Siegelement der Uni Freiburg in Form einer Blume

Prof. Dr. em. Jochen Martin (†)

Ein Porträtfoto von Prof. Dr. em. Jochen Martin.

Prof. Dr. em. Jochen Martin (†)

Emeritus

Nachruf auf Prof. Dr. Jochen Martin (26.12.1936 – 3.5.2025)

Jochen Martin verstarb am 3. Mai 2025 im Alter von 88 Jahren in Freiburg. Er hatte von 1980 bis 2002 den Lehrstuhl für Alte Geschichte und Historische Anthropologie an unserer Universität inne.

1936 in Peiskretscham in Oberschlesien geboren, studierte Jochen Martin Geschichte und Latein an den Universitäten Kiel, Tübingen und Freiburg i.Br. Während seiner Promotionszeit arbeitete er von 1962 bis 1964 als Redakteur des Lexikons für Theologie und Kirche des Freiburger Herder-Verlags. Später verantwortete er im selben Verlag Neuauflagen des „Atlas zur Kirchengeschichte“. Nach der Promotion 1965 ging er ein Jahr später als Assistent an die neugegründete Universität Konstanz, wo er sich 1972 habilitierte. Anschließend lehrte er als Universitätsdozent an der Universität Freiburg, bis er 1976 einen Ruf nach Bielefeld erhielt. 1980 folgte er dem Ruf nach Freiburg, wo er bis zu seiner Emeritierung im WS 2001/02 Alte Geschichte und Historische Anthropologie lehrte.

Martins besonderes Interesse galt der Spätantike und dem frühen Christentum. Seine letzte Monographie, erschienen 2010, ist der Frühgeschichte des Papsttums und der Darstellung der neutestamentlichen Heilgeschichte im Triumphbogenmosaik von Santa Maria Maggiore in Rom gewidmet.

Martin war nicht nur ein engagierter und anregender Lehrer, sondern auch ein erfolgreicher Vermittler althistorischen Wissens jenseits der Grenzen des Faches. Generationen von Studierenden und Gasthörer*innen schätzten seine Vorlesungen. In der 29. Neuauflage des „Großen Ploetz“ (1981) stammt fast die Hälfte des althistorischen Teils von ihm, seine Tabellen und Schautafeln waren bewährte Hilfsmittel für Staatsexamenskandidat*innen. Der von ihm herausgegebene Band „Das Alte Rom“ (1994) richtete sich an den Experten sowohl als auch den interessierten Laien.

Über viele Jahrzehnte, ab 1972 als Mitherausgeber und von 1979 bis 2007 als Schriftleiter gehörte Martin der Leitung des Saeculum, des Jahrbuchs für Universalgeschichte, an, das er maßgeblich prägte. In dessen Umfeld wurde auch das Institut für Historische Anthropologie in Freiburg gegründet, dem Martin jahrelang vorstand. Ziel des Instituts war es, die beständig im Wandel begriffene menschliche Natur als totales Phänomen in transkulturellen Wirkungszusammenhängen zu untersuchen. Hierher gehören Martins Forschungen zur römischen Familie, die im Fach besondere Beachtung fanden. Im WS 1994/95 konnte auf Martins Betreiben der interdisziplinäre Magisterstudiengang „Historische Anthropologie“ an der Freiburger Universität etabliert werden, der als Masterstudiengang Interdisziplinäre Anthropologie bis heute sehr erfolgreich ist. Bereits ein Jahr zuvor wurde die Denomination seines Lehrstuhls in „Alte Geschichte und Historische Anthropologie“ geändert. 

Mit Jochen Martin verlieren wir einen bedeutenden Forscher und akademischen Lehrer, der maßgeblich zur Entwicklung des Faches Alte Geschichte beigetragen hat. Das Fach, die Philosophische Fakultät, der Senat und die Universität werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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