Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage
Die Vorlesung beleuchtet aus verschiedenen Blickwinkeln (theoretisch, interdisziplinär sowie an Beispielwerken) verschiedene Aspekte von sensorischen Interferenzen zwischen Licht, Farbe und Klang. Bei Synästhesien wie dem „Farbenhören“ wirken mehrere Sinnesmodalitäten eng verknüpft zusammen; für einige Komponisten ist dieses Phänomen belegt (z.B. Olivier Messiaen) und diese schrieben entsprechend „farbige“ Werke.
Versuche, ein Instrument zu bauen, das nicht nur Töne, sondern auch Farben erzeugen kann, gehen bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück (Louis-Bertrand Castel, 1725). Diese Idee findet sich Anfang des 20. Jahrhundert bei Alexander Scrjabin wieder: Er plante für sein übergroß dimensioniertes Orchesterwerk Prometheus (1910/11) die Konstruktion einer Farborgel und fügte der Partitur sogar eine eigene Notenzeile („Luce“) für das Licht bei. Überhaupt spielt Grenzüberschreitung – nicht nur zwischen den Sinnen – oft eine Rolle: Die Entstehung des Lichts aus Chaos und Dunkelheit („Fiat lux“) fasste schon Joseph Haydn im Oratorium Die Schöpfung (1798) in eine effektvolle Klangszenerie. Entgrenzung, vor allem dynamisch, fordert auch Olivier Messiaen für sein Orchesterwerk Couleurs de la cité céleste, für das er sich die größtmögliche Lautstärke überhaupt wünschte. Der Ausspruch „Per aspera ad astra“ (Durch Nacht zum Licht) diente Komponisten ebenfalls als Sujet (etwa Franz Liszt, Felix Mendelssohn oder Max Reger); mit Licht benennt im ausgehenden 20. Jahrhundert Karlheinz Stockhausen seinen siebentägigen Opernzyklus (1977-2003).
Thematisiert werden auch der weite Bereich der Klang- und Instrumentenfarbe sowie Bilder mit musikalischem Bezug; berühmte Beispiele lieferten Paul Cézanne, dessen Bildstrukturen als „Musik der Farben“ beschrieben wurden (K. Badt, 1956), sowie Wassily Kandinsky, der für seine Bilder Titel wie „Komposition in Blau“ (er)fand.
Weitere Werke: Messiaen, Turangalîla-Symphonie Chronochromie – Franz Liszt, Hunnenschlacht – György Ligeti, Lux Aeterna – B.A. Zimmermann, Photoptosis.
Mittwoch 10–12 Uhr c.t. | HS 1119
Prof. Dr. Natasha Loges
Diese wöchentliche Vorlesung gibt einen breiten Überblick über bedeutende Themen der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. Dieser Kurs kann als Einführung in die Musikwissenschaft belegt werden.
Anstelle von „Repertoires“ werden wir die größten Kräfte erforschen, die die Musik im weitesten Sinne verändert haben: der Aufstieg des Bürgertums, die Idee des aufmerksamen Hörens, die Entstehung der Musikwissenschaft und der Ethnomusikologie, der Kolonialismus, die Technologie und mehr. Das Repertoire wird aus einem breiten Spektrum von Genres und Stilen ausgewählt.
Dienstag 12–14 Uhr c.t. | HS 1119
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an n.loges@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Clemens Wöllner
Die Musikpsychologie als Teilgebiet der systematischen Musikwissenschaft beschäftigt sich mit den individuellen Grundfragen des Musizierens und Musikhörens. Zentrale Konzepte der Psychologie und Sozialpsychologie finden Anwendung im MusikKontext und werden in der Vorlesung behandelt. Themen umfassen unter anderem: musikalisches Gedächtnis, die Fähigkeit zur Synchronisation, Wahrnehmung von Klangfarben, musikalische Kreativität, emotionales Erleben, absolutes Gehör, Musik im Alltag oder Manipulation durch Musik. Die Vorlesung führt in die Geschichte, Konzepte und Anwendungsfelder der Musikpsychologie ein. Anhand von ausgewählten aktuellen Studien werden grundlegende Forschungsansätze und ihre Methoden vermittelt.
