Wie kann man mit Hilfe kreativer Lehreinheiten wissenschaftliche Analysekompetenzen im Bereich der Literaturwissenschaft vertiefen? Dieser Frage gingen wir – Prof.in Dr. Weertje Willms (Neuere Deutsche Literatur), Prof.in Dr. Martina Backes (Germanistische Mediävistik) und Martin Gülich (Autor) – auch im zweiten Teil unseres Lehr- und Forschungsprojekts im Rahmen des Instructional Development Awards nach.
Die im ersten Bericht des Notizblogs Lehre erläuterten Grundpfeiler unseres Projekts blieben dabei unverändert bestehen: Die Teilnehmenden des Kurses „Kreatives Schreiben und Literaturvermittlung im öffentlichen Raum“ lernten neue Zugänge zu ihrem Studiengegenstand Literatur kennen, indem sie zum einen Kompetenzen des literarischen Schreibens erwerben und zum anderen – durch den Perspektivwechsel des eigenen Schreibens – vertiefte (literatur-)wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen konnten. Auch dieses Mal kooperierten wir mit dem Literaturhaus Freiburg, das den Studierenden Einblicke in die praktische literaturvermittelnde Arbeit gewährte, welche wir auch mit anderen Seminarthemen – wie etwa Kanon, Wertung und Autorschaft – verbanden.
Wir modifizierten das Kurskonzept in dieser Runde jedoch dahingehend, dass wir die kreative, wissenschaftliche und reflexive Textarbeit ausweiteten und dafür auf die performative Umsetzung der Texte verzichteten. Ziel war es dabei, ein Kurskonzept zu entwickeln, das sehr viel leichter im regulären universitären Curriculum etabliert und von anderen übernommen werden kann, verlangt doch die Aufführung ein hohes Maß an zeitlichem, organisatorischem und finanziellem Aufwand. Auch das veränderte Konzept hatte durch die intensive Auseinandersetzung mit den drei großen literarischen Gattungen – Lyrik, Prosa und Drama – sowie mit Theorien von Autorschaft, Kanon und Wertung u.a. einen hohen Lerneffekt für die Studierenden und brachte darüber hinaus eine Reihe wertvoller und interessanter Texte hervor, von denen die Anthologie Blütenlesen. Prosa, Lyrik, Drama, Fragmente Zeugnis ablegt.
Die vielfältigen Einsatzbereiche kreativen Schreibens und die unterschiedlichen theoretischen und praktischen Beschäftigungen mit dem Thema loteten wir auf der interdisziplinären Tagung Kontexte kreativen Schreibens aus, die wir vom 5. bis 7. März 2020 veranstalteten. Dabei handelte es sich um die erste Tagung im Bereich des kreativen und literarischen Schreibens, die Vertreter/innen der unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen (Neurowissenschaft, Linguistik, Kunstwissenschaft, Literatur- und Kulturwissenschaft, Didaktik) sowie Akteure aus der Praxis (Schreibwerkstättenleiter/innen, Autor/innen, Lehrer/innen, Flüchtlingshelfer/innen) zusammenführte. Die innovative Tagung führte zu einem fruchtbaren Austausch unterschiedlicher Positionen und Konzepte und einer Reihe wichtiger neuer Vernetzungen.
Nähere Informationen zum Programm kann man unserer Website entnehmen: https://www.kontextekreativenschreibens.de. Derzeit arbeiten wir an der Publikation des Tagungsbandes, der Anfang 2021 im Verlag Frank&Timme erscheinen wird.