Siegelement der Uni Freiburg in Form einer Blume

Jetstream beeinflusst europäische Gesellschaften seit Jahrhunderten

Freiburg, 27.09.2024

Eine neue Studie in „Nature“ hat untersucht, wie historische Extremwetterereignisse zu Ernteausfällen, Waldbränden und Epidemien beitrugen. Mitgewirkt hat auch die Freiburger Forstwissenschaftlerin Dr. Andrea Seim.

Der Jetstream ist ein Starkwindfeld, das sich in großer Höhe wie ein Band um die Erde zieht. Veränderungen des Jetstreams hatten schon vor Jahrhunderten großen Einfluss auf das Sommerwetter in Europa – mit teils gravierenden gesellschaftlichen Folgen. Das zeigt ein internationales Team von Forschenden unter Beteiligung der Universität Freiburg in einer neuen Studie, die im Journal Nature erschien.

Direkte Messungen des Jetstreams gibt es erst seit den späten 1940er-Jahren. Das Team nutzte daher Jahresringe von Baumproben aus drei europäischen Regionen (Britische Inseln, Alpen und Balkan), um historische Veränderungen des Jetstreams bis zurück in das Jahr 1300 n. Chr. zu rekonstruieren. Mithilfe dieser Daten konnten die Forschenden demonstrieren, dass der Jetstream seit über 700 Jahren kontrastierende Sommerwetter zwischen Nordwest- und Südost-Europa generiert. Die Studie belegt darüber hinaus, dass diese Wetterereignisse große gesellschaftliche Folgen hatten, weil sie Ernteausfälle, Waldbrände und Epidemien begünstigten.

„Im Rahmen der Studie konnten wir beispielsweise zeigen, dass der Jetstream erhebliche Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion in Europa hatte. Wenn durch eine anomal nördliche Position des Jetstreams ein feucht-kaltes Wetter in Nordwesteuropa sowie ein trocken-heißes Wetter in Südosteuropa herrschte, kam es zu Ernteausfällen, die Getreidepreise stiegen und die Ernährungssicherheit der Bevölkerung war bedroht“, erläutert Dr. Andrea Seim von der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, die als Ko-Autorin an der Studie mitwirkte. „Das Spannende an der Studie ist, dass wir verdeutlichen konnten, das Wetterextreme im Sommer, die durch anomale Positionen des Jetstreams ausgelöst wurden, einen großen Einfluss auf historische Gesellschaften hatten“, sagt Seim, die ab dem 1. Oktober die Professur für Wald- und Forstgeschichte an der Universität Freiburg vertritt.

Daraus ließen sich auch Lehren für die Zukunft ziehen, so die Forschenden. Der Klimawandel könne starke Veränderungen des Jetstreams verursachen, die in der Folge zu weiteren Extremwetterereignissen führen könnten.

Ein Portraitbild von Dr. Andrea Seim vor einem Baum.


„Das Spannende an der Studie ist, dass wir verdeutlichen konnten, das Wetterextreme im Sommer, die durch anomale Positionen des Jetstreams ausgelöst wurden, einen großen Einfluss auf historische Gesellschaften hatten“

Dr. Andrea Seim

wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Universität Freiburg

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