Wo befinden sich die Tiefmagazine der Universitätsbibliothek?
Die Tiefmagazine befinden sich im 2. und 3. Untergeschoss der Universitätsbibliothek und haben eine Gesamtfläche von knapp 13.000 Quadratmeter. Die Bausubstanz gehört zum Altbau der Bibliothek und ist seit 1978 ununterbrochen in Betrieb.
Was wird in den Tiefmagazinen aufbewahrt?
In den Tiefmagazinen befinden sich rund 3 Millionen Bücher und andere Medien wie etwa Schallplatten oder Karten. Grundsätzlich sind dort Bestände ab dem 18. Jahrhundert bis zum Erwerbungsjahr 2000 untergebracht. Die noch älteren Bestände befinden sich in einem Tresorraum. Dieser ist nicht vom Schimmelbefall betroffen. Die neueren Bestände befinden sich im Freihandbereich im 1. Untergeschoss. Außerdem sind in den Tiefmagazinen besonders schützenswerte Bestände wie die Südbadischen Pflichtexemplarabgaben oder das ehemalige von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sondersammelgebiet „Grenzgebiete der Psychologie“ untergebracht.
Wie viele Bände sind vom Schimmelbefall betroffen?
Die beiden Tiefmagazine im 2. und 3. Untergeschoss beherbergen circa 3 Millionen Bände älterer und besonders schützenswerter Literatur. Die genaue Erhebung der Anzahl der betroffenen Bände ist Teil der laufenden Maßnahmen. Nach derzeitigen Schätzungen liegt sie im unteren einstelligen Prozentbereich. Die wertvollsten Altbestände wie zum Beispiel mittelalterliche Handschriften, Frühdrucke oder Ähnliches sind besonders abgesichert in einem getrennten Tresorraum untergebracht und nicht betroffen.
Welche Arten von Büchern sind besonders betroffen und warum?
Betroffen sind insbesondere Bücher mit Gewebeeinband, in Einzelfällen auch Ledereinbände oder Schuber. Bestimmte Schimmelarten sind für ihr Wachstum auf einen stärkehaltigen Untergrund angewiesen. Für Bucheinbände verwendete Klebstoffe werden häufig auf Stärkebasis hergestellt. Die offene Struktur von Gewebeeinbänden und Leder begünstigt daher die Ausbreitung dieser Schimmelarten.
Was sind die Ursachen für den Schimmelbefall?
Das von Sachverständigen und Fachplaner*innen für Klima- und Lüftungstechnik durchgeführte Gutachten zur Ursache des Schimmelbefalls konnte Anfang Februar abgeschlossen werden. Es kommt zu dem Schluss, dass der Befall durch die generellen raumklimatischen Bedingungen in den Tiefmagazinen verursacht wurde, andere mögliche Faktoren wie etwa ein Wassereinbruch konnten ausgeschlossen werden. Deshalb wird nun die Lüftungsanlage entsprechend vom Land Baden-Württemberg al Gebäudeeigentümer ertüchtigt, um künftig das Risiko von Schimmelbefall auszuschließen.
Zum weiteren Hintergrund: Während der Generalsanierung der UB und auch seit Bezug des Neubaus im Juli 2015 sind in den Tiefmagazinen immer wieder kritische raumklimatische Bedingungen festgestellt wurden, die außerhalb der einschlägigen DIN-Normwerte lagen. Diese Befunde und entsprechende Handlungsbedarfe hat die Universität Freiburg stets umgehend an die zuständigen Stellen des Landes Baden-Württemberg als Gebäudeeigner übermittelt.
Das Amt Freiburg von Baden-Württemberg Vermögen und Bau ist bestrebt gewesen, die kritischen raumklimatischen Bedingungen zu beheben und hatte hierzu Fachplaner und Experten hinzugezogen.
Welche Maßnahmen wurden bislang durchgeführt?
Unmittelbar nach den ersten Funden der Schimmelbildung hat die Universität Freiburg gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg als Eigentümer des Gebäudes umfangreiche Prüf-, Schutz- und Gegenmaßnahmen gestartet. Auf diese Weise wurde unter anderem eine gesundheitliche Gefährdung von Personal oder Nutzenden ausgeschlossen, die betroffenen Bände wurden für die Ausleihe gesperrt. Zudem soll die bestehende Lüftungsanlage für die Tiefmagazine zeitnah ertüchtigt werden, um einen erneuten Schimmelbefall zu verhindern.
Alle Maßnahmen führt die Universität Freiburg gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg unter Hinzuziehung entsprechender Expert*innen durch, unter anderem für Bestandserhaltung und bauphysikalische Fragen. Leitend für alle Maßnahmen sind die speziellen Anforderungen und Rahmenbedingungen, die für die Aufbewahrung von Bibliotheksbeständen erforderlich sind.
Die Reinigungsarbeiten in den Tiefmagazinen haben begonnen. Hierzu wurde eine mikrobiologische Werkbank für die Reinigung der sichtbar befallenen Bestände in einem speziell hergerichteten Raum aufgestellt. In einem weiteren Raum werden die nicht sichtbar befallenen Bestände mit Spezialsaugern abgesaugt. Zudem werden die Regale und Fußböden in den betroffenen Bereichen gereinigt.
Das Amt Freiburg von Das Amt Freiburg von Baden-Württemberg Vermögen und Bau ist zudem bestrebt, die Lüftungsanlage schnellstmöglich zu ertüchtigen, um ein Risiko für Schimmelbildung künftig auszuschließen.
Welche Maßnahmen stehen noch aus?
Aktuell geht es insbesondere darum, dass die raumklimatischen Verhältnisse so angepasst werden, dass eine weitere Ausbreitung des Schimmelbefalls verhindert werden kann. Die bestehende Lüftungsanlage für die Tiefmagazine soll zeitnah ertüchtigt werden. Die hierfür notwendigen Planungen laufen bereits, sie werden von Vermögen und Bau Baden-Württemberg koordiniert.
Wie werden die betroffenen Bücher vom Schimmel gereinigt?
Die Reinigung schimmelbefallener Bücher ist ein anspruchsvoller und zeitaufwändiger Prozess. Er zielt darauf ab, den Schimmelbelag zu entfernen, das Material zu konservieren und zugleich die Gesundheit der Bearbeiter*innen zu schützen. Die Vorschrift TRBA 240 ist zu beachten, so ist zum Beispiel geeignete Schutzkleidung (Laborkittel, Handschuhe, Schutzbrille und FFP2- oder FFP3-Maske) zu tragen. In einer mikrobiologischen Werkbank wird die Oberflächenreinigung des Buches mit speziellen, antistatischen Bürsten und Mikrofasertüchern durchgeführt. Während der Reinigung wird eine Absaugvorrichtung eingesetzt, die Schimmelsporen werden direkt absaugt und durch HEPA-Filter geleitet. Nach der Reinigung müssen die Bücher in einer klimakontrollierten Umgebung gelagert werden, um ein erneutes Schimmelwachstum zu verhindern. Der gesamte Reinigungsprozess wird dokumentiert.
Wann werden die Bände wieder zugänglich sein?
Grundsätzlich können die Bestände unmittelbar nach erfolgter Reinigung wieder der Nutzung zugeführt werden. Entsprechend werden die betroffenen Bände nach und nach wieder für die Ausleihe entsperrt werden. Da die Reinigung aufwändig ist, wird der Gesamtprozess dafür noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Werden alle Bände gereinigt werden können?
Mit einer sehr sorgfältigen und zeitigen Entfernung unter den notwendigen Bedingungen ist es möglich, die Bestände komplett zu reinigen. Wir gehen davon aus, dass dies gelingt, unter anderem da der Schimmelbefall bereits in einem sehr frühen Stadium entdeckt wurde.
Hat es zuvor bereits Fälle von Schimmelbefall in der Universitätsbibliothek Freiburg gegeben?
Schimmelsporen sind allgegenwärtig – auch in Bibliotheken. Die Sporen sind extrem widerstandsfähig und können jederzeit, auch nach Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten, wieder aktiv werden und in Form von sichtbarem Schimmel wachsen. Eine dauerhaft wirksame Methode zur Entfernung der Sporen von Bibliotheksbeständen gibt es nicht. Dass es zu einem Schimmelpilzbefall in Bibliotheken kommt, ist selten, passiert aber mitunter in größerem oder kleinerem Maße, etwa durch raumklimatische Verhältnisse oder etwa Wassereinbrüche und Überschwemmungen. In den Tiefmagazinen der UB hat es seit Bezug des Altbaus in 1978 nur sehr wenige Einzelfälle von Schimmelbefall gegeben, die umgehend behandelt werden konnten.
Wie hoch sind die Kosten?
Die gesamten Kosten für die Reinigung der betroffenen Bestände und für die Ertüchtigung der Klimaanlage werden erst im Fortlauf der Planungen und Arbeiten beziffert werden können. Die Kosten für die mikrobiologische Werkbank zur fachgerechten Schimmelbeseitigung inklusive deren Einrichtungen betragen rund 20.000 Euro.