REGinA
Responsibility Gaps in Human-Machine Interactions: The Ambivalence of Trust in AI
Projektleitung:
Prof. Dr. theol. Alexis Fritz (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Prof. Dr.-Ing. Marc Aubreville (Technische Hochschule Ingolstadt)
Prof. Dr. rer. pol. Matthias Uhl (Technische Hochschule Ingolstadt)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin:
Angelika Kießig (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Förderprogramm:
bidt – Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation
Laufzeit:
3 Jahre, Beginn 01.03.2022
Ab dem 01.03.2022 forscht der Lehrstuhl für Moraltheologie an einem neuen vom bidt geförderten, interdisziplinären Projekt namens „Responsibility Gaps in Human-Machine Interactions: The Ambiva-lence of Trust in AI“. Untersucht werden dabei insbesondere Herausforderungen der Mensch-Maschine-Interaktion im medizinischen Bereich der digitalen Pathologie und Radiologie.
Forschungsanliegen: Konkret liefert das Forschungsprojekt einen Beitrag zur Behebung von Verantwortungs- bzw. Verantwortlichkeitslücken zwischen medizinischem Personal und KI-basierten, sogenannten recommender systems, welche innerhalb medizinischer Diagnoseverfahren durch ein über-großes Vertrauen der Mediziner*innen auf Empfehlungen von KI-Systemen entstehen. Anliegen und Ziel des Forschungsprojektes ist es einerseits, Empfehlungen und Lösungsvorschläge für die Herausfor-derungen der Mensch-Maschine-Interaktion sowie der organisatorisch-strukturellen Ebene des Gesundheitssektors zu formulieren. Andererseits sollen ethisch fundierte Kompetenzziele ausgearbeitet werden, mithilfe derer Mediziner*innen ihre Verantwortung in der medizinischen Bilddiagnostik klären und stärken können.
Forschungsschwerpunkt und Aufgabe der Moraltheologie:
Untersuchung von KI-Systemen vor dem Hintergrund eines normativ-ethischen Zugangs
Erforschung, Analyse und Definition von ethisch vertretbaren Konzepten zu Verantwortung, Verantwortlichkeit und Vertrauen wie auch Klärung derer Zusammenhänge
Spezifizierung und Reflexion der erarbeiteten Konzepte durch deren praktische Anwendung in der Interaktion medizinischen Personals mit KI-basierten recommender systems zur medizini-schen Bilddiagnose
Identifikation zentraler ethischer Herausforderungen von Mensch-Maschine-Interaktionen, von Chancen und Risiken im Einsatz von KI-basierten recommender systems in der medizinischen Bilddiagnostik, von möglichen Auswirkungen auf die Arzt-Patienten-Beziehung wie auch organisatorischer Probleme in der klinischen Praxis
Beständige Reflexion und Überarbeitung der erarbeiteten ethischen Konzepte und Kriterien vor dem Hintergrund der Herausforderungen in medizinischen Diagnosefahren durch Zuhilfenahme von KI-basierten recommender systems durch die Einbindung empirischer und praktischer Methoden (Fragebogen, Umfrage, Workshop)
KIEZ 4.0
Künstliche Intelligenz Europäisch Zertifizieren unter Industrie 4.0
Ethisch-technologische Kriterien und Leitlinien für die Zertifizierungsmethodik von KI in der Luftfahrt
Projektleitung: Prof. Dr. Alexis Fritz
Projektmitarbeiter: Felix Steinbrecher (Mag.theol.)
Förderprogramm: Luftfahrtforschungsprogramm VI-1, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Laufzeit: 01.07.2020 – 30.06.2023
KIEZ4-0 liefert einen Beitrag zur Zertifizierung und Zulassung von Systemen in der Luftfahrt, die künstliche Intelligenz (KI) nutzen. Die heutige Zertifizierung basiert auf modellbasierten, deterministischen Systemen. Da KI datenbasiert sowie teilweise nicht deterministisch ist, muss untersucht werden, inwieweit KI für eine Zulassung geeignet ist, und welche Änderungen/Erweiterungen unbedingt notwendig sind. Im engen Kontakt mit der EASA soll eine neue oder geänderte Zertifizierungsmethodik erarbeitet werden.
