Qualifikationsarbeiten
Laufende Qualifikationsarbeiten
Eine religionspädagogisch verantwortete Rede von Körperlichkeit – Elisabeth Fock
Juvenile Lebenswelten sind im besonderen Maße durch körperliche Erfahrungen geprägt. Zum einen meint dies die entwicklungspsychologisch bedingte Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper; also biologische Reifungsprozesse oder beispielsweise die Entwicklung einer (Geschlechter)rolle. Zum Anderen sind darunter all die gesellschaftlichen Normierungs- und Aushandlungsprozesse zu fassen, die an den menschlichen Körper herangetragen werden. Social Media-Plattformen wie Instagram verschärfen diese Bewegungen. Zurecht ist hier von einem Körperboom zu sprechen.
Religionspädagogisch herrscht hier weiterhin das Desiderat, Körperlichkeit nicht nur als Prinzip in didaktischen Lernformaten (wie etwa im Ganzheitlichen Lernen oder dem Bibliodrama) zu thematisieren, sondern es als theologisches Thema in Lern- und Bildungsprozesse einzuspeisen.
Das Dissertationsprojekt setzt hier an, indem es juvenile Verstehensweisen von Jugendlichen empirisch untersucht und diese in einen kritisch- konstruktiven Dialog mit ausgewählten Köroertheorien theologischer Anthropologien bringen will. Ziel und Horizont der Arbeit ist das Bemühen, eine theologisch verantwortete und subjektorientierte Rede von Körperlichkeit zu entwerfen.
Der Antisemitismus in unserer Gesellschaft zeigt sich wieder vermehrt in der Öffentlichkeit und auch an Schulen wird dieses gesamtgesellschaftliche Problem mittlerweile vermehrt beachtet und untersucht. In den hierzu geforderten gesamtcurricularen Lösungen kann der Religionsunterricht seinen eigenen Beitrag leisten. Dieser besteht unter anderem darin, „das“ Judentum in der Vergangenheit und besonders in der Gegenwart in seiner faktischen Vielfältigkeit darzustellen. Zudem gilt es jüdische Identitäten an deutschen Schulen zu ermöglichen, sichtbar zu machen – sofern jüdische Jugendliche dies wollen – und zu stärken.
Bislang ist jedoch wenig über die Identitätsbildung und bis dato noch nichts zur Religiosität jüdischer Jugendlicher in Deutschland erforscht. An dieses Desiderat soll mit einer qualitativ-empirischen Untersuchung angesetzt werden, um die Rolle der (Nicht-)Religiosität jüdischer Jugendlicher in Deutschland bei ihrer Identitätsentwicklung zu untersuchen. Dabei sollen diese selbst zu Wort kommen, damit nicht nur über sie, sondern mit ihnen geredet wird.
Abgeschlossene Qualifikationsarbeiten
Tanz als Zugang zur Gottesfrage – Leibliches Lernen im Kontext einer performativen Religionspädagogik – Dr. Anne Hilpert (geb. Frenk)
Das Dissertationsprojekt dient der vertiefenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der aktuell kontroversen Debatte um den Ansatz einer performativen Religionspädagogik. Zur Kontextualisierung und Systematisierung dieser performativen Ausrichtung von Religionspädagogik werden die vielschichtigen differenten Entwicklungsstränge des „performative turn“ innerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften zusammengeführt sowie die religionssoziologischen Implikationen ausfindig gemacht. Vor diesem Theoriehorizont steht im Zentrum der Arbeit die herausfordernde Denkmöglichkeit, den Tanz als „locus theologicus“ religiöser Bildungsprozesse zu ergründen und einen leibbezogenen Ansatz zur Erschließung der Gottesfrage zu entwickeln.
Schülerwissen und -einstellungen zu Urknall, Evolution und Schöpfung in der Entwicklung. Eine qualitativ-empirische Längsschnittstudie – Dr. Christian Höger
Das Habilitationsprojekt von Dr. Christian Höger thematisiert Konzepte und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Schöpfung und Naturwissenschaften im Blick auf die Entstehung und Entwicklung der Welt und des Menschen. Die drei Kernbegriffe lauten: Gotteskonzept, Urknallkonzept und Evolutionskonzept. Die qualitativ-empirische Längsschnittstudie untersucht eine mögliche Entwicklung der drei Kernbegriffe bei 5.-, 7.- und 9.-Klässler:innen der Sekundarstufe I des Gymnasiums. Die empirischen Befunde sollen dann entwicklungspsychologische, religionspädagogische und fachdidaktische Debatten voranbringen.
Der Beitrag des Religionsunterrichts zur Wertebildung – Prof. Dr. Konstantin Lindner
Angesichts eines negativ interpretierten Wertewandels wird von Schule als Sozialisationsinstanz gegenwärtig verstärkt ein Beitrag zur Wertebildung eingefordert; besonders dem Religionsunterricht wird diese Aufgabe abverlangt, in der oft zugleich die Existenzberechtigung dieses Fachs im schulischen Fächerkanon verortet wird. In diesem Zusammenhang ist zu klären, welchen Beitrag Schule und Religionsunterricht überhaupt zu Wertebildung leisten können.
Das Habilitationsprojekt leitet religionsdidaktische Herausforderungen hinsichtlich einer (theologisch) verantworteten Wertebildung ab und entfaltet diesbezüglich Implementierungsoptionen, welche Perspektiven sinnvoll erscheinen, damit der Religionsunterricht in seinem bildungsbedeutsamen Beitrag zur Wertebildung zur Geltung kommt, zugleich aber nicht auf diesen Fokus reduziert wird.
Wissenschaftstheorie als Perspektivenfrage?! – Dr. Johannes Heger
Pluralität ist nicht nur eine Signatur der Lebenswelt, von der die Religionspädagogik herausgefordert ist. Die äußere Pluralität führt vielmehr auch zu einer vielgestaltigen Ausrichtung der Religionspädagogik selbst als Wissenschaft.
So buchstabiert(e) sich die Disziplin unter anderem als Anwendungswissenschaft, Ideologiekritik, Handlungswissenschaft, empirische Wissenschaft, Wahrnehmungswissenschaft und Semiotik aus. Dies lässt fragen, ob die wissenschaftstheoretische Ausrichtung der Religionspädagogik eine Perspektivenfrage darstellt, die nach einer Richtungsentscheidung verlangt. Die unterschiedlichen Erarbeitungsschritte der vorliegenden Studie steuern diesbezüglich einer eindeutigen Antwort zu: Nicht in einer künstlich erzeugten Monoperspektivität, sondern in einer kritisch-reflektierten Multiperspektivität ist die entscheidende Option einer zukunftsfähigen Religionspädagogik zu sehen.