Justitia Mentoring ist das Mentoring-Programm der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Freiburg und wurde 2003 auf Initiative einiger wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen verschiedener juristischer Lehrstühle gegründet. Justitia Mentoring hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ausgangschancen junger Juristinnen für ein gleichberechtigtes Berufsleben durch individuelle Betreuung und Beratung zu verbessern. Dabei sollen vor allem auch Perspektiven und Möglichkeiten durch weibliche Vorbilder aufgezeigt werden.
Die Hauptsäule von Justitia Mentoring stellt das Mentoring an sich dar. Jede Studentin der Rechtswissenschaften kann eine Mentorin zugeteilt bekommen, die ihr für Fragen rund um das Studium und ihren beruflichen Werdegang zur Verfügung steht. Die Mentorin kann eine Studentin aus einem höheren Semester sein (ab dem 5. Semester möglich), eine wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Lehrstuhls, eine Promovendin, eine Referendarin oder eine schon im Berufsleben angekommene Juristin. Rund alle 4-6 Wochen treffen sich Mentorin und Mentee und besprechen die aktuell anstehenden Herausforderungen im Studium und Lebensraum Uni sowie Zielsetzungen der Mentee, sowohl lang- als auch kurzfristig. Auf freiwilliger Basis können sich die Mentorinnen auf ihre Aufgabe in einem von Justitia Mentoring organisierten Workshop vorbereiten lassen und nicht selten ist aus der Mentorin-Mentee-Beziehung auch schon eine Freundschaft entstanden.
Abgerundet wird diese Hauptsäule von den Veranstaltungen, die Justitia Mentoring über das Semester verteilt organisiert. Hierbei wird auf verschiedene Formen von Veranstaltungen gesetzt, bei denen sich die Justitiae zudem immer auch vernetzen können. Unter anderem werden Working Lunches organisiert, bei denen eine Frau mit interessantem Werdegang und Beruf einen Einblick in ihren Alltag gewährt und von ihren Problemen und Hürden berichtet, sowie Lunch Talks, bei denen über Themen wie Auslandsaufenthalte oder Promotion informiert wird. Zudem werden auf der jährlich stattfindenden Berufsbilderveranstaltung verschiedene erfolgreiche Juristinnen vorgestellt, um den Justitiae die Begegnung mit weiblichen Vorbildern nicht nur in den klassischen Berufsfeldern zu ermöglichen.
Zudem finden regelmäßig Netzwerkveranstaltungen statt, bei denen sich im Rahmen eines gemütlichen Grillabends oder eines Straußenausflugs ausgetauscht und vernetzt werden kann. Auch werden immer wieder Workshops angeboten, um Softskills zu verbessern, z.B. zum Thema Rhetorik oder Bewerbung. Zudem bietet Justitia Mentoring durch das Alumnae-Projekt die Möglichkeit sich auch nach dem Studium weiter in ganz Deutschland zu vernetzen.
Nachdem viele Jahre bei Justitia Mentoring alles auf ehrenamtlicher Basis organisiert wurde, können wir mittlerweile ein hauptamtliches Leitungsteam bestehend aus fünf Personen aufweisen, welches durch ein ehrenamtliches Team tatkräftig unterstützt wird. Und nicht zu vergessen sind natürlich unsere Mentorinnen, die allesamt ehrenamtlich tätig sind und ohne die ein Mentoring-Programm selbstverständlich nicht funktionieren würde.
Nicht nur in juristischen Berufen stellt sich die Problematik der unzureichenden Anzahl von Frauen in Führungspositionen. Auch in anderen Bereichen finden sich Frauen äußerst selten, und das, obwohl sie die gleichen Qualifikationen aufweisen. Die Gender Pay Gap ist zudem auch kein juristenspezifisches Phänomen. Viele weitere Berufszweige sind von dieser Thematik betroffen. Aufgrund der positiven Erfahrung, die Justitia mit dem Mentoring Programm gemacht hat, kann ein solches Konzept für jede andere Fakultät nur wärmstens empfohlen werden. Die Nachfrage nach Mentorinnen steigt mit jedem neu beginnenden Semester stetig an und ein Abbruch dieses Erfolges ist bislang nicht in Sicht. Justitia Mentoring zählt mittlerweile stolze 700 Mitglieder.
Ein solches Programm in anderen Fakultäten aufzubauen bedeutet natürlich eine Menge Arbeit, dennoch werden die Studentinnen der einzelnen Fakultäten langfristig gesehen davon absolut profitieren. Gerade im Bereich technischer und naturwissenschaftlicher Studiengänge, in denen Frauen sehr unterrepräsentiert sind, wäre ein solches Mentoring-Programm sicherlich eine große Bereicherung.
Fazit einer früheren Mentee/heutigen Mentorin und aktuellen hauptamtlichen Leiterin:
„Die Unterstützung durch eine Mentorin gerade zu Beginn des Studiums war für mich persönlich sehr hilfreich. Gerade im juristischen Studium muss man mit sehr viel Verunsicherung zurechtkommen durch eine nicht gerade großzügige Notengebung, viele Freiheiten und Möglichkeiten im Studium, die auch überfordernd wirken können, sowie das Verschwinden der einzelnen Person in der Anonymität eines ca. 400 Personen starken Studienganges pro Jahrgang, was gegenüber dem gewohnten schulischen Umfeld sehr neu ist. Hierbei kann die Mentorin Rückhalt geben, Vorbild sein, Fragen klären und die Verunsicherung damit ein Stück weit nehmen.“
Als Mentorin hat man anschließend die Möglichkeit, etwas von dem, was einem selbst zugutekam, zurückzugeben. Zudem ist es sehr bereichernd, den individuellen Werdegang der Mentee unterstützend zu begleiten. Wichtig ist aber auch, dass die Mentoringbeziehung nicht als einseitige Dienstleistung der Mentorin begriffen wird, sondern als zwischenmenschliche Beziehung, die auf beiden Seiten Engagement erfordert.
Weitere Informationen zum Programm:
https://www.jura.uni-freiburg.de/de/einrichtungen/justitia-mentoring