Dank großzügiger Spenden der Alumni Freiburg e.V. und durch Mittel des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) konnte die Universität Freiburg Fellowships für ukrainische Wissenschaftler:innen anbieten. Eine der Geförderten ist die Linguistin Oksana Mykhalchuk.
„Ich kann mich immer noch genau an alles erinnern, was ich an diesem Tag erledigen wollte“, resümiert Oksana Mykhalchuk über den 24. Februar 2022, den Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Eigentlich forscht sie am am O. O. Potebnia Institut für Linguistik an der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Kyiv. Doch nach einigen Tagen floh sie mit ihren beiden Töchtern zu ihrer Mutter in den Westen der Ukraine und stand vor einer unsicheren Zukunft. „In der Ukraine war es schwer, mich auf meine Forschung zu konzentrieren”, sagt sie rückblickend.
Im März 2022 erfuhr Mykhalchuk vom Förderprogramm für ukrainische Wissenschaftler:innen der Universität Freiburg. Dank großzügiger Spenden des Fördervereins Alumni Freiburg e.V. und durch Finanzmittel des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) konnten an letzterem mehrere Kurzzeit-Fellowships angeboten werden. Auf eines davon bewarb sich Mykhalchuk erfolgreich. Ermöglicht wurde ihr Aufenthalt zudem durch die Unterstützung von Kolleg:innen des Slavischen Seminars, vor allem durch Prof. Achim Rabus und Prof. Juliane Besters-Dilger.
Im Mai kam Mykhalchuk in Freiburg an und fühlte sich sofort wohl. „Einige Straßen hier erinnern mich an Lemberg oder an Czernowitz“, sagt sie. „Am meisten beeindruckt hat mich die Universitätsbibliothek. Dort habe ich auch einige ukrainische Publikationen entdeckt.“ Am FRIAS schätzt Mykhalchuk den interdisziplinären Austausch sowie die freundliche Haltung der gesamten Community, die aufmerksam war und stets Unterstützung anbot. Besonders inspirierend sei der Ukraine@War Monitor gewesen, ein kurzfristig eingerichtetes Format, in dem sich interessierte Wissenschaftler:innen der Universität Freiburg über den Ukraine-Krieg austauschten.
In ihren Forschungen beschäftigt sich Mykhalchuk mit Fragen der Sprachenpolitik und des Sprachenschutzes im europäischen Raum. In einer aktuellen Studie untersucht sie die sprachliche Identität von Gebieten, um ein tieferes Verständnis dafür zu erlangen, wie die geopolitische Situation die Dynamik und Stabilität der sprachlichen Identität beeinflusst. Der Krieg in ihrer Heimat belastet sie, ihre tägliche Arbeit gibt ihr jedoch Halt: “Es ist schwierig, aber jeder muss seine Arbeit machen und an dem arbeiten, was zumindest in seinem Tätigkeitsbereich geplant war. Nur so kann man Vertrauen in sich selbst aufbauen, dass es einen Sieg geben wird”.
Text: Max Bolze, 13.03.2023
Foto: Emily Schlegel