Dienstag 16–18 Uhr c.t. | HS 1119
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an c.woellner@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage
Jacob Burkhardts umfangreiche, 1860 erschienene Studie Die Kultur der Renaissance in Italien zählt zu den Klassikern der Kulturgeschichtsschreibung und hat über lange Zeit unsere Sicht auf das 15. und 16. Jahrhundert entscheidend geprägt. Burckhardt zeichnet die allmähliche Ausbildung des „modernen“ Menschen in der Renaissance nach, der sich zunehmend von den Bindungen an Institutionen wie Kirche und Staat emanzipiert und stattdessen das Individuum zum Maßstab aller Dinge erklärt. Der „uomo universale“ wird zum Standard des gebildeten Edelmannes der Renaissance; zu dessen Beschreibung greift Burckhardt auf Benedetto Castigliones Il Libro del Cortegiano (gedruckt 1528) zurück – ein Brevier der zahlreichen Anforderungen an den idealen „Hofmann“ (auch für die ideale Hofdame werden dort Verhaltensregeln aufgestellt). Wir lesen gemeinsam die einzelnen Kapitel von Burckhardts Schrift und ergänzen die Lektüre – wo nötig und sinnvoll – durch Teile aus dem Cortegiano.
Mittwoch 14–16 Uhr c.t. | HS 1119
Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage
Das „Requiem“ (abgeleitet von den ersten Textworten „Requiem aeternam dona eis, Domine“) als Totenamt für Verstorbene ist schon seit frühchristlicher Zeit belegt. Im liturgischen Ablauf entfielen von den üblichen Teilen der Messe das Gloria und das Credo, während weitere (Text)abschnitte hinzutreten konnten, welche eine Vertonung besonders reizvoll machten, vor allem das „Dies irae“ (der Tag des Zorns) und das abschließende „Lux aeterna“, das eine klangliche Vorschau in paradiesische Gefilde ermöglicht.
Auf J. Ockeghems Requiem pro defunctis (1461) als erste erhalten gebliebene Requiem-Vertonung folgten über die Jahrhunderte und Epochen hinweg weitere Werke u.a. von Palestrina, Lasso und Clemens non Papa in der Renaissance über Biber, Zelenka, Charpentier, Fux und Hasse im Barock, Cherubini, Michael Haydn und (natürlich) Mozart in der Klassik, Berlioz, Bruckner, Brahms (mit deutschem Text) und Verdi in der Romantik noch bis hinein ins 20. Jahrhundert (mit Beiträgen von Strawinsky, Ligeti und Benjamin Britten: War Requiem nach Gedichten von W. Owen). Sogar im 21. Jahrhundert entstehen vereinzelte Requiem-Kompositionen, etwa von K. Jenkins (2005, nach japanischen Haikus) und Marc L. Vogler (Corona-Requiem für Bass, SATB, Orgel und Orchester, 2020, nach Texten von Boccaccio).
Dienstag 14–16 Uhr c.t. | HS 1119
Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage
Dieses Seminar wird zunächst anhand von praktischen Beispielen in die allgemeinen Grundlagen der wissenschaftlich- bzw. historisch-kritischen Musikedition einführen: Umgang mit verschiedenen handschriftlichen und gedruckten Quellenarten, Kenntnis der einschlägigen Fachterminologie, Lesen und Übertragen von alten Handschriften, Bewerten der Zuverlässigkeit von Quellen, „Kollationieren“ (das heißt Vergleichen) verschiedener Quellen zu einem Werk, Erstellen eines Kritischen Berichts oder eines Lesartenverzeichnisses.
Im zweiten Teil geht es darum, eigene Editionen zu erarbeiten, wobei wir auch mit digitalen Lösungen, konkret mit der „Edirom“-Anwendung experimentieren werden. In der Sitzung am 5. Juli wird uns dabei Jun.-Prof. Dr. Dennis Ried (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) als Gast unterstützen, der schon eine ganz Reihe von hybriden und digitalen Editionen erstellt hat und an mehreren Projekten in dieser Richtung beteiligt ist. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, die rudimentäre Kenntnis eines Notensatz-Programms (Sibelius, Finale, Lilypond, MuseScore etc.) ist jedoch von Vorteil.
Einzeltermine
Prof. Dr. Natasha Loges
This seminar is available to those who did not get a place in the wintersemester class. It explores pianistic careers during the 20th century with a focus on women throughout the world. Since well before the establishment of conservatories, women pianists have outnumbered men. With the establishment of colonies and the global dispersal of pianos, women outside Europe and the USA also used the piano as a means to develop self-expression, independent careers, and incomes, often against societal expectations.
