen programm-akkreditiert bis zum 30.09.2018; nach Erfüllung der universitären (allgemeinen) Auflage wird der MA-Studiengang bis 30.09.2024 akkreditiert.
Zum 01.04.2018 änderte sich der Studiengangstitel des Masterstudienganges. Aus dem Master of Arts „Caritaswissenschaft und Christliche Gesellschaftslehre“ wird der Master of Arts „Caritaswissenschaft und Ethik“. Damit wurde eine Empfehlung aus dem Reakreditierungsverfahren – gegebenenfalls einen alternativen Studiengangstitel zu wählen – umgesetzt. Der geänderte Zusatz „Ethik“ soll deutlicher die in den Modulen „Christliche Gesellschaftslehre“ und „Moraltheologie“ vermittelten Inhalte und Kompetenzen zum Ausdruck bringen. Die Studieninhalte und die Modulausgestaltung des Studienganges änderten sich durch die Umbenennung nicht.

Weiteres zur Lehrstuhlgeschichte: vgl. auch die Publikationen von Prof. Klaus Baumann:
- 2007d: Frauen am Institut für Caritaswissenschaft der Theologischen Fakultät von 1925 bis 1940, in: Nothelle-Wildfeuer, Ursula/ Kaupp, Angela (Hrsg.) Frauen bewegen Theologie. Das Beispiel der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Historisch-theologische Genderforschung Bd. 3), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 232-239.
- 2015n: Caritaswissenschaft: Ihre Ursprünge und Aktualität, in: neue caritas Jahrbuch 2016, 139-145.