Siegelement der Uni Freiburg in Form einer Blume

Transformative Leadership – IDA Zwischenbericht

In einem interdisziplinären, grenzübergreifenden Blended-Learning-Seminar werden Masterstudierende der Theologie (Caritaswissenschaft) sowie der Betriebswirtschaftslehre (insb. Public und Non-Profit Management) durch Theorie und Praxis auf künftige Führungsaufgaben vorbereitet. Vor dem Hintergrund des „Transformative Leadership“ Ansatzes stehen ethische Herausforderungen der Führung sowie Kommunikation und Selbstreflexion im Fokus des Seminars.

Studierende als „Transformative Leaders“ der Zukunft

Mit dem Ziel, Studierenden zu verantwortungsbewussten Führungskräften für die Zukunft zu entwickeln, wurde im Wintersemester 2018/2019 zum ersten Mal ein interdisziplinäres, grenzübergreifendes Blended-Learning-Seminar zum Thema „Transformative Leadership“ veranstaltet. Das Konzept des „Transformative Leadership“ setzt hierbei an der Schnittstelle zwischen (Unternehmens-) Ethik und Führung an. Eine „transformative“ Führungspersönlichkeit wird insbesondere durch ein wertegeleitetes Handeln sowie ausgeprägte sozial-kommunikative Kompetenzen charakterisiert. Dazu gehören auch interkulturelle Kompetenzen, die es transformativen Führungskräften ermöglichen, Menschen durch die Vermittlung gemeinsamer Ideen zusammenzubringen und zu mobilisieren. Die Professur für „Public und Non-Profit Management, insb. Corporate Governance und Ethik“ (Prof. Dr. Jörg Lindenmeier) und der Arbeitsbereich „Caritaswissenschaft und christliche Sozialarbeit“ (Prof. Dr. Klaus Baumann) erhielten eine Förderung durch den IDA (Instructional Development Award), um gemeinsam mit ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Karin Jors das innovative Lehrkonzept umzusetzen. In dieser interdisziplinären Zusammenarbeit eröffnet sich die Möglichkeit, die besonderen Kompetenzen des jeweiligen Faches in der Lehre herauszustellen. Die Caritaswissenschaft bzw. Theologie bringt ihre Stärke in Fragen der Ethik und Kommunikation ein, während die Betriebswirtschaftslehre im Kontext der Managementkompetenzen und Führungstheorien ihren Beitrag leistet.

Das Blended-Learning Konzept

Teilnehmende des Seminars, die zu gleichen Anteilen aus der Caritaswissenschaft/Theologie und der Betriebswirtschaftslehre (insb. Public und Non-Profit Management) stammten, erwarben im Seminar sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Einblicke in das Feld der Führung in öffentlichen, gemeinnützigen, wertebasierten und gewinnorientierten Organisationen bzw. Unternehmen. Führungsthemen, und insbesondere deren ethische Herausforderungen, wurden in einem interdisziplinären, interkulturellen Umfeld diskutiert. Um das Seminar für grenzübergreifende Lehre an verschiedenen Eucor Standorten zu öffnen, bestand es aus einer Kombination von Präsenzveranstaltungen (d.h., drei ganztägige Blocktermine) und Online-Modulen, die die Studierenden zwischen den Präsenzterminen im eigenen Tempo bearbeiten konnten. Die entsprechenden Online-Module behandelten drei Themenkreise: 1) Führung und Ethik 2) Kommunikation und Konfliktlösung und 3) Entscheidungsfindung und -durchsetzung. Jedes Online-Modul bestand aus mehreren „E-Lectures“, dazugehörenden „Multiple-choice Quizzes“ sowie einer Fallstudie und einer Reflexionsaufgabe über das ganze Modul. Zur Erstellung der „E-Lectures“ wurde die Software Adobe Presenter eingesetzt, während die „Quizzes“, Online-Aufgabe usw. über Werkzeuge von ILIAS erstellt wurden. Zum Abschluss jedes Moduls trafen sich Studierende mit einer Tutorin im Online-Meeting, um die Inhalte und Aufgaben zu besprechen. Hierfür ließ sich ein Online-Klassenzimmer über Adobe Connect leicht nutzen. Bei allen technischen sowie didaktischen Fragen rund um E-Learning wurden die Lehrenden stets von Mitarbeitenden der Abteilung für E-Learning der Universität bestens betreut. Außerdem profitierten die Lehrenden zu Beginn des Projektes vom Weiterbildungsangebot der Abteilung für E-Learning.