This class explores figures ranging from China to Brazil, including the first generation of Chinese pianists, pianists from Taiwan, Egypt, and Ethiopia; women pianists in Communist countries in Eastern Europe; pianists-wives such as Yvonne Loriod, Messiaen’s wife; specialists in contemporary music from Germany and Austria; and women pianists during National Socialism. It will examine the music these women composed, their repertoires and interpretation styles, and their career trajectories. This class will be relevant to anyone interested in 20th-century global music, gender, and the piano.
Mittwoch 16–18 Uhr c.t. | HfM Raum 101
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an n.loges@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Natasha Loges
Dieses Blockseminar untersucht die Entwicklung des klassischen Konzertlebens und konzentriert sich auf eine Auswahl von Beispielen, die je nach den Instrumenten der Studierenden ausgewählt werden. Voraussichtlich liegt der Fokus auf dem Kernrepertoire für Orchester, Gesang und Tasteninstrumente.
Das Seminar beleuchtet musikwissenschaftliche Ansätze zu den frühesten dokumentierten professionellen Konzerten im späten 18. Jahrhundert, einschließlich einer Betrachtung von wissenschaftlichen Quellen und Methoden. Es wird die schrittweise Entwicklung moderner Konzertwerte und -praktiken im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nachzeichnen, einschließlich der Kultur des ernsten Zuhörens, Veränderungen in der Konzertprogrammgestaltung sowie Erwartungen an das Auswendigspielen und die Bühnenpräsenz. Abschließend wird untersucht, wie sich Konzertrepertoire und -verhalten im 21. Jahrhundert diversifizieren.
Unter Berücksichtigung Ihrer beruflichen Prioritäten wird das Seminar Ihnen neue musikwissenschaftliche Ansätze zu Konzerten vorstellen.
Der Unterricht findet auf Englisch und Deutsch statt. Einige zusätzliche Konzertbesuche sind erforderlich. Die Teilnahme an allen Seminarterminen ist verpflichtend, um einen Schein zu erhalten.
Einzeltermine
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Beitritt per E-Mail an n.loges@mh-freiburg.de mit Angabe, in welchem Jahr/Semester Sie sich befinden und welches Instrument Sie spielen.
Prof. Dr. Clemens Wöllner
Musiker/innen identifizieren sich in der Regel besonders über ihr Instrument oder ihre Stimme. Ihr Selbstkonzept und ihre Identität sind aber ebenso geprägt durch die Zugehörigkeit und das Eingebundensein in soziale, kulturelle und politische Gruppen, die wiederum spezifische Einstellungen bedingen können. Neben sozialpsychologischen und pädagogischen Ansätzen werden wir uns im Seminar auch mit psychologischen Forschungen zur Persönlichkeitsstruktur von Musizierenden befassen, die diese Ansätze ergänzen und weiterführend zu erklären vermögen. Dabei wird unter anderem thematisiert, inwieweit es eine Künstlerpersönlichkeit gibt, welche Rolle Konzepte wie Hochsensibilität, Introversion/Extraversion, Empathie und Narzissmus spielen, und ob Musik diese Merkmalsausprägungen eher verstärkt oder aber Menschen mit ausgeprägten Merkmalen sich besonders zur Musik hingezogen fühlen. Das Seminar setzt die Bereitschaft zur gewissenhaften Beschäftigung mit Theorien ebenso voraus wie die Offenheit für neue Erklärungsansätze.
Mittwoch 08:30–10 Uhr s.t. | HfM Raum 101
Prof. Dr. Clemens Wöllner
Drei Grundsätze sind für dieses Seminar relevant: (1) Musik erklingt durch Bewegung. In den meisten Genres sind es menschliche Bewegungen, die Klänge erzeugen und beim Hören wiederum ähnliche Bewegungsassoziationen auszulösen vermögen. (2) Musik bewegt. Vom Fußtippen in Konzerten, über Headbanging, ausgefeilte Tanzchoreographien bis hin zu sozialen Bewegungen gibt Musik Bewegungsimpulse. (3) Musik ist Bewegung: Theoretiker und empirische Forscher betonen musikimmanente Bewegungsstrukturen, die sich nicht zuletzt in Bezeichnungen wie „Andante“ oder den englischen „Movements“ mehrteiliger Werke widerspiegeln. Ausgehend von Theorien und aktuellen Forschungsarbeiten zu diesen Themenkomplexen widmen wir uns im Seminar sowohl körperlich-motorischen Bewegungsformen (Spielbewegungen, gestengesteuerte Musik, Synchronisation, Tanz) als auch Fragen der Wahrnehmung (metaphorische und Scheinbewegungen, Bewegungsmotive in Kompositionen). Geplant ist ein Besuch des neuen Labors Systematische Musikwissenschaft inklusive des 3D-Motion-Capture-Systems ebenso wie die Exploration von Bewegungen im Tanz.
