Publikationen
- Schuldenmachen. Eine soziale Praxis in Augsburg (1480 bis 1532) (Verhandeln, Verfahren, Entscheiden. Historische Perspektiven 7), Münster 2021.
- zusammen mit Huber, Vitus/Schmitz-Esser, Romedio (Hg.), The Bright Side of Night. Nocturnal Activities in Medieval and Early Modern Times, Florenz 2024 [open access].
- zusammen mit Bongartz, Josef/Frewer, Lena/Lechner, Rhonda-Marie/Stodolkowitz, Stefan (Hg.), Beschleunigung und Effizienzbemühungen im Gerichtswesen der Vormoderne [in Vorbereitung]
- zusammen mit Handke, Marcus/Hering, Kai/Hoffmann, Daniela Bianca/Sowa, Oliver, Räume, Orte, Konstruktionen. (Trans)Lokale Wirklichkeiten im Mittelalter und der Frühen Neuzeit (Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, Beiheft 3), 2021 [open access im Mittelalter Blog: https://mittelalter.hypotheses.org/26922]
- Übler Geschmack und verschleimte Ventile – Die Verwaltung des Stadtraumes über Geruchswahrnehmungen in Augsburg (16. und 17. Jahrhundert), erscheint in: Cortese, Arabella/Zimmermann, Markus/Zimmermann, Julian (Hg.), Die stinkende Stadt. Olfaktorische Perspektiven auf urbane Räume in der Vormoderne (Paradeigmata), Baden-Baden [in Druckvorbereitung].
- Zwischen organisierter Wachsamkeit und Chaos. Massenveranstaltungen, ephemere Räume und Herstellung von Sicherheit im 18. Jahrhundert, in: HZ 318/1 (2024), S. 35-63.
- Mit Zahlen sprechen. Zahlen als Organisationsinstrumente in der Verwaltungspraxis des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Häberlein, Mark/Flurschütz Da Cruz, Andreas (Hg.), Die Sprachen der Frühen Neuzeit. Europäische und globale Perspektiven (Frühneuzeit-Impulse 6), Köln 2024, S. 407-417.
- Vom Schrift-Zeichen zur Praxis, von der Protokollsemantik zur außersprachlichen Wirklichkeit: verschriftete Mündlichkeit vor dem Stadtgericht Augsburg um 1500, in: Bongartz, Josef/Denzler, Alexander/Katzer, Caroline/Stodolkowitz, Stefan Andreas (Hg.), Feder und Recht. Schriftlichkeit und Gerichtswesen in der Vormoderne (bibliothek altes Reich 39), Berlin/Boston 2023, S. 135-154.
- Konkurrenz oder Koexistenz? Verfahrensvielfalt und Handlungsalternativen im Verfahren um Geldschulden, in: Neumann, Franziska/Poettering, Jorun/Thiessen, Hillard von (Hg.), Konkurrenzen in der Frühen Neuzeit. Aufeinandertreffen – Übereinstimmung – Rivalität (Frühneuzeit-Impulse 5), Köln/Weimar/Wien 2023, S. 711–720.
- Before the Bright Light? Methods and Materialities of Private Lighting in Early Modern Cities, in: Huber, Vitus/Schmitz-Esser, Romedio/Weber, Maria (Hg.), The Bright Side of Night. Nocturnal Activities in Medieval and Early Modern Times, Florenz 2024, S. 135–152.
- Effizienzkulturen – ein analytisches Setting zur Erforschung vormoderner Effizienzpraktiken, in: Bongartz/Frewer/Lechner/Stodolkowitz (Hg.), Beschleunigung und Effizienzbemühungen im Gerichtswesen der Vormoderne [in Vorbereitung]
- Gemeinsames Abrechnen als kalkulative Praktik. Handlungssequenz in der Kleinkreditpraxis in Augsburg um 1500, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 108/1 (2021), S. 5-29.
- Zwischen Metropolität und Mammon – Schuldenmachen in Augsburg um 1500, in: Blick in die Wissenschaft 40 (2019), S. 14-15.