Innerhalb des Verbundvorhabens forscht der Lehrstuhl für Moraltheologie danach, wie Zertifizierungsmethoden gestaltet werden können, um ethische Kriterien bei KI-Anwendungen sowie darauf gründende Entscheidungen nachvollziehbar und überprüfbar zu machen;
welcher Zertifizierungsbedarf hinsichtlich der Mensch-Maschine-Interaktion bei (teil-)automatisierten KI-Anwendungen besteht.
Für die KI-Zertifizierungsmethodik in der Luftfahrt verfolgt das Projekt die Teilziele:
– die ethisch-technologischen Anforderungen für eine sichere, effektive und effiziente Entwicklung und Nutzung von KI in der Luftfahrt zu recherchieren und zu analysieren;
– diese Anforderungen wechselseitig, anwendungsbezogen und systematisch zu erproben und auszuwerten;
– einen eigenständigen und systematisch begründeten konzeptionellen Entwurf von validen ethisch-technologischen Anforderungen zu erarbeiten;
– ethische Bedarfe des Verbundvorhabens und seiner Partner insgesamt zu identifizieren und herauszuarbeiten.
(K)ein sinnvoller Plan Gottes?
(K)ein sinnvoller Plan Gottes?ein sinnvoller Plan Gottes?
Internationale Tagung (7./8. März 2022) mit anschließender Publikation (2023)
Prof. Dr. Christoph Böttigheimer – Prof. Dr. Alexis Fritz
Die geplante internationale Tagung zum Thema „(K)ein sinnvoller Plan Gottes“ ist als interdisziplinäres Forschungsvorhaben angelegt und adressiert bzw. integriert verschiedene Themenbereiche der Theologie: Schöpfungslehre, Eschatologie, Anthropologie und Ethik. Im Zentrum steht dabei das Spannungsfeld von Gottes Schöpfungs-/Heilsplan auf der einen und modernen Erkenntnissen der Evolutionsbiologie und Kosmologie auf der anderen Seite. Damit zeigt sich das Vorhaben anschlussfähig an Entwicklungen und Aktivitäten der KU Eichstätt-Ingolstadt, welche sich mit zentralen Fragestellungen nachhaltiger Entwicklung weltweit befassen.
Die Rede von einem „göttlichen Plan“ bildet seit jeher eine unverzichtbare Grundlage christlicher Theologie (vgl. KKK Nr. 302–324). Sowohl in Bezug auf das schöpferische als auch das erlösende Tun und Wirken Gottes wird hierbei von einer grundsätzlichen Zielgerichtetheit ausgegangen, aufgrund derer dem Menschen eine besondere Rolle innerhalb der Schöpfung zugedacht und eine zukünftige Vollendung verheißen wird. Demgegenüber pflegen Naturwissenschaftler*innen jedoch sowohl in der Kosmologie als auch Evolutionsbiologie eine Teleologie mehrheitlich in Abrede zu stellen. Um diese beiden, einander gegenüberstehenden Positionen und Brennpunkte dreht sich das primäre Erkenntnisinteresse der beantragten Tagung.
Die christliche Theologie geht, wie es u. a. im Johannesprolog zum Ausdruck kommt, von der Grundüberzeugung aus, dass der menschgewordene Logos das Wort ist, durch welches alles Sein ins Dasein gerufen wurde. Demnach kann die Schöpfung nicht anders als logosgemäß, d.h. als vernünftig, gedacht werden oder, wie es JOSEPH RATZINGER einst ausdrückte: „In principio erat Verbum – am Anfang aller Dinge steht die schöpferische Kraft der Vernunft.“ (Das Christentum – die wahre Religion? in: ders., Glaube – Wahrheit – Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen, Freiburg 2003, 131–147, hier 146). Diese Vernunfthaftigkeit verbürgt ihre Sinnhaftigkeit.