Donnerstag 12–14 Uhr c.t. | HfM Raum 101
Prof. Dr. Clemens Wöllner
Dieses Seminar richtet sich an Studierende, die sich für die Grundlagen empirischer Musikforschung interessieren. Anhand aktueller Beispiele besprechen wir Themen wie wissenschaftliche Gütekriterien, Forschungsfragen und Hypothesenbildung sowie Möglichkeiten und Grenzen qualitativer und quantitativer Verfahren. Das Seminar bietet eine Einführung in diese Themen, um empirische Studien genauer zu verstehen und möglicherweise eigene Projekte, wie Online-Befragungen oder Interviews, beispielsweise im Rahmen von Abschlussarbeiten, zu konzipieren. Außerdem dient das Seminar der Examensvorbereitung aller Studierenden, die in ihrer Abschlussarbeit oder mündlichen Prüfung Themen der systematischen Musikwissenschaft behandeln wollen (unter anderem Musikpsychologie, Musiksociologie, empirische Ästhetik oder musikalische Akustik).
Donnerstag 14–16 Uhr c.t. | HfM Raum 101
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an c.woellner@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Cosima Linke
Die Natur spielt in der Musikgeschichte schon lange eine wichtige Rolle sowohl als Inspirationsquelle für als auch als Gegenstand von Musik: Man denke nur an Vivaldis Jahreszeiten, Beethovens Pastorale oder Debussys La Mer. Jünger hingegen ist die Entwicklung, dass solche paradigmatischen Werke mit Naturbezug verstärkte Aufmerksamkeit im Rahmen von ›Klimawandelkonzerten‹ und damit gegenwärtiger Protestkultur erhalten. In dem Seminar soll es aber nicht nur um historische Beispiele und Vorbilder für kompositorische Perspektiven auf das Mensch-Natur-Verhältnis gehen, sondern besonders auch um zeitgenössische Kompositionen aus dem Bereich der neuen Musik, die sich explizit musikalisch mit den Folgen der Klimakrise befassen. Dabei erhalten wir Einblicke in die noch recht junge Forschungsrichtung der ›Ecomusicology‹ und diskutieren historische wie aktuelle Kompositionen mit Blick auf das Verhältnis von Musik und Natur/Klimawandel sowie von ›autonomer‹ Kunst und gesellschaftspolitischem Engagement.
Donnerstag 12–14 Uhr c.t. | HS 1119
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an linke@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Cosima Linke
Im Fokus dieses Seminars zu Carl Philipp Emanuel Bach, dem ältesten Bach-Sohn (1714–1788) und einer der angesehensten Komponisten seiner Zeit, stehen einerseits die musiktheoretischen Schriften zur Vortrags- und Harmonielehre (Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen, 2 Teile 1753/62 bzw. 1787/97), denen wir uns anhand von Quellenausschnitten annähern werden (Geschichte der Musiktheorie). Andererseits betrachten wir aber auch seine Instrumentalmusik selbst (Klavier-, Kammer- und Orchestermusik). Obwohl sich Bach in seinen Schriften kaum zu Gattungen und Formen seiner Zeit äußert (abgesehen von der Freien Fantasie), prägt er in seiner Instrumentalmusik bereits typische (früh-)klassische Formen aus, die auch in der zeitgenössischen Formenlehre diskutiert werden. Zugleich ist seine Instrumentalmusik oftmals hoch expressiv und individuell, sodass auch ästhetische und analytische Überlegungen zum Verhältnis von kompositorischen Konventionen und musikalischer Expressivität bzw. Subjektivität eine Rolle spielen werden.