- Geld und Schulden als nervus rerum in der Stadt des Spätmittelalters, in: Die Stadt des Mittelalters an der Schwelle zur Frühen Neuzeit. Beiträge des interdisziplinären (Post-)Doc-Workshop des Trierer Zentrums für Mediävistik im November 2017, hrsg. von Inge Hülpes und Falko Klaes (Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, Beihefte 1), 2018, S. 89–111, https://mittelalter.hypotheses.org/12998.
- Ein Nemen und aus geben von wegen an Steg und Weg – Materialität, Instandhaltungsmaßnahmen und Kosten Nürnberger Straßen und Brücken am Beispiel des Straßenmanuals von 1547, zusammen mit Alexander Denzler, in: Denzler, Alexander (Hg.), Wahrnehmung und Nutzung von Straßen (1300-1900) (Jahrbuch für Regionalgeschichte 36), Stuttgart 2018, S. 25-51.
- Ärger mit dem (Ver)Mieter? Gab’s schon im 16. Jahrhundert!, in: Sozusagen! Bemerkungen zur deutschen Sprache, Bayerischer Rundfunk, ausgestrahlt am 21.04.2023.
- „Gott waiß, wann ich widerumb zu meinem gellt kumb“ – Schuldenmachen und Hoffnungsdinge, in: Hoffnung handeln – L’espérance en action. Ein Frühneuzeitblog hrsg. von Christine Zabel und Albert Schirrmeister, online unter: https://hoffnungfnz.hypotheses.org/1784
- Meyer, Adrian, Merkantiles Erzählen. Vom Kauf und Verkauf in mittelhochdeutscher Literatur (Literatur – Theorie – Geschichte 25), Berlin/Boston 2022, erscheint in: VSWG.
- Hitz, Benjamin, Ein Netz von Schulden. Schuldbeziehungen und Gerichtsnutzung im spätmittelalterlichen Basel (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte 256), Stuttgart 2022, in: VSWG 110/3 (2023), S. 407-408.
- Schwarting, Rena, Organisationsbildung und gesellschaftliche Differenzierung. Empirische Einsichten und theoretische Perspektiven (Organisation und Gesellschaft – Forschung), Wiesbaden 2020, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte GA 139/1 (2022), S. 461-463.
- Dermineur, Elise M. (Hg.), Women and Credit in Pre-Industrial Europe (Early European Research 12), Turnhout 2018, in: VSWG 108/4 (2021), S. 549-550.
- Krey, Alexander, Wirtschaftstätigkeit, Verwaltung und Lebensverhältnisse des Mainzer Domkapitels im 16. Jahrhundert. Eine Untersuchung zu Wirtschaftsstil und Wirtschaftskultur einer geistlichen Gemeinschaft (Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. 35), Hamburg 2020, in: ZHF 48/2 (2021), S. 391-393.
- Corens, Liesbeth/Peters, Kate/Walsham, Alexandra (Hg.), Archives & Information in the Early Modern World (Proceedings of the British Academy 212), Oxford 2018, in: ZHF 47/4 (2020), S. 726-728.
Promotionsprojekt
Schuldenmachen. Eine soziale Praxis in Augsburg (1480 bis 1532)
Skizze des abgeschlossenen Promotionsprojekts (english version see below)
“Credit (apprestum/prestitis) was ubiquitous in later medieval society” (Goddard, Richard, Credit and Trade, S. 1 (2016)). Mit dieser Feststellung leitet Richard Goddard seine kürzlich erschienene Studie zu „Credit and Trade in later Medieval England“ ein.
Die Ubiquität von Kreditvergaben und die Alltäglichkeit von (Geld-)Leihe, Pfand- und Borgkauf, Verpfändung und Versetzung von Geld und seiner materiellen Äquivalente tritt uns in der städtischen Schriftlichkeit, wie sie durch Ratsprotokolle, Gerichtsbücher und Missive auf einer obrigkeitlich-normativen Ebene repräsentiert werden, als auch in privaten Schuldbüchern, Schuldbriefen, Korrespondenzen oder chronikalischen Aufzeichnungen, vielfach entgegen.
Diese Überlieferung aus der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Reichsstadt Augsburg als Ausgangspunkt und „primäre[n] Stellvertreter der Praxis“ (Haasis/Rieske, Historische Praxeologie. Zur Einführung, S. 1 (2015)) zu nehmen, außersprachliche Wirklichkeiten herauszuarbeiten und nach dem Umgang, den Praktiken und der Wahrnehmung von Geld und Schulden zu fragen, bilden den Kern des Promotionsprojektes.
