Siegelement der Uni Freiburg in Form einer Blume

Klausurtagung Workshop 4: Studienabbruch, Anforderungen und Erwartungen

Die Klausurtagung „Umgang mit Befragungsergebnissen – von der Meinung zur Veränderung“ zu den Zentralen Befragungen musste leider verschoben werden. Darin waren fünf Workshops geplant, deren Inhalte in dieser Artikelserie vorgestellt werden.

In diesem Workshop geht es thematisch vor allem um die Ergebnisse der Befragungen der Exmatrikulierten, die 2017, 2018 und 2019 an der Albert-Ludwigs-Universität durchgeführt wurden. Ziel dieser Befragungen war es, die unterschiedlichen Gründe für einen Studienabbruch oder aber auch einen Studiengangwechsel kennen zu lernen. Zudem wird das Thema Studienabbruch, bzw. -wechsel auch von Seiten der Befragung der Studierenden kontrastiert. Welche Ansatzpunkte für Handlungsoptionen gibt es bei den Themen Abbruch, Anforderungen und Erwartungen?

Der Großteil der befragten Exmatrikulierten 2019 sind Hochschulwechsler*innen (40%) und knapp ein Drittel Studiengangswechsler*innen (Studierende, die ihren Studiengang innerhalb der Universität Freiburg wechselten). Überraschend ist, dass nur 20% der Befragten endgültig abgebrochen haben. Von dieser Gruppe der Abbrecher*innen geben wiederum 48% an, dass sie stattdessen gerade eine Berufsausbildung absolvieren.

Die Ergebnisse der Befragung der Exmatrikulierten 2019 zeigen vor allem, dass unerfüllte Erwartungen (48%), der fehlende Praxisbezug (46%) und der Wunsch nach praktischer Tätigkeit (45%) primäre Abbruchgründe sind. Die Gründe zu viel Studien- und Prüfungsstoff, Selbstständigkeit im Studium und der Leistungsdruck haben über die Jahre spürbar an Bedeutung gewonnen, auch wenn sie nicht die wichtigsten Gründe sind. Als Beispiel lässt sich das Item zu viel Studien- und Prüfungsstoff nennen: Exmatrikulierte haben diesem Item im Verlauf der Jahre eine (sehr) große Rolle zugeschrieben 2017: 27%, 2018: 32 % und 2019: 38%.

Als weiteres wichtiges Ergebnis zeigte sich aus der Befragung der Exmatrikulierten 2019, dass 67% der Abbrüche, bzw. Wechsel in den ersten drei Fachsemestern vorkommen (16% im 1.Semseter, 31% im 2. Semester und 20% im 3. Semester). Dies verdeutlicht auch die Relevanz der Studieneingangsphase für das Thema Abbruch, bzw. Wechsel. Die (ehemaligen) Studierenden empfanden den Entscheidungsprozess, der zum Abbruch/Wechsel führte, in sehr hohem (30 %) oder hohem (25 %) Maße als belastend.

Unter den derzeit Studierenden gibt es 7%, die überlegen ihr Hauptfach zu wechseln, 8% denken darüber nach an eine andere Hochschule zu wechseln und 6% spielen mit dem Gedanken das Studium abzubrechen. Für Personen, die Probleme mit ihrem Studium haben und darüber nachdenken abzubrechen oder ihr Fach zu wechseln, sind Beratungsangebote von besonderer Bedeutung. Wie fühlen sich Studierende also informiert?

Von den unterschiedlichen Informationsmöglichkeiten her gesehen, fanden Studierende die Fachstudienberatung und die Beratung des Service Center Studium am hilfreichsten. Die Homepages der Fachbereiche und der Universität wurden als mittelmäßig hilfreich bewertet.

Somit könnte ein Ansatzpunkt für Handlungsoptionen bei den Themen Abbruch, Anforderungen und Erwartungen sein, die Informationslage der Studierenden und Studieninteressierten zu verbessern. Um keine falschen Erwartungen an ein Studium zu vermitteln, können Fächer oder die Universität bereits vor dem Studium versuchen, die Inhalte und Anforderungen eines Faches deutlicher zu vermitteln. Neben dem von Studienanfänger*innen als sehr gut empfundenen Angebot der Uni Freiburg (das Schülerstudium oder die Möglichkeit, am „Tag der offenen Tür“ Vorlesungen bzw. Seminare zu besuchen) gibt es weitere Good-Practice-Beispiele an anderen Hochschulen, wie z.B. attraktive, mehrtägige Kompaktkurse in Schulen (Hochschule Bochum, Uni Frankfurt), Schülerlabors (Uni Bielefeld) oder Grundpraktika mit entsprechenden Vorlesungen vor der Immatrikulation (Ludwig-Maximilians-Universität München). So kann schon vorher ein Einblick in das bevorstehende Studium gewährt werden und gegebenenfalls die persönliche Eignung für das jeweilige Fach getestet werden (vgl. Berthold et al. 2015).

Auch für den von Studierenden und Exmatrikulierten genannten fehlenden Praxisbezug während des Studiums gibt es Maßnahmen, die dafür sorgen, dass praktische Tätigkeiten im Studium etabliert werden. So können Workshops, in denen man Schlüsselkompetenzen für das Berufsleben erfährt, praxisorientierte Projekte der Hochschule/des Studienprogramms oder das Etablieren von Institutionen an der Hochschule, die den Studierenden reale Fälle im Rahmen von Projekten zu Verfügung stellen, für mehr Praxisbezug während des Studiums sorgen (ebd., siehe auch Klausurtagung Workshop 2 zum Thema Praxis- und Berufsbezug).   

Die Klausurtagung 2020 (Termin auf unbestimmte Zeit verschoben) hat deshalb unter anderem das Ziel, die Themen Studienabbruch, Anforderungen und Erwartungen mit verschiedenen Akteur*innen der Universität näher zu beleuchten und zu diskutieren. Die Teilnehmer*innen haben hier die Möglichkeit, sowohl die Ergebnisse ihrer eigenen Fächer, als auch die des Gesamtberichts der Befragung der Exmatrikulierten 2019 zu reflektieren und sich über den Umgang mit den Ergebnissen auszutauschen. Weitere Informationen dazu sowie zu den Befragungsergebnissen sind auf der Homepage der Abteilung Qualitätsmanagement Studium & Lehre zu finden.

Literatur:

Christian Berthold, Bettina Jorzik, Volker Meyer-Guckel (Hrsg.): Handbuch Studienerfolg. Edition Stifterverband, Essen 2015.

Tabea Klinger

Studentische Hilfskraft, Team QM Studium und Lehre