Mittwoch 12–14 Uhr c.t. | HfM Raum 101
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an linke@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Cosima Linke
Gegenstand des Seminars ist die eigenständige und teilweise auch programmatische Konzertouvertüre, die im 19. Jahrhundert eine wichtige Gattung der Orchestermusik bildete. Im besonderen Fokus stehen epochen- und gattungsgeschichtliche, ästhetische und formale Aspekte – insbesondere das Verhältnis von Instrumentalmusik und außermusikalischem ›Sujet‹ oder Programm, wenn es sich um Konzertouvertüren mit programmatischen Titeln und Kontexten handelt. Wir analysieren ausgewählte Werke von Beethoven, F. Schubert, C. M. v. Weber, H. Berlioz, F. Mendelssohn Bartholdy, F. Hensel, L. Farrenc, N. W. Gade, R. Schumann, R. Wagner, E. Mayer und J. Brahms. Anhand dieser Konzertouvertüren erhalten wir exemplarische Einblicke in die ›rein‹ sinfonische wie auch programmmusikalische Orchesterliteratur der Romantik.
Dienstag 14–16 Uhr c.t. | HfM Raum 105
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an linke@mh-freiburg.de.
Prof. Dr. Dr. Michael Fischer | Janik Hollaender
Die Stadt ist zugleich ein Ort wie ein sozialer und politischer Raum. Seit der Antike gibt es Städte, und seit dieser Zeit wird dort Musik produziert und konsumiert. Dies gilt auch für die Metropolen der Neuzeit und der Moderne: Berlin, Wien, Paris oder New York rufen in unserer Vorstellung ganz unterschiedliche Musikkonzepte, -stile und -genres auf. Im Seminar „Musik und Urbanität“ geht es genau um diese Zusammenhänge, dargestellt am Beispiel der mitteleuropäischen postindustriellen Stadt nach 1970. Die Studierenden lernen Konzepte der Stadtsoziologie kennen, betrachten Städte als Konsumorte, beschäftigen sich mit urbanen Musikszenen und der zeitgenössischen Clubkultur. Als Genres stehen Punk, HipHop und Techno im Zentrum.
Dienstag 10–12 Uhr c.t. | HS 1119
Prof. Dr. Dr. Michael Fischer | Prof. Dr. Meinrad Walter
Ohne die Gattung Messe wäre die Musikgeschichte ärmer! Es fehlte ihr ein großes vokal-instrumentales und musikalisch wie theologisch überaus vielseitiges Kapitel. Wir schlagen dieses Kapitel auf und behandeln – nach einer ersten Orientierung über theologische, liturgische und kulturelle Aspekte der Gattung – einige Werke von Palestrina, J. S. Bach, Mozart, Beethoven, Michael Haydn, Rossini, Messiaen und Bernstein. Letzterer hat die Messe mit seiner „Mass. A Theatre Piece for Singers, Players and Dancers“ (1971) in die Nähe eines Musicals gerückt, was seine Auftraggeberin Jacky Kennedy mit den Worten „Mass is wonderful!“ kommentiert hat. Fragestellungen gibt es viele: Was hat Bach bei seiner h-Moll-Messe motiviert und inspiriert? Warum blieb Mozart c-Moll-Messe unvollendet? Weshalb wird Beethoven nicht müde, seine Missa solemnis als „mein größtes Werk“ zu bezeichnen? Anhand einer einzigen Gattung eröffnen sich ganz verschiedene Perspektiven: auch im Blick auf musikalische Traditionen und Innovationen sowie auf das spannungsvolle Wechselspiel zwischen Messvertonungen und ihrem liturgischen oder konzertanten „Sitz im Leben“. 700 Jahre nach dem Konzil von Nicäa (325) wird das Credo als komponiertes Bekenntnis bisweilen im Zentrum stehen. Angestrebt ist zudem das interdisziplinäre Gespräch, etwa zwischen Musik- und Kulturwissenschaft, Theologie und Kirchenmusik.
Dienstag 14–16 Uhr c.t. | ZPKM
Beitritt über GLAREAN oder per E-Mail an michael.fischer@zpkm.uni-freiburg.de.
