Nachhaltigkeitsverständnis
Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg versteht Nachhaltige Entwicklung als kontinuierlichen Prozess hin zu einer ökologisch tragfähigen und sozial gerechten Gesellschaft in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, in der den Bedürfnissen heutiger und zukünftiger Generationen Rechnung getragen wird. Universitäten haben als prägende Akteure im gesellschaftlichen Diskurs einen Beitrag zur notwendigen gesellschaftlichen Transformation in Richtung eines verantwortungsvollen Umgangs mit unserem Planeten und einer sozial gerechten Gesellschaft zu leisten.
Die Universität Freiburg versteht ihre zentrale Aufgabe hierbei darin, solides Wissen zu Umweltthemen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu generieren und zu lehren, Lösungen anzubieten und vorzuleben und somit als Impulsgeber auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu agieren. Gleichzeitig tritt unsere Universität Freiburg für die sie tragenden Werte einer offenen Wissenschaft und Freiheit der Forschung aktiv ein.
Als Bildungsinstitution ist die Universität Freiburg insbesondere dafür verantwortlich, ihre Absolventinnen so auszubilden, dass sie
- wissensbasiert zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen,
- mögliche Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen identifizieren und kommunizieren,
- sich im interdisziplinären Diskursfeld der Nachhaltigkeit orientieren und mögliche Zielkonflikte zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung reflektieren und
- ihr Wissen kontinuierlich erweitern und anwenden können.
Im Alltag der Universität Freiburg bedeutet nachhaltige Entwicklung darüber hinaus,
- die Leistungsfähigkeit in Lehre und Forschung durch die Förderung von Innovationskraft, Interdisziplinarität und Kooperation zu sichern (wirtschaftliche Nachhaltigkeit).
- die negativen Umweltauswirkungen des Universitätsbetriebs möglichst weitgehend zu reduzieren. Die Universität muss erarbeitetes Wissen selbst anwenden, um Klimaneutralität zu erreichen und positive Beiträge anzustreben (ökologische Nachhaltigkeit).
- ein langfristig attraktives, partizipatives Umfeld und eine inklusive Universitätskultur zu schaffen. Es ist essenzieller Bestandteil von Nachhaltigkeit, die Vielfalt und Kreativität aller Universitätsmitglieder zu unterstützen und sie zu befähigen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Dies bedeutet unter anderem, eine wertschätzende, geschlechtergerechte, familienfreundliche universitäre Atmosphäre zu schaffen sowie sichere und gesunde Arbeitsplätze anzubieten (soziale Nachhaltigkeit).
Die sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte von Nachhaltigkeit gehören untrennbar zusammen. Daher fördert die Universität Freiburg die wissenschaftliche Auseinandersetzung und die verantwortungsbewusste Reflexion all dieser Aspekte und insbesondere ihrer Verschränkungen untereinander. Sie setzt Erkenntnisse und Lösungsansätze als Reallabor bestmöglich um und fungiert so als Vorbild für private und öffentliche Akteur*innen.
Die Universität Freiburg setzt es sich zum Ziel, Nachhaltigkeitsdenken fest zu verankern und in alle Entscheidungsprozesse einzubetten. Studierende und Beschäftigte sollen sensibilisiert und dazu ermutigt werden, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und selbst zur nachhaltigen Entwicklung auf dem Campus wie in der Gesellschaft beizutragen.
Die Universität verpflichtet sich dem Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN, welches die Bereiche Forschung, Lehre, Transfer, Betrieb und Governance definiert und jeweils konkrete Ziele und Maßnahmen benennt.
Governance
Im übergreifenden Handlungsfeld Governance zielt der Nachhaltigkeitskompass der Universität Freiburg darauf ab, Nachhaltigkeitsdenken und -handeln fest in sämtlichen universitären Strukturen zu verankern und Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in alle Entscheidungsprozesse einzubetten.
Das 2021 eingerichtete Prorektorat für Internationalisierung und Nachhaltigkeit und das 2022 etablierte Nachhaltigkeitskonzil als beratender Think Tank bieten mit Möglichkeit, bislang fragmentierte Gruppen und Maßnahmen im Sinne einer universitätsweiten, übergreifenden Governance für Nachhaltigkeit zu vernetzen und zu bündeln.
Die Universität Freiburg ist bestrebt, in Zusammenarbeit mit allen Statusgruppen die Nachhaltigkeitsziele und Maßnahmen der in diesem Kompass benannten Handlungsfelder Governance, Forschung und Transfer, Studium und Lehre, soziale Verantwortung und Betrieb zu vernetzen und zu vertiefen und auf diese Weise eine umfassende Nachhaltigkeitskultur an der Universität zu etablieren. Damit einhergehend ist es das Ziel, Studierende und Beschäftigte für das Thema zu sensibilisieren und einzubinden, ihre Anregungen aufzunehmen und gemeinsam die Hochschulprozesse kontinuierlich zu verbessern.