Quellengrundlage und Auswertung
Als zentrale Quellengrundlage der Qualifikationsarbeit fungierten dabei die Protokollbücher der Stadtgerichts Augsburg, deren Inhalte nicht nur ein geordnetes Verfahren um Geldschulden sichtbar machen. Vielmehr war es möglich, einzelne Praktiken des Schuldenmachens herauszufiltern, zu erfahren, wie die Menschen des späten 15. Jahrhunderts Schulden machten, wie sie darüber vor Gericht und außerhalb sprachen und welche Rolle dabei das Gericht einnahm.
Aus praxeologisch-mikrohistorischer Perspektivierung und in einer Kombination von quantitativen und qualitativen Herangehensweisen wurden so die Praktiken des Schuldenmachens herausgearbeitet, die Höhe der Schuldensummen dargelegt und in Schwerpunktsetzungen (Lidlohn, Mieten und Weber-Schulden) verortet.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Deutlich zeigt sich dabei,
- dass alle soziökonomischen Schichten, besonders auch die sog. Kleinen Leute, als Gläubiger bzw. Schuldner in horizontalen, aber auch vertikalen Schuldenbeziehungen Anteil an einer Schuldenpraxis hatten,
- Schulden eine Geldnutzungsform war, um im Kontext einer sich monetarisierenden und ökonomisierenden Metropole Anteil zu haben,
- den Zeitgenossen der Umgang und die Aushandlungspraktiken vor Gericht bekannt und bewusst waren und
- sich Schuldenmachen auf unterschiedlichsten Ebenen, in unterschiedlichsten Medien und Räumen der Stadt materialisieren konnte.
Die Erforschung der Praxisformation Schuldenmachen lässt so perspektiviert gleichermaßen die sozialen Bezugsfelder wie auch den Handlungsspielraum im ökonomischen Handeln in einer vormodernen Großstadt erkennen. Schuldenmachen war, so zeigt sich letztlich, Produkt des eigenen Handelns, Produkt unterschiedlichster Arrangements, Produkt von Aushandlung, Interaktion und Kommunikation – eine soziale Routine, die Binnenlogiken der vormodernen städtischen Gesellschaft prägte und davon geprägt wurde.
Habilitationsprojekt
Die Augen der Nacht – Nächtliche Wachsamkeit und kommunale Staatsbildung im 18. Jahrhundert
Projektzusammenfassung
Nachts für Sicherheit und Ordnung zu sorgen ist eine Aufgabe, die sich seit jeher an Gesellschaften richtet, um Menschen und Eigentum zu schützen, Kriminalität vorzubeugen und Unsicherheit zu vermeiden. Während sich in westlichen Gesellschaften unterschiedliche – meist staatliche – Formen von Sicherheitsakteuren, Sicherheitsarchitekturen, Sicherheitssystemen und Sicherheitspraktiken etabliert haben, war die Herstellung von nächtlicher Sicherheit in vormodernen Gesellschaften eine kollektive Aufgabe der jeweiligen Stadt- oder Dorfgemeinden: das Recht zu wachen wurde erkämpft und war Teil einer spezifischen nächtlichen Rechtshoheit.
Ende des 18. Jahrhunderts aber verdichten sich die Anzeichen einer Ablösung dieser hergebrachten Aufgabe: Nachtwache wurde zur lästigen Aufgabe. Bürger in den Städten nämlich, ob in Madrid, London, Paris, Köln oder Mexico City, begehrten gegen den nächtlichen Wachdienst auf oder wurden mit Reformen konfrontiert, wodurch sie das Recht an der jahrhundertelang in weitgehender Eigenverantwortlichkeit durchgeführten Nachtwache zu verlieren drohten bzw. verlieren wollten.
Welche Motive, Hintergründe und Folgen standen hinter diesen Entwicklungen? Das Habilitationsprojekt greift diese Fragen auf und erforscht durch das Phänomen der Nachtwache für Köln, Madrid und Bristol diesen Transformationsprozess mikrohistorisch-praxeologisch.