PD Dr. Knut Holtsträter
Die Geschichte des Jazz kann auf verschiedene Arten erzählt werden, als Musikgeschichte, als Wirtschaftsgeschichte, als Sozialgeschichte, als Mediengeschichte, als Nationalgeschichte usw. usf. Dabei wird das Musizieren und die Musik des Jazz mit verschiedenen Mustern der kulturellen Sinnstiftung verbunden und verändert sich als Gegenstand: Jazz führt zur Emanzipation der afroamerikanischen Bevölkerung, Jazz wird die erste genuin amerikanische Kunstform, Jazz drückt den gesellschaftlichen Fortschritt der westlichen Welt des 20. Jahrhunderts aus, Jazz als Leitkultur bzw. alternative Hochkultur, Jazz vs. Rock, Jazz gegen den Pop-Mainstream, Jazz-Improvisation vs. Schriftlichkeit usw. usf. Im Seminar sollen diese (notwendigerweise vereinfachenden) Großnarrative in den Blick genommen werden, allerdings anhand von ausgesuchten Einzelbeispielen aus verschiedenen Zeitperioden und Stilen. Die Eigenheit des Jazz als improvisatorische Kunst sowie der Umstand, dass der Jazz, so wie wir ihn in der Geschichte vorfinden, auch ein Phänomen des phonographischen Zeitalters ist, bedingen die Form der meisten Beispiele: Studioaufnahmen und Live-Mitschnitte von musikalischen Aufführungen auf Tonträgern oder in Form von Videoaufnahmen. Diese Tonträger und audiovisuellen Medien sollen dabei einerseits auf ihre musikalischen und klanglichen Dimensionen beleuchtet werden und anderseits auf ihre Eigenschaft als industrielle Medienprodukte, kulturelle Bedeutungsträger und historische Monumente.
Folgende Auflistung möglicher KünstlerInnen soll die Bandbreite der Themen vermitteln: Carla Bley, Charlie Christian, Nels Cline, John Coltrane, Anita O’Day, DOMi & JD Beck, Duke Ellington, Gil Evans, Frank Sinatra, Sun Ra, Mel Tormé, Frank Zappa.
Der Kurs ist für Studierende der Musikwissenschaft und der Medienkulturwissenschaft sowie für Studierende aller Studiengänge. Musikalische Grundkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Der Erwerb einer Prüfungsleistung kann durch eine Hausarbeit über ein abgesprochenes Thema oder eine Leistung in Form eines Lehrportfolios erfolgen, der Umfang richtet sich nach den jeweils für den Studiengang erforderlichen ECTS-Punkten.
Donnerstag 10–12 Uhr c.t. | ZPKM Seminarraum
Dr. Salah Eddin Maraqa
In diesem Kurs wird die Verbindung zwischen Musik und palästinensischer Identität beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Analyse von Musik als Ausdruck von Resilienz, Widerstand und dem Streben nach Selbstbestimmung. Die historische Entwicklung der palästinensischen Musik wird von ihren Wurzeln bis hin zu kolonialen und besatzenden Einflüssen untersucht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Rolle der Musik bei der Bewahrung kultureller Identität in Zeiten von Vertreibung, Unterdrückung und ethnischer Säuberung.
Die Analyse umfasst traditionelle Volkslieder, Protesthymnen sowie zeitgenössische Genres wie Hip-Hop und elektronische Musik, die als Widerstandsnarrative dienen. Musik fungiert als Medium zur Erinnerung an verlorene Länder und Leben und spielt eine bedeutende Rolle im Kampf gegen die Auslöschung der palästinensischen Kultur. Darüber hinaus wird die Rolle von Musik als Plattform für politischen Ausdruck und die Verstärkung von Solidarität beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Behandlung von Musik als Zeugnis des Überlebens und des Widerstands in Bezug auf Exil, Rückkehrrecht und den anhaltenden Konflikt. Die Studierenden entwickeln ein tieferes Verständnis für die Bedeutung von Musik in der politischen und kulturellen Erzählung Palästinas.
Montag 16–18 Uhr c.t. | HS 1119
Dr. Salah Eddin Maraqa
Im Rahmen des Seminars werden die signifikanten Beiträge des persischen Philosophen und Arztes Ibn Sīnā (ca. 980–1037) zur Musiktheorie erörtert. Ibn Sīnā, im Westen als Avicenna bekannt, ordnete Musik als eine der mathematischen Wissenschaften ein und präsentierte seine Theorien im Kitāb aš-Šifāʾ (‚Buch der Heilung‘) und im Kitāb an-Naǧāt (‚Buch der Rettung‘). Im Seminar wird Ibn Sīnās Ablehnung der Ethos-Lehre und seine Vorstellung von Musik als funktionalem und expressivem Klang beleuchtet. Der Fokus liegt auf den beiden Hauptteilen seiner Musiktheorie: der tonalen Organisation und der Rhythmuslehre. Im ersten Teil wird die Analyse von Intervallen, Tonarten, Genera und Tongruppen erörtert, während der zweite Teil rhythmische Strukturen und deren theoretische Modelle thematisiert. Darüber hinaus werden die kompositorischen Prozesse und organologischen Unterscheidungen Ibn Sīnās beleuchtet. Ziel des Seminars ist es, die theoretischen Grundlagen der Musik nach Ibn Sīnā zu erkunden und seine bedeutenden Beiträge zur ars musica zu würdigen.