Im Rahmen der Präsenzveranstaltungen in Freiburg und Straßburg wurden vor allem interkulturelle und kommunikative Kompetenzen durch Gruppenarbeiten und Rollenspiele eingeübt. Im Rahmen der zweiten Präsenzveranstaltung in Straßburg erlebten die Studierenden bei einem Besuch des Europäischen Parlamentes, wie Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund auf internationaler Ebene zusammenarbeiten. Bei der Abschlusssitzung in Freiburg hielt Prof. Dr. Erny Gillen (ehemaliger Präsident von Caritas Europa) ferner einen Vortrag zum Konzept „Transformative Leadership“.

„Shadowing“ – Ein Blick in die Praxis

Zu den zwei bereits genannten Elementen des Seminars kam eine sogenannte „Shadowing“-Phase hinzu. Darin bekamen die Studierenden die Möglichkeit eröffnet, mit Führungskräften aus gemeinnützigen und öffentlichen Organisationen in und um Freiburg direkt „on the job“ und „one-on-one“ in Kontakt zu kommen. Von den Studierenden mitgebrachte Fälle ethischer Entscheidungssituationen aus der „Shadowing“-Phase wurden bei den Präsenzveranstaltungen besprochen und reflektiert. Außerdem soll das „E-Portfolio“, das die Prüfungsleistung für das Seminar darstellt, der Selbstreflexion über die Erfahrung mit den „Shadowing“-Partnern dienen. Neben den direkt ersichtlichen Vorteilen der Feldarbeit für die Studierenden profitieren die Praxispartner vom Austausch mit den Studierenden über ihren eigenen Führungsstil sowie ethische Herausforderungen in ihrer Führungspraxis. Bei der Rekrutierung der „Shadowing“-Partner sind die Lehrenden auf große Offenheit seitens der Führungskräfte gestoßen, die sich (im Kampf um geeignete Nachwuchskräfte) auch als attraktive künftige Arbeitgeber für die Studierenden erweisen konnten. Für den ersten Durchlauf des Seminars gelang es, 10 Führungskräfte bzw. Organisationen für das „Shadowing“ zu gewinnen, wie beispielweise den Caritasverband des Landkreises Emmendingen e.V., den Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg e.V. und die Handwerkskammer Freiburg. Durch die Bereitschaft von drei Organisationen, zwei Studierende anzunehmen, konnten die Lehrenden einen „Shadowing“-Platz für insgesamt 13 Studierende anbieten. Ein Geschäftsführer reflektierte über das „Shadowing“: „Für mich war das sehr wertvoll. Ich fand dieses Prinzip zu sagen, es ist ein „Schatten“ ganz gut und hilfreich für mich als Bild. Weil ich dann nicht das Gefühl haben musste – ich müsste jetzt alles Mögliche erklären. Also, die Studentin ist keine Praktikantin, die ich einarbeiten muss oder so. Sondern sie begleitet mich einfach durch den Tag und guckt zu. Und was sehr schön an ihr war, dass sie mir immer ein offenes und ehrliches Feedback gegeben hat.“ Eine Studentin machte eine vergleichbare Erfahrung, in dem sie bemerkte: „Es war eine Horizonterweiterung – als „Shadow“ ernst genommen zu werden [und dies] hat mich persönlich weitergebracht.“

Leadership als relevantes Thema verschiedener Fachrichtungen

Bereits im ersten Durchlauf des Seminars bestand ein großes Interesse an der Thematik aufseiten der Studierenden aus den verschiedenen Disziplinen. Auch wenn „E-Lectures“ oder Online-Meetings am Anfang für manche Studierende noch ungewohnt waren, fanden sich die Studierenden schnell zurecht und mochten die Flexibilität dieses Lehrformats. Indem neue Inhalte eigenständig online von den Studierenden bearbeitet wurden, konnte die Zeit bei den Präsenzveranstaltungen gezielt für Diskussion und Übungen genutzt werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde von den Studierenden als sehr positiv bewertet. Nach der ersten Präsenzveranstaltung schrieb ein Student: „[Die Arbeit in den Kleingruppen] war besonders interessant, da wir in der Kleingruppe aus sehr unterschiedlichen akademischen und kulturellen Backgrounds kamen und mir einmal mehr klar wurde, wie wichtig es gerade in Bezug auf Leadership ist, diese verschiedenen Backgrounds beim Interagieren mit Mitarbeitern in Betracht zu ziehen.“ Bei weiteren Durchläufen des Seminars erhoffen wir, Studierende von anderen Universitäten des European Campus für die Teilnahme zu gewinnen und somit die Perspektivenvielfalt noch zu erweitern.

In der aktuellen Ausgabe von „uni wissen“ können Sie mehr über das Projekt lesen: http://www.pr2.uni-freiburg.de/publikationen/uniwissen/uniwissen-2018-2/#40.

Prof. Dr. Klaus Baumann

Arbeitsbereich Caritaswissenschaft und christliche Sozialarbeit

Prof. Dr. Jörg Lindenmeier

Professur für Public und Non-Profit Management, insb. Corporate Governance und Ethik

Karin Jors, M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin