Forschungsbereiche
In der Grundlagenforschung zu hydrologischen Prozessen und Systemen verfolgt die Freiburger Hydrologie die komplementären Ansätze:
- experimentelle Hydrologie (Hydrometrie und Tracerhydrologie)
- Systemmodellierung
- Regionalisierung
Aktuelle Forschungsbereiche der Professuren sind (u.a.):
Wassermangelgebiete
Wir ermitteln Wasserressourcen in Wassermangelgebieten mit adäquaten, auf Gebiet und Klimaraum angepassten Techniken. Insbesondere werden dominante Prozesse bei Abflussbildung und Perkolation untersucht, die Eingang in hydrologische Modelle finden. Auch werden mit einer Kombination von verschiedenen Tracern Grundwasservorkommen datiert. So sind gesicherte Aussagen zur räumlich-zeitlichen Dynamik verfügbarer Wasserressourcen, aber auch zum Alter von Grundwasservorkommen und deren Neubildung möglich. Dies ist die Voraussetzung für ein nachhaltigeres Bewirtschaften der knappen Wasserressourcen.
Projekt: GLOWA-Jordan River

Abflussmessstelle in einem Wadi
Problemstoffe in der Umwelt
Tracerverfahren zur Erforschung von Problemstoffen in der Umwelt
Verschiedene Problemstoffe gelangen in den Wasserkreislauf und stellen ein nur schwer abschätzbares Risiko für Wasserressourcen und Umwelt dar. Wir verwenden Referenztracer um stellvertretend das Gefährdungspotential von diesen Stoffen abzuschätzen und Möglichkeiten zur Risikominderung aufzuzeigen. So dienen gegenwärtig verschiedene Fluoreszenztracer als Referenz für Pestizide in Hinblick auf Sorption, Lichtabbau und biologischen Abbau in künstlichen Feuchtflächen und anderen Mulden und Rigolen-Systemen. Verschiedene Typen von Feuchtflächen werden verglichen und in ihrer Effizienz maximiert. Insbesondere bietet sich die Möglichkeit einer Kombination von Hochwasserschutz und ökologischem Pestizidabbau an.

Tracerversuch mit dem Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin-WT
um die Effizienz einer Feuchtfläche zu bestimmen
Tracer- und Isotopenhydrologie

Automatisches System zur in-situ-Messung stabiler Wasserisotope
in Bodenwasser und Verdunstung
Die Arbeitsgruppe Tracerhydrologie untersucht eine Vielzahl von hydrologische Systeme mit natürlichen und künstlichen Tracern (Markiersstoffe) und arbeitet an der Entwicklung neuer Tracermethoden insbesondere für stabilen Isotope. Unter den natürlichen Tracern werden mit den stabilen Isotopen des Wassers hydrologische Prozesse (Verdunstung, Grundwasserneubildung, Abflussbildung, Pflanzenwasseraufnahme) und Komponenten des Wasserkreislaufes untersucht (Abflusskomponenten, Oberflächen- und Grundwasser). Mit natürlichen Radionukliden und Spurengasen wird direkt die Verweilzeit und Altersstruktur von Wasser im Wasserkreislauf ermittelt. Diese Informationen werden für konkrete Forschungsaufgaben und Anwendungen z.B. in der Altlastenuntersuchung eingesetzt.

Abflussbestimmung mittels künstlicher Tracer in großen Fließgewässern
Sensornetzwerke und innovative Messsysteme

Thermalbildaufnahmen einer Feuchtfläche in die wärmeres Wasser einströmt
In vielen Forschungsprojekten steht eine innovative Instrumentierung und Messmethodik im Vordergrund, um mit sogenannten „wireless sensor networks“ und anderen innovativen Systemen eine hohe räumliche und zeitliche Auflösung der Messung von hydrologischen Phänomenen zu ermöglichen. Dadurch können wir die Komplexität und eventuell vorhandene Muster ursächlicher Prozesse besser erkennen, visualisieren und in Modelle einbinden.
Wir entwickeln und testen auch andere innovative Systeme, um zum Beispiel Schneeprozesse zu beobachten (SnoMoS – snow monitoring station), automatische Abflussmessungen mittels der Verdünnungsmethode (ADiGS) durchzuführen oder wir wenden neue Methoden (Thermalkameras, Zeitrafferaufnahmen) an um deren Potential in der Hydrologie zu testen.

Snow monitoring station (SnoMoS) im Geländeeinsatz und deren Aufbau
Präferentielle Fließsysteme

das mit einem blauen Farbstoff markiert wurde
r: Ausfluss von einem lateralen präferentiellen Fließweg am Hang
Flow from a lateral preferential flow path (pipe flow)
In der Natur findet die Wasserbewegung im Boden und im Untergrund sehr häufig in präferentiellen Fließwegen statt. Diese präferentiellen Fließwege können Klüfte, Regenwurmkanäle, Schwundrisse oder vieles mehr sein. Sie haben jedoch gemeinsam, dass deren Relevanz und die vorkommenden Fließprozesse noch nicht verstanden sind und wir Probleme haben, deren Auswirkungen auf den Stofftransport und die Wasserbewegung vorherzusagen. Wir wissen, dass dieses präferentielle Fließen sehr wichtig ist, aber uns fehlen noch die geeigneten Experimente, Modelle und Informationen um sie zu nutzen. Simulation eines preferentiellen Abfluss-Fließnetzes bei Zwischenabfluss (Weiler und McDonnell, 2007)

bei Zwischenabfluss (Weiler und McDonnell, 2007)

zu detektieren
Urbane Hydrologie
In der Vergangenheit hat sich die Hydrologie nur im Ausnahmefall mit der Hydrologie in urbanen Gebieten beschäftigt. Jedoch haben dezentrale Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung und die Vorgaben, dass Städte eine natürliche Wasserbilanz anstreben sollten dazu geführt, dass hydrologische Methoden und Modelle mehr und mehr in den Städten eingesetzt werden. Wir haben einerseits in der Stadt Freiburg eine Vielzahl von Experimenten durchgeführt und Messungen installiert, um die komplexe Wasserbewegung und Speicherung zu verstehen und die Erfahrungen in hochauflösenden Modelle zu integrieren.

m: Wasserstandsbeobachtung in Mulden-Rigolen-Systemen
r: Messung der Interzeption von Bäumen in Städten
Weitere Forschungsbereiche:
- Hydrologie der ungesättigten Zone
- Schnee und Eis
- Ecohydrology (zusammen mit Pflanzen)
- Abflussprozesse und Einzugsgebietshydrologie
- Hydrologische Extreme: Hochwasser und Sturzfluten
- Charaktrisierung der Landbedeckung (LiDAR)
- Prozessinteraktionen und Feedbacks von Stoff- und Wasserflüssen
- Forsthydrologie
- Oberflächen-Grundwasser-Interaktion
- Karsthydrologie