Traumberuf Hebamme: Hebammenwissenschaft an der Universität Freiburg
Fabiana Moreiras-Teixeira ist eine der ersten 24 Absolventinnen des Studiengangs Hebammenwissenschaft an der Universität Freiburg. Im Interview erzählt die 27-Jährige von ihrem Studium, was sie an ihrem Beruf begeistert und welche Tipps sie für zukünftige Studierende hat.

War es schon immer dein Traumberuf, Hebamme zu werden?
Nein, es war nicht schon immer mein Traum, Hebamme zu werden. Ich habe diesen Beruf während meines Schulpraktikums in der 10. Klasse kennengelernt und mich in ihn verliebt. Nach meinem Schulabschluss habe ich trotz zahlreicher Praktika keinen Ausbildungsplatz gefunden. Der Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft an der Universität Freiburg war deshalb eine gute Alternative für mich.
Das Studium umfasst sieben Semester mit einem engen Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis. Wie hast du diese Kombination empfunden?
Diese Kombination finde ich wichtig, um die neu erlernten Kompetenzen auch direkt in der Praxis anzuwenden. Auf Theorieebene empfand ich Fachinhalte wie die Geburtsmechanik und die Arzneimittellehre sehr interessant, genauso wie das Modul zur Freiberuflichkeit. Meine Praxiseinsätze verbrachte ich zum Teil im Kreißsaal, auf einer Wochenbettstation, einer gynäkologischen Station und einer Neonatologie-Station, aber auch in einem Geburtshaus und bei einer Hausgeburtshebamme. Im siebten Semester konnte ich die Arbeit in der Notfallambulanz meiner Praxisklinik in Konstanz kennenlernen. Im Allgemeinen hätte ich mir verstärkt längere Praxiseinsätze im Kreißsaal gewünscht, um das Erlernte noch ausführlicher anzuwenden.
Wie hast du die fachliche Anleitung und Unterstützung durch Dozent*innen und Praxisanleiter*innen erlebt?
Die Anleitung in der Klinik habe ich als sehr hilfreich empfunden – besonders während der Umstellung in meinem Kreißsaal auf das sogenannte Belegsystem, bei dem freiberufliche Hebammen mit Kliniken zusammenarbeiten. Diese strukturelle Veränderung war schwierig, da es in dieser Übergangszeit nicht genügend Praxisanleiter*innen und zeitliche Kapazitäten gab, um uns umfassend anzuleiten. Nach der Umstellung verliefen die Anleitungen jedoch super und die Ansprechpersonen im Kreißsaal konnten sich genügend Zeit für uns nehmen. Während der Theoriephasen waren die Dozent*innen sehr engagiert, uns auf die praktischen Tätigkeiten des Berufs vorzubereiten. Diese Zeiträume habe ich als sehr lehrreich empfunden.

„Die Arbeit mit so vielen verschiedenen Familien, aber auch die Vielfältigkeit der Aufgaben begeistern mich sehr.“
Fabiana Moreiras-Teixeira
Absolventin der Hebammenwissenschaft an der Universität Freiburg
Wie war das Studierendenleben in Freiburg?
Durch das regelmäßige Pendeln zu meiner Familie war mein Studium nicht vom typischen Studierendenleben in Freiburg geprägt. Aber trotzdem habe ich einige schöne Freiburg-Momente außerhalb des Studiums erleben können – zum Beispiel beim internationalen Karaoke-Abend in der Mensa Rempartstraße – und neue Freundschaften geschlossen.
Einen Ausgleich zum Studium finden
Welche Faktoren spielen bei der Wahl des Studienortes eine Rolle?
Studieninteressierte sollten sich überall dort bewerben, wo sie sich sowohl beruflich als auch persönlich gut aufgehoben fühlen. Nicht nur der Studiengang muss stimmen, sondern auch die Umgebung, und in Freiburg lässt es sich gut leben.
Welchen Tipp hast du für Studierende der Hebammenwissenschaft?
Da man im Studium auch mit existenziellen Dingen des Lebens konfrontiert wird, ist es sehr hilfreich, einen Ausgleich neben dem Studium zu finden, genauso wie Menschen zu haben, mit denen man über seine Erfahrungen sprechen kann.
Wie ist es, jetzt deinen Traumberuf Hebamme zu leben und was begeistert dich an deiner Arbeit?
Es ist noch sehr ungewohnt, wirklich examiniert zu sein, aber gleichzeitig auch sehr schön. Ich bin noch in meiner Findungsphase, prüfe, wie ich als Hebamme arbeiten möchte und was mir guttut. Die Arbeit mit so vielen verschiedenen Familien, aber auch die Vielfältigkeit an Aufgaben, die mir dieser Beruf gibt, begeistern mich sehr. Herausfordernd ist es für mich allerdings, freie Tage einzulegen. Ich liebe diesen Beruf und könnte ständig arbeiten – die Freiberuflichkeit macht es auch schwierig, sich abzugrenzen. Um mich in meinem Berufsalltag zu strukturieren, haben mir das Existenzgründungsseminar für die Freiberuflichkeit und das zugehörige Modul sehr geholfen.
Was wünschst du dir für Hebammen in Deutschland?
Eine gerechte Bezahlung aller Hebammen, egal ob studiert oder ausgebildet. Außerdem wünsche ich mir, dass wir Hebammen, egal zu welchem Verband wir gehören als Einheit für unsere Berufung und Rechte auftreten.