Donnerstag 10–12 Uhr c.t. | HS 1119
Dr. Salah Eddin Maraqa
Der Einfluss des Westens auf die Musiken der Welt ist tief historisch verankert. Besonders der europäische Kolonialismus und die Missionierung im 19. und 20. Jahrhundert verbreiteten westliche Musikstile und führten zu einer Vermischung mit lokalen Traditionen. Mit der Globalisierung im 20. Jahrhundert, unterstützt durch Schallplatten, Radio und Internet, wurden westliche Genres wie Pop, Rock und Jazz weltweit bekannt und lokal adaptiert. Die westliche Popkultur prägte die globale Musiklandschaft. Zudem führte die Einführung neuer Technologien, wie Synthesizer und digitale Produktionsmethoden, zu Veränderungen in der Musikproduktion weltweit. Trotz dieser Entwicklungen gibt es kritische Stimmen, die die kulturelle Dominanz des Westens und die Kommerzialisierung der Musik anprangern, da lokale Traditionen verdrängt werden könnten. Insgesamt führt der westliche Einfluss zu kreativen Fusionen, wirft aber auch Fragen zur kulturellen Vielfalt auf. Im Seminar werden diese Aspekte anhand ausgesuchter Beispiele veranschaulicht, um die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen westlicher Musik und lokalen Traditionen zu verdeutlichen.
Donnerstag 14–16 Uhr c.t. | HS 1119
Dr. Salah Eddin Maraqa
Die Ethnomusikologie fokussiert sich auf die Erforschung von Musik im Kontext der jeweiligen Kultur und Gesellschaft. Dies erfordert ein tiefes Verständnis für die Vielfalt der Forschungsansätze und Datenerhebungsmethoden. Zu den klassischen Methoden zählen die teilnehmende Beobachtung, bei der die Forscher aktiv in die musikalischen Praktiken der untersuchten Gemeinschaften integriert werden, sowie die Befragung von Musikern und lokalen Experten, um tiefere Einblicke in die Bedeutung von Musik zu erlangen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der ethnomusikologischen Feldforschung ist die Transkription, bei der die Teilnehmenden lernen, wie sie Musikaufnahmen in schriftliche Form übertragen können, um so musikalische Strukturen zu analysieren und kulturübergreifende Vergleiche zu ermöglichen. Die Praxis der Ton- und Videoaufzeichnung sowie die Analyse von Aufführungen sind ebenfalls zentrale Techniken, die es den Forschenden ermöglichen, Musik in ihrem sozialen und performativen Kontext zu erfassen.
Das Seminar fokussiert sich neben den genannten Themen auf die Dokumentation und Interpretation von Feldnotizen sowie diversen Datenerhebungsansätzen, die von qualitativen Interviews bis hin zur langfristigen Beobachtung reichen. Ein besonderer Fokus liegt auf den ethischen Fragestellungen, die im Kontext der Feldforschung auftreten, sowie auf der Entwicklung einer respektvollen und verantwortungsvollen Herangehensweise an die kulturellen Praktiken der untersuchten Gemeinschaften. Das Seminar richtet sich an Studierende und Forschende der Musikwissenschaften, der Ethnologie sowie verwandter Disziplinen, die ein fundiertes Verständnis für ethnomusikologische Forschung und deren Methoden entwickeln möchten.
Freitag 12–14 Uhr c.t. | HS 1119
Christian Haber
Musikalischer Minimalismus ist wohl die populär erfolgreichste Spielart „ernster“ Musik, die sich bis heute in teilweise völlig unterschiedlichen Kontexten zeigt. Ob Ambient, Minimal Techno, Prog-Rock, Jazz, Neue Klassik oder Pop; in jedem Genre sind mittlerweile Spuren der Arbeit der ersten Minimalisten in den USA zu finden, weshalb sich die Frage lohnt: Was genau ist musikalischer Minimalismus? Wie hat er sich in den letzten 50 Jahren entwickelt? Wo sind seine ideellen und kompositionstechnischen Ursprünge zu finden? Welche Wirkung haben diese Ideen und Techniken bis heute? Diesen Fragen soll im Seminar anhand der Musik der frühen Minimalisten, v.a. von Steve Reich und Philip Glass nachgegangen werden. Wir werden Musik hören, Texte lesen, Partituren analysieren und interpretieren und dabei versuchen zu definieren, was Minimalismus aus damaliger und heutiger Perspektive ist.
