Die Forschungen zu Nachkriegszeiten des 20. Jahrhunderts haben in den letzten Jahren einen Boom erlebt, und vor allem der Nachkriegszeit nach 1945 wird auch in der breiteren Öffentlichkeit ein großes Interesse entgegengebracht. Deutlich anders sieht es beim Blick auf Nachkriegszeiten vor dem 20. Jahrhundert und insbesondere in der Vormoderne aus. Diese haben bislang kaum die Aufmerksamkeit der Geschichtswissenschaft wie auch anderer Disziplinen gefunden. Dadurch sind Nachkriegszeiten bislang auch nicht in epochenübergreifender und systematischer Weise zum Gegenstand der Forschung gemacht worden.
Workshop der FRIAS-Projektgruppe „Nachkriegszeiten: Pluralität – Temporalität – Re/Konstruktionen“ sowie des von der DSF geförderten Pilotprojekts „Konstruktionen von Nachkriegszeiten im 17. und 20./21. Jahrhundert“
Wann?
13.02.2025 (14:00) bis 14.02.2025
Wo?
Historischer Peterhof, Niemensstraße 10, 79098 Freiburg
Zielgruppe?
wissenschaftliche Fachöffentlichkeit
Kontakt
E-Mail: Philip.hofmann@geschichte.uni-freiburg.de
(Anmeldung bis 10. Februar, spontane Teilnahme ist möglich)
Auf dem Workshop sollen daher mit dem Dreißigjährigen Krieg und dem 2. Weltkrieg zwei „paradigmatische“ Kriege der Frühen Neuzeit und des 20. Jahrhunderts mit Blick auf ihre jeweilige Nachkriegszeit diskutiert und miteinander verglichen werden. Durch eine historisch-vergleichende wie auch interdisziplinäre Perspektive soll das Potential einer Erforschung von Nachkriegszeiten in Moderne und Vormoderne ausgelotet werden. Im Rahmen des Workshops werden im Besonderen zwei miteinander verbundene Dimensionen von Nachkriegszeiten diskutiert:
Zum einen wird der Blick auf Temporalitäten von und in Nachkriegszeiten gerichtet. Hierbei stellen sich unterschiedliche Fragen, unter anderem inwieweit Nachkriegszeiten als distinkter Zeitraum gedacht wurden bzw. werden konnten, wie sich der Übergang von Krieg und Kriegsende zur Nachkriegszeit gestaltete, in welcher Weise in der Nachkriegszeit der vergangene Krieg und die Kriegserfahrungen aktualisiert und erinnert wurden und wie lange Nachkriegszeiten dauerten. Ebenso lässt sich fragen, welche Vorstellungen über mögliche (zukünftige) Nachkriegszeiten während des Kriegs existierten und wie diese das Handeln und Denken im Krieg beeinflussten.
Zum anderen sollen Re/Konstruktionen von und in Nachkriegszeiten diskutiert werden. Hier kommen insbesondere miteinander verbundene Praktiken des Wiederaufbaus und der Neu- bzw. Re-Formierung in physischer, sozialer, kultureller, rechtlicher oder auch emotionaler Hinsicht in den Blick. Dabei stellt sich etwa auch die Frage, inwieweit versucht wurde, an die Zustände der Vorkriegszeit anzuknüpfen und diese wiederherzustellen.
Donnerstag, 13.02.2025 | |
14:00 Uhr | Begrüßung und Einführung, Elisabeth Piller (Freiburg) |
14:20 Uhr | Sektion 1.1 Temporalitäten in und von Nachkriegszeiten I: 1648 (Moderation: Paulina Starski, Freiburg) Philip Hoffmann-Rehnitz, André Krischer, Claudius Sittig (alle Freiburg): Temporalitätskonstruktionen und Zeitpraktiken des (Nach-)Kriegs vor und nach 1648 Hendrik Simon (Frankfurt a.M.): 1648 – 1815 – 1945: Zur Dialektik von (Nach-)Krieg und normativer Ordnung |
16:10 Uhr | Kaffeepause |
16:40 Uhr | Sektion 1.2 Temporalitäten in und von Nachkriegszeiten II: 1945 (Moderation: Elisabeth Piller, Freiburg) Stefan Laffin (Rom): Viele Kriege und noch mehr Kriegsenden? Italien, 1943-1945 Malte Zierenberg (Berlin): Gefühle des Übergangs. Anmerkungen zu einigen Emotionen des Jahres 1945 Joana van de Löcht (Münster): „Die Lücke zwischen dem Nichtmehr und dem Nochnicht.“ Zeitwahrnehmung in frühen Nachkriegstagebüchern |
ca. 18:30 Uhr | Veranstaltungsende |
Freitag, 14.02.2025 | |
9:00 Uhr | Sektion 2.1 Re/Konstruktionen in und von Nachkriegszeiten I: 1648 (Moderation: Claudius Sittig, Freiburg) Claire Gantet (Fribourg): Nach dem Dreißigjährigen Krieg? Demobilisierung, „Regeneration“ und Integration (1640er-1660er Jahre) Dirk Niefanger (Erlangen): Literarische Öffentlichkeiten beim globalen Neuanfang: Nürnberg 1649–1650 und 1945–1949 |
10:30 Uhr | Kaffeepause |
11:00 Uhr | Sektion 2.2 Re/Konstruktionen in und von Nachkriegszeiten II: 1945 (Moderation: Katharina Stein, Freiburg) Christine Krüger (Bonn): Die Jugend als Projektionsfläche für (Re-)Konstruktionsvorstellungen: Jugenddiskurse in Deutschland 1945-1955 Raphael Schäfer (Heidelberg): Die Organisation des Nachkriegs: Kontrollratsgesetze in Deutschland 1945-1948 |
12.30 Uhr | Abschlussdiskussion (Moderation: André Krischer, Freiburg) |
ca. 13.00 | Veranstaltungsende |