Die hohe Eigendynamik aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen ruft Fragen auf, die in der Geschichte der Literatur, Kunst und Philosophie unter dem Stichwort des Absurden verhandelt werden. Können wir dem Leben eines Individuums, der Ordnung einer Gesellschaft, der Welt als solcher eine Bedeutsamkeit unterstellen, die über sie hinausweist? Oder müssen wir zugleich mit der Kontingenz dieser Phänomene auch die Tatsache anerkennen, dass die Widersinnigkeit das letzte Wort hat? Vielfach begegnet der Gedanke der Absurdität dabei in fragmentarischer oder atmosphärischer Gestalt, wenn etwa Ironie in Sarkasmus, Melancholie in Depression, Empörung in Gewalt umschlägt – aber auch widerständiges Engagement oder umfassende Akzeptanz können auf Erfahrungen der Absurdität antworten. Diese Ambiguität lädt dazu ein, die Verwendungsformen, Implikationen und Konsequenzen des Absurden begrifflich zu systematisieren und nach Ressourcen im Umgang mit dem Absurden zu fragen.
Die Tagung stellt sich dieser Aufgabe aus theologischer Perspektive. Sie geht dabei von einer eigentümlichen Doppelrolle der Theologie aus. Einerseits hält diese einen Vorrat kontrafaktischer Denkfiguren bereit, der – gegen allen Augenschein – die Sinnhaftigkeit aller Wirklichkeit zur Geltung bringen könnte. Andererseits bringt die Theologie faktisch selbst Absurditäten hervor. Gibt es innertheologische Antworten auf die Absurdität, gar unentdeckte theologische Ressourcen? Ist das Projekt der Theologie seinerseits absurd, gerade im Hinblick auf die Gegenwart? Wie könnte eine Theologie des Absurden aussehen? Wie könnte sich die Theologie jenseits von Binnendiskussionen konstruktiv in den theoretischen wie praktischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Absurditäten einbringen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Jahrestagung 2024 der Deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie (ET).
Eine Publikation der Beiträge wird 2025 erfolgen.