Vom 28-30.01.2020 fand die jährliche internationale Fachmesse und Kongress „Learntec“ in Karlsruhe statt. Einige Kolleginnen und Kollegen der Abteilung E-Learning waren mit dabei und haben Eindrücke zu Trends und Entwicklungen rund um digitales Lernen und Lehren eingesammelt. Diese möchten wir gerne anhand einiger Stimmen teilen.
„Auf die Learntec fahre ich regelmäßig um am Puls der Zeit zu bleiben und neue Inspiration für die Umsetzung von digitalen Lernszenarien zu schöpfen. Den Anfang dafür bildete dieses Jahr die integrierte Tagung „Digitale Hochschule“. Aus den Vorträgen konnte ich hierbei zwei wesentliche Punkte für mich mitnehmen. Erstens: die nachhaltige Förderung von digitalen Lehr- und Lernangeboten an den Hochschulen kann nur gelingen, wenn das Thema nicht nur in zentralen Strukturen, wie bspw. der Abteilung E-Learning verortet ist, sondern auch dezentral bei den Fakultäten, bspw. in Form von Digitalisierungsbeauftragen. Zweitens: die Thematisierung von impliziten Theorien zum Lehren und Lernen sollten mehr Aufmerksamkeit erhalten und in Beratungssituationen besser integriert werden – zumindest nehme ich mir das für meine Tätigkeit vor. Denn nur wenn der Lehrende den eigenen Stil und die Idee von gutem Lernen verwirklichen kann, ist das Lehr-Lernangebot authentisch, egal mit welchem Grad der Digitalisierung das Angebot versehen ist.
Auf der anschließenden Fachmesse konnte ich mich dem sammeln und jagen nach neuen Ideen und didaktischen Kniffs hingeben. Denn in der Regel sind es nicht die revolutionären neuen Techniken oder Schnittstellen zwischen Software-Produkten, die das digitale Lernangebot qualitativ gut machen, sondern die didaktischen Feinheiten. Neben dem Trendthema „Micro-Learning“ und dessen Vor- und Nachteile, waren vor allem auch die Bereiche „Transfer und Reflexion“ im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit vieler Aussteller. Hier nehme ich Anregungen für die Gestaltung von Interaktiven Videos mit sowie die Umsetzung von Transferfragen für eine gelungene Nachbereitung von Veranstaltungen.“
– Marion Uhl, Abteilung E-Learning, Mediendidaktik –
„Für mich war in diesem Jahr sehr positiv erkennbar, dass im Messebereich der LEARNTEC eine ganze Reihe von Dienstleistern im Bereich „Corporate Learning“ ihren Fokus mittlerweile verstärkt auf die didaktische Beratung zu Blended Learning-Settings legen. Während es in vergangenen Jahren häufig noch eher um Tools, Methoden und User Experience bei der Vermittlung von Wissen ging, steht nun vermehrt der nachhaltige und transferorientierte Kompetenzerwerb im Vordergrund. Dafür sind umfassende, didaktisch-methodisch sinnvoll konzipierte Lernsettings erforderlich, in die geeignete digitale Methoden und Werkzeuge sinnvoll eingebunden werden. Einen hohen Stellenwert haben bei der Beratung auch Ansätze des vernetzten, auch informellen Lernens von- und miteinander innerhalb von Organisationen. Kommerzielle Dienstleister verstehen sich dabei zunehmend als „Enabler“ mit der Zielsetzung, Unternehmen und Organisationen dazu zu befähigen, didaktisch-methodisch sinnvolle Lernarrangements individuell zu gestalten bzw. durchzuführen. Baukästen und Toolkits mit anschaulichen, individuell adaptierbaren Materialien werden als sinnvolle didaktische Hilfen in Ergänzung zu Workshops, Coaching und Consulting angeboten.