Das seit Juni 2023 neu institutionalisierte studentische Nachhaltigkeitsbüro dient beispielweise bereits als zentrale Anlaufstelle für alle Studierenden, die an der Universität eine nachhaltige Zukunft mitgestalten, Ideen einbringen und ihre Umsetzung vorantreiben möchten.
Ziele
- Stärkung der handlungsfeldübergreifenden Governance für Nachhaltigkeit durch institutionalisierte Strukturen und Dialogprozesse, die alle Statusgruppen einbezieht
- Zielgerichtete Kommunikation nach innen und nach außen sowie kontinuierliches Monitoring des Nachhaltigkeitshandelns der Universität und Verfolgung der Maßnahmenumsetzung durch jährliche Umweltberichte und dreijährliche Nachhaltigkeitsberichte
- Stärkung des studentischen Engagements im Bereich Nachhaltigkeit und Stärkung des Austauschs zwischen Studierenden und der Universität beispielweise durch das studentische Nachhaltigkeitsbüro
Forschung und Transfer
Im Handlungsfeld Forschung und Transfer zielt die Universität Freiburg darauf ab, Wissen zu gesellschaftlichen Herausforderungen zu generieren, geeignete Lösungen anzubieten sowie diese Lösungen durch den wechselseitigen Austausch mit Akteurinnen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft in die Umsetzung zu bringen. Die Universität zeichnet sich dadurch aus, dass sie sowohl fundierte und herausragende Grundlagenforschung als auch innovative angewandte sowie inter- bzw. transdisziplinäre Forschung betreibt.
Im Themenkomplex Nachhaltigkeit gehört die Universität Freiburg zu den forschungsstärksten Universitäten Deutschlands mit stetig wachsender internationaler Sichtbarkeit. Dies spiegelt sich in ihrer Publikations- und Drittmittelstärke wider, insbesondere im Hinblick auf die im folgenden genannten Sustainable Development Goals (SDGs) „Gesundheit und Wohlergehen“ (Ziel 3), „Bezahlbare und saubere Energie“ (Ziel 7), „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (Ziel 11), „Klimaschutz“ (Ziel 13) sowie „Leben an Land“ (Ziel 15). Im Rahmen des Schwerpunktbereichs „Wege zur Nachhaltigkeit“ gilt es, auf dieser Forschungsstärke aufzubauen und das universitäre Forschungsprofil zielgerichtet weiterzuentwickeln. Forschung im Bereich Nachhaltigkeit, die einen systemischen Ansatz verfolgt, ist dabei von zentraler Bedeutung.
Eng verknüpft mit zukunftsorientierter Forschung spielt der Transfer eine tragende Rolle. Gerade als Universität, die ein großes Spektrum an Disziplinen in sich vereint, kann die Universität Freiburg zum Gemeinwohl im Sinne der nachhaltigen Entwicklung beitragen, indem dezidierter Nachhaltigkeitstransfer betrieben wird. Dabei ist der Dialog mit der Gesellschaft für die Beantwortung von Zukunftsfragen von großer Bedeutung: sowohl die Weitergabe und Kommunikation von Wissen, Technologien und Methoden an externe Akteurinnen, als auch die proaktive Aufnahme von gesellschaftlichen Anforderungen bezüglich sozialer, ökonomischer und ökologischer Fragen.
Ziele
- Stärkung des Forschungsprofils im Bereich der Nachhaltigkeit durch tragfähige institutionalisierte Strukturen, die sowohl die nachhaltigkeitsorientierte Grundlagenforschung als auch anwendungsorientiere inter- und transdisziplinäre Forschung fördern
- Bestehende Formate der Nachhaltigkeitsforschung und des Transfers stärker vernetzen und zueinander in Beziehung setzen
- Stärkung der internationalen Sichtbarkeit der Oberrheinregion im Bereich Nachhaltigkeit beispielweise durch den Aufbau des Innovationscampus Nachhaltigkeit, der das Ziel verfolgt, systemische Nachhaltigkeitsinnovationen zu entwickeln und zu implementieren, indem er insbesondere anwendungsorientiere inter- und transdisziplinäre Forschung fördert und in den Transfer bringt
- Gewinnung von herausragenden Wissenschaftlerinnen im Bereich Nachhaltigkeit und verstärkte Sichtbarkeit dieser Forschung z.B. durch die Alexander von Humboldt-Professur
- Förderung von Wissenschaftlerinnen in frühen Karrierephasen in der kritischen und interdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung, beispielsweise durch die Weiterentwicklung der Young Academy for Sustainability Research, um die Zukunft der Forschung in diesem Bereich zu stärken
- Stärkung der internationalen und regionalen Zusammenarbeit in der Nachhaltigkeitsforschung beispielweise im Rahmen der Eucor Pilotage für Sustainability, sowie durch die Vernetzung mit globalen Partnern, die uns als „Multilateral Research & Academic Gateways“ stärken und ergänzen
Studium und Lehre
Als Ausbildungsstätte von Zukunftsdenkerinnen und Gestalterinnen der Gesellschaft hat Nachhaltigkeit an der Universität Freiburg auch im Bereich der Lehre einen besonderen Stellenwert. Die Universität Freiburg möchte alle ihre Studierenden dazu befähigen, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts konstruktiv zu begegnen und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Dabei sollen auch die Impulse der Studierenden selbst aufgenommen werden.
