Siegelement der Uni Freiburg in Form einer Blume

Land fördert Forschungen zu umweltverträglicher Landwirtschaft an der Universität Freiburg

Freiburg, 20.12.2024

Das baden-württembergische Wissenschaftsministerium verlängert die Förderung von drei innovativen Projekten um jeweils drei Jahre. Themen sind biologischer Pflanzenschutz, die Integration von Bäumen und Sträuchern in den Weinbau sowie das Zusammenwirken von Bakterien und Pflanzen etwa bei Überschwemmungen. Die zweite Forschungsphase dient der praktischen Umsetzung und beginnt im Januar 2025.

Weinreben mit Trauben im sommerlichen Sonnenschein.
Weinreben. Foto: Sandra Meyndt / Universität Freiburg

Das Land Baden-Württemberg fördert drei innovative Forschungsprojekte an der Universität Freiburg, die zu einer ressourcenschonenden und umweltverträglichen Landwirtschaft beitragen und damit auch dem Klimaschutz dienen sollen. Dabei geht es um natürliche Wirkstoffe gegen Mehltau, um den Einsatz von Bakterien zum Pflanzenschutz sowie um die Integration von Bäumen und Sträuchern im Weinbau. Die Projekte wurden bereits in einer ersten Forschungsphase im Jahr 2024 gefördert. Nun erhalten sie eine weitere Förderung des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Diese beginnt im Januar 2025 und läuft über weitere drei Jahre.

Natürliche Eindämmung des Falschen Mehltaus

Im Ökoweinbau kann die Pflanzenkrankheit Falscher Mehltau zu großen Verlusten führen. Die Bekämpfung mit Kupfer ist zwar zugelassen, aber ökologisch fragwürdig. Das Projekt „Nachhaltige biologische Kontrolle des Falschen Mehltaus der Weinrebe (PeroStilL)“ testet bioaktive Naturstoffe, die aus dem Holz der Rebe extrahiert werden. „Im Laborversuch konnten wir zeigen, dass diese das Wachstum des Falschen Mehltaus der Weinrebe unterbinden können“, sagt Prof. Dr. Stefan Rensing, Zellbiologe und Prorektor für Forschung und Innovation der Universität Freiburg. Er leitet das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Bechthold vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften.

Im Freiland lässt sich ein Spritzmittel mit den untersuchten Inhaltsstoffen bisher aber noch nicht besonders wirkungsvoll einsetzen. Unter anderem fanden die Forschenden heraus, dass die bioaktiven Substanzen im Licht instabil sind. Aktuell arbeiten sie daran, die Lichtstabilität der Formulierung zu verbessern. „In den geplanten Freilandversuchen 2025 und 2026 möchten wir die Wirksamkeit zeigen und damit mittelfristig eine Methode entwickeln, bei der im Ökoweinbau Kupfer eingespart werden kann“, sagt Bechthold. Mit einer Firma, die Interesse an der Herstellung eines entsprechenden Spritzmittels hat, kooperiert das Projekt bereits.

Portrait von Jun. Prof. Dr. Sjon Hartman

„Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser bakteriellen Lösung stabilere Erträge in einer Zeit unvorhersehbarer und extremer Witterungsbedingungen ermöglichen können.“

Jun. Prof. Dr. Sjon Hartman

Juniorprofessor für Umweltsignale und Entwicklung in Pflanzen an der Universität Freiburg

Synergie zwischen Pflanzen und Bakterien

Bakterien können Nutzpflanzen helfen, widerstandsfähiger gegen Folgen des Klimawandels wie Staunässe oder Dürre zu werden. Wie sich Bakterien gezielt einsetzen lassen, untersucht das Projekt „Gemeinsam besser: Nutzung der Synergie zwischen Pflanzen und Bakterien, um die ethylenvermittelte Pflanzenplastizität unter Umweltstress zu kontrollieren“. Geleitet wird es von dem Pflanzenwissenschaftler Jun. Prof. Dr. Sjon Hartman. In der ersten Forschungsphase konnte das Team bereits zeigen, dass bestimmte Bakterien die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen durch Überflutungen bedingten Sauerstoffmangel erhöhen.

Nun wollen die Wissenschaftler*innen das Potenzial dieser Bakterienstämme weiter erforschen und in Kooperation mit Industrie- und Landwirtschaftspartner*innen auf den Feldeinsatz übertragen. „Wir nutzen Bakterienstämme, die auf einen konservierten Akklimatisierungsmechanismus bei Landpflanzen abzielen“, sagt Hartman. „Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser bakteriellen Lösung stabilere Erträge in einer Zeit unvorhersehbarer und extremer Witterungsbedingungen ermöglichen können.“ Dazu kooperiert sein Team mit der Universität von Nottingham/Großbritannien sowie einem Landwirt aus der Ortenau und zwei regionalen Unternehmen. Hartman ist Juniorprofessor und Mitglied des Exzellenzclusters CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies an der Universität Freiburg.

Bäume und Sträucher im Weinbau

Die Kombination von Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen untersucht das Projekt „VitiForst – Gehölze im Weinbau zur Steigerung von Klimaschutz und Biodiversität“. An dem Forschungsverbund sind neben der Universität Freiburg auch das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg, die Universität Hohenheim und die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen beteiligt. In der ersten Forschungsphase konnten die Forschenden bereits Potenziale und Herausforderungen der als Vitiforst bezeichneten Systeme, bei denen Bäume und Sträucher mit Weinbau kombiniert werden, für den Öko-Weinbau ermitteln. Eine begleitende Befragung von Akteur*innen zeigte außerdem ein unerwartet hohes Interesse auf, solche Systeme in der Praxis einzusetzen.

In der nun folgenden zweiten Projektphase sollen zwei Versuchsflächen angelegt und ein dauerhaftes Untersuchungsprogramm zum Thema Vitiforst eingerichtet werden. Ergänzend werden bereits bestehende Vitiforst-ähnliche Flächen genutzt, um die verschiedenen Interaktionen zwischen den Gehölzen und dem Wein zu untersuchen. In zwei Modellregionen im Remstal und am Kaiserstuhl werden ökologische Weingüter und weitere Akteur*innen eingebunden, um die Praxistauglichkeit der Systeme zu gewährleisten. „Durch unser Projekt nimmt der Weinbau in Baden-Württemberg im Bereich der integrierten Landnutzungssysteme eine Vorreiter-Rolle ein“, sagt Dr. Christopher Morhart, Mitarbeiter an der Professur für Waldwachstum und Dendroökologie der Universität Freiburg. „Die Vitiforst-Flächen sollen zukünftig nicht nur für die Forschung, sondern auch als Demonstrationsobjekt für die Aus- und Weiterbildung genutzt werden und damit dauerhaft dem Praxistransfer dienen.“

Kontakt

Hochschul- und Wissenschaftskommunikation

Universität Freiburg
Tel.: +49 761 203 4302
E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de