Stadt-Universitäts-Partnerschaften für transformative Nachhaltigkeit
Am 10. Februar 2025 diskutierten die Nachhaltigkeitsmanager Dr. Braden Kay und Fletcher Beaudoin mit Forschenden und Studierenden über das Thema „Wie lassen sich transformative Veränderungen für Nachhaltigkeit in Krisenzeiten umsetzen?“ Zur Diskussion eingeladen hatten Prof. Dr. Arnim Wiek, Humboldt-Professor für Nachhaltige Ernährungswirtschaft, und Dr. Katja Brundiers von der Forschungsgruppe Transformational Sustainability Science.

Dr. Braden Kay und Fletcher Beaudoin verfügen über langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Stadt-Universitäts-Partnerschaften für Nachhaltigkeit in verschiedenen Städten der USA, insbesondere in Portland (Oregon) und Tempe (Arizona). Im Zentrum ihrer Diskussion stand die Frage, wie solche Kooperationen auch unter schwierigen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu einem erfolgreichen Nachhaltigkeitswandel beitragen können. Dabei stellten Kay und Beaudoin einige wichtige Prinzipien ihrer Arbeit vor, die für wirkungsvolle Kooperationen zwischen Universitäten, Städten und lokalen Institutionen entscheidend seien:
- Zuerst starke Strukturen schaffen
Oft suchten Städte die Zusammenarbeit mit Universitäten, um drängende Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit zu bewältigen. Trotz des Zeitdrucks sollte jedoch zunächst der Aufbau belastbarer Kooperationsstrukturen höchste Priorität haben. Denn gut aufgegleiste Initiativen hätten höhere Chancen auf Erfolg. Diese Erfolge könnten weitere Transformationsprozesse anstoßen und eine sich selbst verstärkende Dynamik erzeugen. Wer sich zu Beginn die Zeit für den Aufbau eines soliden Fundaments nehme, könne langfristig den Wandlungsprozess beschleunigen, argumentieren Kay und Fletcher.
- Die Bedürfnisse der Partner in den Mittelpunkt stellen
Bei der Zusammenarbeit mit Praktiker*innen gingen Forschende oft von der Frage aus: „Welche Expertise kann ich einbringen?“ Stattdessen sollten sie fragen: „Welchen Herausforderungen stehen meine Partner gegenüber, und wie kann Wissenschaft dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen?“ Denn Universitäten könnten auf vielen Wegen eine wichtige Rolle in der Nachhaltigkeitstransformation spielen, beispielsweise durch Grundlagenforschung, Datenerhebung und -analyse, Prognosen oder durch die Aufbereitung von Informationen für die politische Entscheidungsfindung. Vor allem übernehme Wissenschaft eine wichtige Funktion als knowledge broker, indem sie fundierte Analysen liefert, die über politische Zyklen hinaus Bestand haben.
- Wissenschaftstransfer als wechselseitigen Prozess begreifen
Wissenschaft könne mit ihrer Expertise transformative Veränderungen unterstützen, sie könne aber auch selbst sehr von der Zusammenarbeit mit Praktiker*innen profitieren. Die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in realen Kontexten zwinge Forschende beispielsweise dazu, ihre Theorien, Modelle und Methoden weiterzuentwickeln und an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Der Kontakt mit einem komplexen politischen Umfeld könne Wissenschaftler*innen neue Perspektiven eröffnen und sie dafür sensibilisieren, welche transformative Wirkung ihre Forschung entfalten kann – auch unter teilweise widrigen politischen oder gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, so die beiden Nachhaltigkeitsmanager.
