Am Donnerstag, den 8.12.2022 fand in der Prometheushalle und der Aula im KGI, dem Herzen der Universität, von 15 bis 18 Uhr der Tag der Lehre der Medizinischen Fakultät statt – zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder mit Präsenzoption. Unter dem Motto „Gemeinsam Lehre gestalten!“ kamen engagierte Lehrinteressierte zusammen, um sich interdisziplinär und interprofessionell über innovative Lehrprojekte an der Medizinischen Fakultät Freiburg auszutauschen und neue Angebote live auszuprobieren.
Zwischen dem Tag der Lehre 2019 und dem diesjährigen lag ein „ungeplanter Massenstart in die Digitalisierung“, wie Studiendekanin Prof. Dr. Annette Thierauf-Emberger in ihrer Begrüßungsrede skizzierte. Wenig überraschend also, dass die Möglichkeiten und Herausforderungen digitaler Lehre ein zentrales Thema des Nachmittags darstellten. Als hybride Veranstaltung konzipiert, war die Teilnahme an den Key-Note-Vorträgen auch per Livestream möglich. Mit der Hands-On-Corner stand den Gästen zudem ein neu konzipierter Bereich zum Mitmachen, Vernetzen und Lehre-Erleben zur Verfügung, entstanden aus der Erfahrung, dass sich viele der neuen interaktiven Projekte mit Postern nicht gut abbilden lassen.
Zu Beginn stellte Prof. Dr. Christian Offergeld, Oberarzt und Lehrbeauftragter der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, die beeindruckenden Lehrprojekte seiner Abteilung im Bereich Virtual Reality vor. Als es Anfang 2020 galt, Hygieneordnung und Lehre unter einen Hut zu bringen, habe er sich an die Devise „Handeln statt Heulen“ gehalten und die Lehrangebote der HNO angepasst. Dabei profitierte er davon, dass sein Lehrteam bereits seit 2017 Virtual Reality in der Lehre einsetzt. Diese Technologie findet in der HNO-Lehre Anwendung sowohl bei der Wissensvermittlung über die Anatomie und Funktion des Felsenbeines (VR-Oto-Projekt Human Ear in Kooperation mit Anatomie und Radiologie), als auch bei der praktischen Ausbildung in der Notfallkoniotomie (VR-Koniotomie-Projekt in Kooperation mit dem Studiendekanat) oder beim Earsi Otoskopietrainer. Durch die Einbindung von Virtual Reality in die bestehenden Lehrformate gelinge es, die Ausbildung vielseitiger zu gestalten, Echtzeitbedingungen oder Patient*innenreaktionen zu simulieren und den Studierenden Feedback und Hilfestellungen zu geben. Die positiven Evaluationen der Lehrprojekte hätten gezeigt, dass innovative Projekte mit Virtual Reality die medizinische Lehre ergänzen und verbessern können.
Als zweiter Key-Note-Speaker lud Dr. Stefan Titz, Physiologe und wissenschaftlicher Leiter der IT-Lehre in Heidelberg, die Anwesenden zu einer Diskussion über wichtige Elemente bei der dauerhaften Gestaltung digitaler Lehre ein. Anschließend präsentierte er mit dem Kooperationsprojekt MedEdCloud eine zentrale Strategie für die Digitalisierung der medizinischen Lehre an den fünf Medizinischen Fakultäten Baden-Württembergs. Auf der MedEdCloud sollen Lehrende zukünftig passende Medien für ihren Unterricht finden können, indem sie auf bereits erstellte E-Learnings und asynchrone Lehrinhalte der anderen Fakultäten Zugriff erhalten. Solche Kooperationsprojekte seien nachhaltiger als Insellösungen, da pro Fakultät weniger Ressourcen in der Erstellung benötigt würden und man vom gebündelten Know-How profitiere, warb Dr. Titz für mehr Zusammenarbeit bei der Digitalisierung analoger Lehrprozesse.
Larissa Forster, Studiengangskoordinatorin des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft, betonte die Wichtigkeit interprofessioneller Lehrveranstaltungen, durch die Studierende der Humanmedizin, Pflegewissenschaft und Physiotherapie die Kompetenzen der jeweils anderen Berufsgruppen kennenlernen und gemeinsam interprofessionelle Krankenhausszenarien üben können. Außerdem berichtete sie vom Umzug der pflegewissenschaftlichen Studiengänge auf die neue Lehr- und Lernplattform medicAL, eine ILIAS-basierte Plattform der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg, welche auf die Anforderungen gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge zugeschnitten ist. Der Umzug sei Dank der vollumfänglichen Betreuung durch das Digitalisierungsteam einfach gewesen und reibungslos verlaufen, machte sie allen Mut, denen der Umzug auf die neue Plattform noch bevorsteht.
Auf 22 Postern und in sieben Beiträgen in der Hands-On-Corner hatten die anwesenden engagierten Lehrenden die Möglichkeit, ihre eigenen Lehrprojekte vorzustellen, das VR-Koniotomieprojekt von Prof. Offergeld, den mobilen Ultraschall von Sono4Students (Alice Kuhn, Pablo Nieratschker), die Key-Feature-Fragen der Neurologie (PD Dr. Jochen Brich, Dr. Cora Koch) und andere spannende Angebote selbst auszuprobieren, sich untereinander auszutauschen und Ideen für neue Kooperationen zu sammeln.
Innovative (Kooperations-) Projekte aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Anatomie, Dermatologie, HNO, Infektiologie, Medizinische Psychologie, Neurologie, Pädiatrie, Pflegewissenschaft, Physiotherapie, Psychosomatik, StudiTZ, Strahlenheilkunde und Zahnmedizin wurden intensiv diskutiert. Das Lehrentwicklungsteam des Studiendekanats zeigte mit dem KoFFee-Tool zur Feedbackerhebung, der Meeting Owl, den in Kooperation mit Lehrpersonen erstellten E-Learnings, den Mentoring-Programmen MentoMed 1 und 2 sowie Berichten über die Arbeit am NKLM und den Longitudinalen Strängen, dass sich sein Angebot in den letzten Jahren deutlich erweitert hat.
„Die Veranstaltung ist sehr gelungen“, freute sich die Hauptorganisatorin Anna-Maria Waibel, Projektkoordinatorin im Bereich Digitale Lehre des Lehrentwicklungsteams. Insbesondere habe sie der persönliche Austausch mit Lehrenden genossen, die sie bislang nur von Videokonferenzen gekannt habe. Bei entspannter Atmosphäre konnten sich engagierte Lehrende über die Fachbereiche und Professionsgrenzen hinaus austauschen, ganz nach dem Motto „Gemeinsam Lehre gestalten!“. Und so steht schon jetzt fest, dass es 2023 erneut einen Tag der Lehre geben soll.
Interessierte, die nicht an dem Tag der Lehre 2022 teilnehmen konnten, können im medicAL-Kurs „Tag der Lehre 2022“ die Aufzeichnung des Livestreams nachschauen und einen Blick auf die Poster mit Abstracts werfen: https://medical.uni-freiburg.de/goto.php?target=cat_25178&client_id=medical; zuerst Login mit Uni-Account, dann dem Link folgen