Ein weiteres Highlight war die Tagung „Digitale Hochschule“ im Rahmen von university@LEARNTEC, die spannende Impulse zur strategischen Ausrichtung unterschiedlicher Hochschulen lieferte. Bemerkenswert war dabei die Vorstellung der AHEAD-Studie von Dr. Klaus Wannemacher, die aufgrund veränderter gesellschaftlicher und beruflicher Anforderungen in einer zunehmend digitalen Welt verschiedene flexiblere, oft lebenslange Studienmodell prognostiziert, nicht zuletzt ermöglicht durch neue Entwicklungen in digitalen Technologien, didaktischen Szenarien und neuen Lernformen. Zukunftsherausforderungen und die sich daraus ergebenden Zukunftsaufgaben für Hochschulen wurden ebenfalls von Prof. Dr. Bastian Kaiser (Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften) adressiert. Die Hochschullehre sollte nicht ignorieren, welche Wege die Arbeitswelt Absolvent*innen vorgibt, um den Herausforderungen zu begegnen und welcher Hilfsmittel, Innovationen und Technologien sie sich dabei bedient. Herausforderungen und Lösungsansätze sind international, daher ist von einem nationalen oder lokalen Denken abzuraten.
Mit Blick auf die strategische Ausrichtung bei der Digitalisierung der Lehre stellte schließlich Prof. Dr. Johannes Moskaliuk ein im Projekt #LearnMap des IWM entwickeltes Benchmarking-Tool vor, das Hochschulen bei diesem Prozess unterstützen kann.“
– Dorthe Hutz-Nierhoff, Abteilung E-Learning, Mediendidaktik & Qualifizierung der Lehrenden –
„Ich war in diesem Jahr tatsächlich zum ersten Mal auf der LEARNTEC. Sie war immer zu früh im Jahr oder zu klein oder eine andere Ausrede musste her. Klein ist sie tatsächlich, aber dadurch auch sehr übersichtlich.
Auf der Messe war ich, um mich von den Neuigkeiten inspirieren zu lassen, aber ich war auch konkret auf der Suche nach Authoring-Tools, mit denen man Lernangebote bauen kann, die dann später in ILIAS eingepflegt werden. Meine Hoffnung habe ich dabei ein wenig auf dem andauernden Trend des Micro-Learning gestützt. Kleine „Lernhappen“, die vor allem auf Mobilgeräten große Vorteile bringen. In der Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht. Viele etablierte Anbieter, aber vor allem kleine Start-Ups (es gab eine eigene Start-Up-Area mit Pitch-Bühne in Form eines Box-Rings) haben inzwischen Micro-Learning in ihrem Portfolio. Allerdings sind die wenigsten davon reine Autorenwerkzeuge, deren Ergebnisse in bestehende Systeme eingebaut werden können. Scheinbar gehen die meisten Anbieter dazu über, direkt das komplette Learning-Management-System mitzuliefern. Die sehen dann natürlich alle schick und neu aus, können aber in der Regel weniger als ILIAS, moodle und co. Und kompatibel sind nur wenige. Verständlich, wenn man das „look&feel“ immer aus einem Guss haben will. Unpraktisch, wenn man nicht alle 2-3 Jahre das System wechseln möchte.
Auf der Tagung „Digitale Hochschule“ war ich nur kurz, um den Tag ausklingen zu lassen. Hier war es schön zu sehen, dass die Uni Freiburg mit ihrer Digitalisierungsstrategie in die richtige Richtung geht und dass es tatsächlich gelingen kann, bei zentral gesteuerten Projekten alle Beteiligten an einem Strang ziehen zu lassen, wie am Beispiel der (OPEN) vhb gezeigt wurde.
Insgesamt nehme ich viel Inspiration aus den Gesprächen, Vorführungen und Vorträgen mit und werde vermutlich 2021 nur schwer eine Ausrede finden, das Jahr nicht mit der LEARNTEC zu starten.“
– Sven Slotosch, Abteilung E-Learning, E-Learning Projekt MoeWE & E-Prüfungsservice –
Wir von der Abteilung E-Learning freuen uns, mit Ihnen im Rahmen der Strategieentwicklung, Beratung und Qualifizierung weiter gemeinsam an den Möglichkeiten digital unterstützter Lehre zu arbeiten. Sofern Sie Fragen oder Ideen haben, kommen Sie gerne auf uns zu: elearning@rz.uni-freiburg.de