Nachhaltigkeit kennt keine disziplinären Grenzen und die Vermittlung von Kompetenzen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung erfordert die Integration unterschiedlicher Fachperspektiven und die Einbeziehung von gesellschaftlichen Praxiswissen.
Schon jetzt besteht ein umfangreiches Angebot an Studiengängen und Lehrveranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug, die sowohl thematisch als auch methodisch dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung entsprechen. Das Zertifikat Nachhaltigkeit ermöglicht seit 2021 Studierenden aller Fachrichtungen, sich interdisziplinär mit Nachhaltigkeitsfragen des 21. Jahrhunderts auseinanderzusetzen und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Über die bereits bestehenden und derzeit entwickelten nachhaltigkeitsbezogenen Studiengänge und das Zertifikat Nachhaltigkeit hinaus ist die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in alle Lehrpläne ein sehr ehrgeiziges, aber essentielles Ziel, welchem sich die Universität in den nächsten Jahren widmet.
Ziele
- Nachhaltigkeitskompetenz der Studierenden fördern durch gezielten Ausbau und Weiterentwicklung des Lehrangebots der Universität Freiburg zu Nachhaltigkeitsthemen, mit dem Ziel, dass alle Studierenden im Rahmen ihres Studiums an der Universität Freiburg Grundlagen des Themas Nachhaltigkeit vermittelt bekommen
- Neue inter- und transdisziplinärer Lehrformate entwickeln, die den Bedürfnissen der heutigen und folgenden Generationen entsprechen
- Erweiterung verschiedener Perspektiven durch Ausweitung der gemeinsamen Lehre mit internationalen Partnern im Bereich Nachhaltigkeit, z.B. Ausbau des Zertifikats Nachhaltigkeit im Rahmen der Partnerschaften der Universität Freiburg und Weiterentwicklung der Eucor/EPICUR Angebote im Bereich Nachhaltigkeit
Betrieb
Im Sinne des Nachhaltigkeitsverständnisses der Universität Freiburg ist es geboten, dass die Universität Umweltschutz und Nachhaltigkeit nicht nur in Lehre und Forschung integriert, sondern ihr Wissen auch im Universitätsbetrieb anwendet und dadurch eine Vorbildfunktion einnimmt. Ein übergreifendes Ziel der Universität ist es, die negativen Umweltauswirkungen des Universitätsbetriebs weitgehend zu reduzieren und positive Beiträge anzustreben, ohne die Qualität von Forschung und Lehre zu beeinträchtigen. Im betrieblichen Bereich orientiert sich die Universität Freiburg an den Umweltleitlinien, die erstmals 2007 etabliert und 2020 in einem partizipativen Prozess aktualisiert wurden.
Auf dem ambitionierten Weg zur Klimaneutralität wurde 2022 unter Beteiligung vieler Akteur*innen ein umfassendes und innovatives Klimaschutzkonzept für den Gebäudebetrieb mit konkreten Maßnahmen beschlossen, mit denen die im Klimaschutzgesetz gesetzten Ziele erreicht werden sollen.
Ziele
- Erreichung von Netto-Treibhausgasneutralität bis 2030, entsprechend der Landesstrategie BW, in enger Zusammenarbeit mit dem Amt Vermögen und Bau
- beispielweise durch die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts mit realisier- und messbaren Maßnahmen zur CO2-Reduktion, insbesondere in den Handlungsfeldern Strom und Wärme und die Erweiterung des Klimaschutzkonzepts durch ein Mobilitätskonzept für den Bereich Nachhaltige Mobilität
- Stärkung der nachhaltigen Mobilität einschließlich Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit (z.B. ÖPNV, Fahrrad) und Reduktion der Emissionen durch Dienstreisen beispielweise durch einen Leitfaden für nachhaltige Mobilität
- Weiterentwicklung der nachhaltigen Beschaffung und Ressourcen-Recycling (Kreislaufwirtschaft)
- Schaffung von Anreizen für nachhaltiges Handeln im täglichen Universitätsbetrieb