Freitag 10–12 Uhr c.t. | HS 1119
Janik Hollaender
Das 15. und 16. Jahrhundert waren eine Zeit tiefgreifender Umbrüche: Humanismus, religiöse Reformbewegungen und schließlich die Reformation veränderten nicht nur Theologie und Politik, sondern prägten auch die Kunst- und Musikpraxis nachhaltig. Dabei müssen viele dieser Umbrüche als Medienereignisse verstanden werden. Nicht nur durch Texte und den Buchdruck, sondern vor allem auch durch künstlerische und musikalische Ausdrucksformen fanden zentrale Ideen und Diskurse der Zeit eine weite Verbreitung. Viele der verhandelten Themen waren aus theologischer Sicht keineswegs neu, erhielten aber durch die innovative Medialisierung eine ungeahnte Reichweite und Wirkungskraft. Kunst und Musik wurden so zu entscheidenden Mitteln der Identitätsbildung und Meinungsbildung. Gleichzeitig entwickelte sich ein neues, selbstbewusstes Verständnis von Identität bei den Kunstschaffenden, das sich in vielen Werken kompositorisch niedergeschlagen hat.
In diesem Seminar werden wir die Wechselwirkungen zwischen Religion, Kunst und Musik anhand vielfältiger Gegenstände und Personen analysieren und diskutieren.
Mittwoch 16–18 Uhr c.t. | HS 1119
Ralf Wolter
Dieser Kurs richtet sich in erster Linie an Studierende im Hauptfach oder Nebenfach Musikwissenschaft. Thematisch wird die Auseinandersetzung mit grundlegenden Satzmodellen (Fauxbourdon, Konsekutiven, Parallelismus, Sequenzen usf.) im Vordergrund stehen; außerdem sollen die im Kurs I erworbenen Kenntnisse über Kadenz und Oktavregel vertieft und erweitert werden.
Die Inhalte und Themen werden in satztechnischen Übungen und Aussetzen von Generalbässen gemeinsam erarbeitet. Der Kurs wird durch ein Tutorat begleitet, in denen einige der behandelten Themen zum besseren Verständnis praktisch am Klavier geübt werden können. Außerdem sollen wöchentliche Hausarbeiten angefertigt werden, um eine regelmäßige Rückmeldung des Leistungsstandes geben zu können.
In erster Linie werden die Inhalte des Kurses kontinuierlich auf digitale Weise mit der Lernplattform ILIAS vermittelt; die Präsenzveranstaltungen innerhalb der regulär vorgesehenen Sitzungszeiten sollen dem zusätzlichen Üben sowie einer Vertiefung des zu behandelnden Stoffes dienen.
Der Leistungsnachweis erfolgt als Prüfungsleistung (6 ECTS-Punkte) mit einer abschließenden Klausur. Bedingung für die Teilnahme ist die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstaltung „Einführung in die tonale Mehrstimmigkeit I“.
Montag 14–16 Uhr c.t. | HS 1119
Joss Reinicke
…
Mittwoch 12–14 Uhr c.t. | HS 1119
Prof. Dr. Stefanie-Steiner Grage | Prof. Dr. Natasha Loges | Prof. Dr. Cosima Linke | Prof. Dr. Clemens Wöllner | Dr. Salah Eddin Maraqa
Das Kolloquium ist „der“ fachliche „Social Event“ des Seminars in seiner Einbindung in das Freiburger Forschungs- und Lehrzentrum Musik. Jede:r ist willkommen: Studierende, die gegen Ende ihres Studiums einmal ein Arbeitsthema selbst vorstellen möchten, sollten ohnehin einmal in das Veranstaltungsformat hineingeschnuppert haben; andere, die sich am Anfang ihrer Studienzeit befinden, können eine breite Facette an Inhalten kennenlernen, die das Arbeiten der Musikwissenschaft ausmachen (und wenn manches davon sich nicht auf Anhieb erschließt: macht nichts, lassen Sie sich inspirieren!).
Das genaue Programm wird vor Semesterstart auf der Website bekanntgegeben. Es umfasst Vorstellungen von Examensarbeiten und Gastvorträge auswärtiger Forschender zu einer großen Vielfalt von Teilthemen.
Dienstag 18–20 Uhr c.t. | HS 1119
Gesine Teichmann
Montag 12–14 Uhr c.t. | HS 1119