Nicht von ungefähr wird die christliche Bibel von den Schöpfungserzählungen einerseits und dem eschatologischen Ausblick andererseits eingerahmt. Die christliche Sinnoption ist folglich genuin teleologischer Art: ausgehend vom göttlichen Urgrund wird Mensch, Welt und Geschichte am Ende aller Zeiten ein Ziel, nämlich die Aufnahme in die göttliche Gemeinschaft (vgl. DV 2) verheißen. So vertraut allerdings die Rede vom Schöpfungs- oder Heilsplan Gottes bzw. von der Wohlgeordnetheit der Schöpfung klingt, umso mehr fällt auf, dass die Aussage, die Welt trage Vernunft in sich, theologischerseits wenig bis kaum plausibel zu machen versucht wird.
Augenscheinlich wird die diesbezügliche Forschungslücke bzw. lacuna insbesondere bei Recherchen in der Internationalen wissenschaftlichen Open-Access-Bibliographie für Theologie und Religionswissenschaft (Index Theologicus), wo sich unter dem Stichwort „Plan Gottes“ lediglich zwei Einträge finden, die allerdings nur einen losen Bezug zu den für die wissenschaftliche Tagung angedachten Fragestellungen aufweisen (vgl. BLUM, PAUL RICHARD, Gottes Plan. Von der Physikotheologie zur Theophysik, in: Philosophisches Jahrbuch 109 (2002), 271–282; DAVIES, PAUL C.W., Der Plan Gottes. Die Rätsel unserer Existenz und die Wissenschaft, Frankfurt a.M. 2001). Ein weiteres Indiz für das Forschungsdesiderat, welches die Tagung füllen möchte, ist das theologische Schweigen angesichts offenkundig sinnloser Katastrophenereignisse wie etwa einem Tsunami oder einer Pandemie. Daher stellt sich die zentrale Frage: Wie verhält sich das offensichtlich Sinnwidrige zur Vernunfthaftigkeit der Schöpfung? Nicht nur das Theodizee-Problem lässt an der Vernünftigkeit der Welt zweifeln, auch in der Auseinandersetzung mit den modernen Naturwissenschaften fällt es der Theologie heute schwer, die Rede vom „Plan Gottes“ einsichtig zu machen. Theologischerseits stellen sich hier oftmals kaum bedachte Problemstellungen, weil Hamartiologie, Soteriologie und Eschatologie vielfach allzu anthropozentrisch verengt konzipiert werden. Wie kann beispielsweise der Fall des Menschen Auswirkung auf das gesamte Universum haben, so dass die Schöpfung insgesamt in „Geburtswehen“ (Röm 8,22) liegt? Wie soll der erst seit ca. 300.000 Jahren existierende Homo Sapiens den schöpferischen Plan für ein bereits seit Jahrmilliarden bestehendes Universum von unfassbarer Ausdehnung in Unordnung bringen können? Sollen Schöpfungslehre und Eschatologie miteinander korrelieren, so fragt man sich: Weshalb findet sich dann keine ausgeprägte kosmologische Eschatologie? Wie kann angesichts einer sich selbst organisierenden Natur, die von natürlicher Selektion im Zusammenspiel mit Zufallsprozessen geprägt ist, die Rede von der Vernünftigkeit und Zielgerichtetheit der Welt einsichtig gemacht werden? Stellt die Autonomie von Mensch und Welt einen Schöpfungsplan nicht grundsätzlich in Frage? Ist der Mensch „Krone der Schöpfung“ oder lediglich eine der jüngsten Blüten am Baum der Evolution, die in Zukunft womöglich noch durch eine andere Art von Hominiden bzw. andere, vielleicht noch höher entwickelte Spezies abgelöst werden wird? Lassen sich aus dem göttlichen Willen bzw. aus der Schöpfungsordnung zudem ethische Normen und Implikationen ableiten oder werden diese aufgrund der evolutionären Einbindung des Menschen in die Biosphäre eher obsolet?
Eine kritische interdisziplinäre Reflexion solcher und ähnlicher Fragen kann einen wichtigen Beitrag zur Klärung eines grundlegenden Axioms christlich-abendländischer Theologie (göttlicher Schöpfungsplan) leisten, dem seitens der Forschung bislang zu wenig Beachtung geschenkt worden ist. Zugleich steht zu erwarten, dass die Theologie dadurch für aktuelle Debatten (ökologische Krise, Debatte um den Klimawandel etc.) transdisziplinär anschluss- und auskunftsfähig gemacht werden kann.