Frauen an der Universität
Ab 1900 waren Frauen – erstmalig an einer deutschen Universität – zum Studium zugelassen. 1902 wurde die neue Bibliothek (heute Kollegiengebäude IV), 1911 das neue Universitätshauptgebäude (heute Kollegiengebäude I) eingeweiht. Es bot Platz für inzwischen 3.000 Studierende. Im Turm befindet sich heute noch der Karzer, in dem Universitätsangehörige traditionell ihre Strafen absitzen durften, da sie nicht der staatlichen Obrigkeit unterlagen. 1920 wurde diese Regelung abgeschafft. Im gleichen Jahr eröffnete das neue Universitätsklinikum an der heutigen Hugstetter Straße.
Erinnerungskultur
Im Herzen des Kollegiengebäudes I, in der großen Eingangshalle, erinnert seit 2005 ein Mahnmal an die fast 400 namentlich bekannten Universitätsangehörigen, die unter dem nationalsozialistischen Regime getötet, vertrieben und verfolgt wurden oder Benachteiligung erlitten haben. Viele weitere Opfer blieben jedoch ohne Namen: Mehr als 1.500 Zwangsarbeiter*innen waren dem Klinikum zugeteilt, außerdem sind dort verbrecherische ärztliche Eingriffe dokumentiert. Die Universität fügte sich, zum Teil begeistert, den Anordnungen der Nationalsozialisten. Die Übernahme des Rektorats durch Martin Heidegger wurde 1933 als „Machtergreifung“ gefeiert. Zu seiner Rolle hat sich Heidegger bis zu seinem Tod 1976 nicht geäußert. Im Kollegiengebäude I befinden sich zudem Denkmale und Inschriften für die Universitätsangehörigen, die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden.
Einige Freiburger Professoren, zu denen auch Walter Eucken gehörte, sowie deren Ehefrauen dürfen der Opposition zugerechnet werden.
Folgen des Krieges und Wiederaufbau
Wie die gesamte Freiburger Innenstadt waren 1945alle Universitätsgebäude schwer beschädigt oder zerstört. Drei Viertel der Materialien, meist Bücher, konnten jedoch gerettet werden. Unter der Ägide der französischen Besatzungsmacht begann der demokratische Neuanfang. Die Universität Freiburg nahm bereits im Herbst 1945 den Betrieb wieder auf. Vor der Immatrikulation musste jede Studentin und jeder Student 100 Stunden beim Wiederaufbau mit anfassen.
Bis 1949 fanden Entnazifizierungsverfahren für alle Universitätsangehörigen statt, keine zehn Jahre später waren aber fast alle Betroffenen wieder eingestellt. Im Kalten Krieg war eine antikommunistische Einstellung wichtiger als das Verhalten während des Nationalsozialismus. Und die Universität Freiburg boomte: 1957, zum 500. Jubiläum, wurde eine neue Grundordnung verabschiedet, der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen, neue Gebäude wie das Kollegiengebäude II kamen dazu und bald zählte sie 10.000 Studierende.
Erst die Studentenproteste 1968, die – von Berlin und Frankfurt ausgehend – auch Freiburg erreichten, thematisierten die seit Kriegende übergangslos an der Macht verbliebene Generation. Der Schlachtruf lautete: „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren.“ Die Studierenden forderten mit Streiks, Teach-ins und Flugblättern unter anderem eine Demokratisierung der Universitäten. Die Proteste leiteten einen Kulturwandel ein.
Ausbau der Fakultäten
In den folgenden Jahrzehnten folgte der Ausbau der medizinischen und der naturwissenschaftlichen Fakultäten. 1995 kam die Technische Fakultät mit den Ingenieurwissenschaften neu hinzu. Ende des Jahrhunderts sind bereits mehr als 20.000 Studierende in Freiburg eingeschrieben.
Lehre und Forschung an der Universität profitieren vom internationalen Austausch und genießen hohes Ansehen im Ausland. Das zeigt sich auch in der zunehmenden Zahl ausländischer Studierender sowie internationaler Nachwuchsforscher*innen, die für eine weitere Qualifikation nach Freiburg kommen.