Wie organisiere ich mich in der Lernphase? Welche Aufgaben sind wirklich wichtig? Was mache ich bei Prüfungsangst? Auf diese Fragen bekommen Studierende bei der Zentralen Studienberatung Antworten. Montags, dienstags und donnerstags findet wöchentlich eine offene Sprechstunde statt, zu der Interessierte unangemeldet kommen können.
Am 12. Februar 2020 veranstaltete die Universitätsbibliothek den Aktionstag Hausarbeit vom „Thema zum Text“. Studierende konnten sich an diesem Tag beraten lassen, in Workshops hilfreiche Techniken erlernen und bei Vorträgen Informationen zu Methodiken sammeln. Auch Ute Benninghofen und Anna Mielich von der Zentralen Studierendenberatung nahmen an der Veranstaltung teil. Benninghofen hielt einen interaktiven Vortrag zur „Prüfungsangst“ und Mielich bot einen Workshop zum Thema „Selbstorganisation“ an. Im Interview verraten sie Tipps für Studierende in der Prüfungsphase und welche Ansprechstellen es gibt.
Benninghofen: Eine Veranstaltung wie der Aktionstag der Universitätsbibliothek bietet Studierenden eine niederschwellige Möglichkeit, sich vor dem Hintergrund der eigenen Fragestellungen und Problemfelder einen ersten Eindruck von unterstützenden Möglichkeiten zu verschaffen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass das Angebot hilft, Hemmschwellen und Berührungsängste mit dem eigenen Thema und potenziellen Unterstützungsangeboten abzubauen.
Mielich: Mein Eindruck war, dass die Studierenden bei der Veranstaltung in der UB ein umfangreiches Angebot für ihre Fragen und Anliegen rund um das Schreiben der eigenen Hausarbeit oder Abschlussarbeit bekommen haben. Wer Lust dazu hatte, sich in kleinen Gruppen oder auch individuell beraten zu lassen, konnte das tun. Durch die kurzen Veranstaltungen sind sicher nicht alle Schwierigkeiten gelöst worden, aber erste Ideen und Möglichkeiten für weiteren und eigenen Umgang damit entstehen.
Benninhofen: Prüfungsangst betrifft viele Menschen in verschiedensten Ausprägungen. Sie hat eine Vielzahl von Facetten und Ursachen wie zum Beispiel die Verinnerlichung dysfunktionaler Glaubenssätze, das Gefühl des inneren Schrumpfens und körperliche und emotionale Erregungszustände bis hin zum Blackout. Häufig tritt die Angst nicht erst in der Prüfungssituation auf, sondern ist schon bei der Vorbereitung da. Viele Betroffene haben im Vorfeld Schwierigkeiten beim Lernen, weil die Angst vor der Klausur sie lähmt.
Benninghofen: Es ist hilfreich, in Intervallen zu lernen. Die Dauer kann jede und jeder selbst bestimmen. Eine mögliche Einteilung ist: 25 Minuten konzentriert zu arbeiten und danach fünf Minuten Pause machen. Dabei gilt Qualität vor Quantität. Wenn ich mich acht oder mehr Stunden am Stück in die Universitätsbibliothek setze und lerne, funktioniert das oft nicht. Besser sind mehrere individuell gestaltete Intervalle. Zweitens: Nicht auf die Defizite fixieren. Besonders kurz vor der Prüfung ist es wichtig, sich auf das zu konzentrieren, was ich schon kann. Vor allem, wenn ich das Gefühl habe, meine Leistung reicht nicht und die Angst größer wird. Dabei kann es helfen, schon während der Lernphase Wissenswachstum sichtbar zu machen. Zum Beispiel für jede erledigte Aufgabe oder jedes Lernintervall ein Stück Papier zusammenknüllen und es in ein durchsichtiges Gefäß werfen. Mein dritter Tipp ist, das Belohnungsdiktat zu durchbrechen. Damit meine ich, dass viele Studierende mit der Methode arbeiten: Erst wenn ich diese Aufgabe erledigt habe, gönne ich mir etwas. Das ist ungünstig für den Selbstwert. Ich darf und soll mir immer etwas gönnen, vor allem in Stressphasen. Wenn es mir gut geht, bin ich auch leistungsfähiger. Mein letzter Ratschlag sind multisensorische Selbstregulationstechniken, wenn ein Blackout droht. Techniken wie das „Klopfen“ helfen in diesem Fall.
Mielich: Selbstorganisation ist nicht Selbstoptimierung. Es geht also nicht darum, wie kann ich es noch besser machen und noch mehr aus mir herausholen. Sondern Selbstorganisation bedeutet für mich, das Leben und den Studienalltag so zu gestalten, dass ich mich damit wohlfühle.
Mielich: Mein erster Tipp ist, alles zu notieren, was ich zu tun habe. Die einzelnen Aufgaben kann ich dann priorisieren, am besten mit Datum. Dabei können Zeitmanagement-Technik wie die Eisenhower Matrix nützlich sein. Bei dieser Methode werden alle Aufgaben in vier Felder mit den Abstufungen von ´sehr wichtig´ bis ´unwichtig´ einsortiert und entsprechend ihrer Priorität erledigt. Das Unangenehmste zuerst fertig stellen, ist mein zweiter Tipp. Am besten jeden Tag neu überlegen, was habe ich zu tun und welche der Aufgaben ist mir am unangenehmsten. Manchmal brauchen diese Tätigkeiten nicht die meiste Zeit, aber wir schieben sie auf und haben dann ein schlechtes Gewissen. Das bündelt viel Kapazität. Außerdem ist es wichtig, den ganzen Menschen zu sehen. Wir müssen zum Beispiel immer auch unseren Haushalt erledigen oder sozialen Verpflichtungen nachkommen. Deshalb ist es notwendig, alles in unserem Leben zu berücksichtigen und für Veranstaltungen und Termine, die nichts mit dem Studium zu tun haben, Platz einzuräumen.
Benninghofen: Studierenden können mit allen Anliegen zu uns in die Zentrale Studienberatung kommen. Wir haben an drei Tagen die Woche eine offene Sprechstunde, für die keine Voranmeldung nötig ist. Die Sprechstunde kann in akuten Situationen sehr hilfreich sein. Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit, Beratungstermine auszumachen, um in einem geschützten und zeitlich angemessenen Rahmen gemeinsam mit den Ratsuchenden an den individuellen Themenstellungen zu arbeiten.
Mielich: Wir Beraterinnen und Berater stehen unter Schweigepflicht und arbeiten personenzentriert. Wir sehen jeden Menschen als etwas Einmaliges und unterstützen die Ratsuchenden dabei, ihre ganz individuelle Lösung zu entwickeln. Unsere Beratung sind daher immer ergebnisoffen und geben Hilfe zur Selbsthilfe.
Benninghofen: Und sollte ein Beratungsanliegen einmal etwas anderes als unsere Expertise brauchen, so sind wir gut vernetzt und können in Absprache mit den Ratsuchenden die passenden Ansprechpartnerinnen und -partner finden.
Informationen:
Besuchsadresse:
Sedanstraße 6
79098 Freiburg
Offene Sprechstunde (ohne Anmeldung):
Montag, Dienstag, Donnerstag: 09:00 – 12:00 Uhr
Dienstag und Donnerstag: 14:00 – 16:00 Uhr
Terminvereinbarung:
Telefonisch: 0761/203-4246
Online-Anmeldung zur Sprechstunde finden Sie hier.