Interprofessionelles Lernen spielt eine immer bedeutendere Rolle im Gesundheitswesen. Damit diese Basis schon in der Ausbildung gelegt wird, findet zum vierten Mal der Praxiskurs Klinische Aspekte großer Gelenke statt. Dabei handelt es sich um ein fakultatives Lehrangebot für Studierende der Humanmedizin und Auszubildende der Physiotherapie der Gesundheitsschulen Südwest GmbH.
Ziel dabei ist es interprofessionell zu kooperieren und das theoretische Wissen praxisnah anzuwenden. Dem Großprojekt unterliegen mittlerweile drei Einzelkurse, die an getrennten Terminen stattfinden: Kniegelenk, Schultergelenk und Lendenwirbelsäule. Die Termine sind jeweils so terminiert, dass sie in den Lehrplan der Studierenden eingegliedert sind. Pro Kurs werden zwei Termine angeboten, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.
Bearbeitet wird die Gelenksbiomechanik in Funktionalität und Pathologie durch drei Stationen:
1. makroskopische Anatomie am Echtpräparat
2. Palpation in vivo
3. strukturierte Gelenkuntersuchung
Durch die interprofessionelle Zusammenarbeit werden auch berufliche Berührungspunkte von Physiotherapeuten und Medizinern erlebt.
Eine Lehrveranstaltung ist ausgelegt für 60 Teilnehmer, wovon ein Drittel Physiotherapieauszubildende sind. In drei Stunden durchläuft jeder Teilnehmer alle Stationen. An jeder Station befinden sich demnach 20 Teilnehmer, idealerweise sollte ein Medizinstudierender mit einem Physiotherapieauszubildenden arbeiten können.
Die Station makroskopische Anatomie zeigt den Teilnehmern die Gelenksbiomechanik und den Bandapparat an Echtpräparaten. Es sind genügend Präparate vorhanden, sodass jeder Teilnehmer die anatomischen Einzelheiten nachvollziehen kann. Besprochen werden auch funktionell relevante und pathologische Aspekte.
Die Station Palpation in vivo demonstriert wie man markante Strukturen durch die Haut ertasten kann. Die Teilnehmer markieren die Strukturen mit Stiften, um sie besser visualisieren zu können.
Eine weitere Station erläutert die Gelenksuntersuchung durch klinisch valide Tests. So zum Beispiel der Painful arc für das Schultergelenk oder der Lachmann Test für das Kniegelenk.
Jede Station wird von fachkompetenten berufserfahrenen Dozenten (Anatom, Physiotherapeut, Arzt) geleitet. Fragen sind stets willkommen und deren Antworten werden gemeinsam erarbeitet.
Eine Evaluation bezüglich der interprofessionellen Effektivität des Projekts erfolgt über Fragebögen, bei denen das Heidelberger Inventar (HILVE I/II) verwendet wurde. Außerdem soll die Qualität des Projekts anhand zusätzlicher Fragen auf den Bögen stets weiter entwickelt werden. Die Koordination, Planung und Auswertung erfolgt durch Studierende.
Erstmals wurde die Lehrveranstaltung im Wintersemester 12/13 für das Kniegelenk angeboten. Im Wintersemester 13/14 folgte das Schultergelenk. Die Lendenwirbelsäule soll erstmals im Frühjahr 2016 angeboten werden.
Bisher haben 237 Personen an dem Projekt teilgenommen und die Lehrveranstaltung durchweg positiv bewertet. Besonders geschätzt wurden der hohe Praxisanteil und das gegenseitige Kennenlernen der Berufsgruppen.