In der Mitte des Labors steht eine komplexe Apparatur, die an blinkende Computer angeschlossen ist. Aus ihnen ist in unregelmäßigen Abständen ein fremdartiges Knistern zu vernehmen. Die Töne bedeuten, dass die Neuronen der Labormäuse aktiv sind, weil sie einem speziellen Licht ausgesetzt sind. Für Außenstehende eine ungewöhnliche Erfahrung, für Neurowissenschaftlerin Dr. Julia Veit, Alltag. Als Gruppenleiterin eines Emmy-Noether- Projekts forscht sie in am physiologischen Institut der Universität Freiburg zum zentralen Nervensystem von Mäusen. Genauer gesagt, zu Interneuronen und deren Bedeutung für die Reizweiterleitung im Gehirn.
Für die syrische Architektin und Restauratorin Diana Miznazi ist Wissen Macht. Sie sieht sich selbst als Vertreterin der in der Wissenschaft tätigen Migrantinnen. Diana ist stolz und dankbar für das, was sie als eine von ihnen erreicht hat: „Es ist eine große Verantwortung, die ich trage, und ich versuche, nicht ständig daran zu denken“, lacht sie.
Am Institut für Sport und Sportwissenschaft wirkt die Welt noch in Ordnung. Die Sonne scheint. Hier an der Dreisam entfaltet sich ein wahrhaft malerisches Schwarzwaldidyll. Jana Strahler, Professorin für Sportpsychologie, freut sich darüber. Ihr Campus sei glücklicherweise kein „großer grauer Kasten“. Nein, hier regierten „Die Sportplätze, die Beachvolleyballplätze, der grüne Rasen.“ Sie kommt ins Schwärmen. „In Freiburg scheint ja sowieso immer die Sonne“, sagt sie und lächelt.
Jana Naue hilft, Verbrechen aufzuklären – so ein bisschen wie bei CSI: Den Tätern auf der Spur. Unter anderem dafür wurde sie ins Eliteprogramm für Postdoktorrand*innen der Baden-Württemberg Stiftung aufgenommen, die sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg einsetzt. Jana Naue beschäftigt sich dagegen eher mit dem Gegenteil. Ihre Forschung unterstützt die Polizei und Staatsanwaltschaft in deren Arbeit, mittels der sogenannten forensischen Genetik und in Zukunft Epigenetik.
„Eigentlich hat alles mit der Druckerpatrone angefangen. Wegen dieser arbeite und forsche ich jetzt an der Universität“, sagte die 26-jährige Juristin Friederike Lammert. Für ihr rechtswissenschaftliches Studium zog sie nach Freiburg, absolvierte im Jahr 2020 erfolgreich ihr Erstes Juristisches Staatsexamen und arbeitet seitdem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geistiges Eigentums von Prof. Dr. Maximilian Haedicke. Dort promoviert sie zu einem patentrechtlichen Thema: dem Markteintritt von generischen Arzneimitteln.
„Lützerath könnte heute noch stehen“, sagt Astrid Steindorf, die mit ihrem wachen Blick ihrer Aussage Nachdruck verleiht. Dabei wirkt es so, als wollte sie am liebsten direkt nach Lützerath marschieren und den RWE-Chefs diesen Satz nochmals direkt ins Gesicht sagen und unterbreiten welche sinnvolleren Alternativen es für die Energiegewinnung gibt, wenn die Welt der Mikroorganismen mitgedacht wird.
Zur Chemie, und besonders den Nanomaterialien kam sie durch eine grundlegende Faszination für alles, was Naturwissenschaft mit Technik verbindet. Waren es anfangs vor allem der Weltraum („Oma, irgendwann fliege ich mit dir zum Mond“) erwuchs daraus später das Interesse an Physik und Chemie und die Erkenntnis, dass „wir alle nur ein wohlorchestrierter Haufen von Atomen sind“. Wie in Christopher Nolans Blockbuster „Interstellar“, ihrem Lieblingsfilm, geht es ihr ums Entdecken des Unbekannten und ums Verstehen.
Kaum jemand kennt wohl ‚Universität‘ von so vielen Seiten wie Kerstin Fest: studiert, promoviert, geforscht, gelehrt und nun letztendlich im Wissenschaftsmanagement angekommen. Ihre Karriere an der Universität führte sie von den Literaturwissenschaften bis heute, wo sie sich für die Planung und Umsetzung einer europäischen Universität einsetzt.
Wie ein Wirbelwind fegt sie um die Ecke. Ihr Inneres jedoch – wie das Auge eines Sturms – ist geerdet und ruhig; sie ist selbstbewusst, aber sanft zurückhaltend. Sie schreitet durch die Gänge ihres Instituts, grüßt einen Kollegen und setzt sich zielstrebig an ihren Platz im Büro. Sorgfältig bereitet sie sich auf das Interview vor und wartet geduldig, bis alles Technische geregelt ist. Chinwe ist keine Frau für halbe Sachen. Sie nimmt sich Zeit und verfolgt ihr Ziel. Sobald die Aufnahme läuft, füllt sich der Raum mit ihrer stürmischen Energie, und sie zieht einen, Wort für Wort, in ihren Bann.
„Trau dich.“ – das rät Antje Kellersohn, Direktorin der Universitätsbibliothek Freiburg, all jenen, die vor einer großen Entscheidung stehen. Unser Gespräch führen wir in ihrem modernen Büro, ganz ohne staubige Bücherregale aus Eichenholz oder knarzende Trittleitern. Auf ihrem Schreibtisch stehen mehrere Bildschirme, deren Farbe und Form an die Fassade der UB erinnern. „Trau dich“ sind zwei einfache, aber wichtige Worte. Besonders wenn es darum geht, den Mut für eine Neuorientierung zu finden. So, wie es Antje Kellersohn gewagt hat.
Der Weg lag klar und deutlich vor ihr: Ein VWL/BWL Bachelor mit anschließendem Masterstudium, eine Spitzen-Promotionsstelle und dann eine Professur. Mit großem Ehrgeiz arbeitet Dr. Laura Renner an ihren Veröffentlichungen, geht auf Konferenzen und bereitet ihre Kurse vor, doch die erhoffte Berufung zur Professorin bleibt aus. Die Ausschreibungen für Professuren fordern veröffentlichte Artikel, am besten in den Top-Journals, die der Fachbereich zu bieten hat, und bitte nicht zu wenig davon. Im Prinzip hätte Laura Renner das auch gerne. Wem gefällt es schließlich nicht, sich als Erstautorin zu einem faszinierenden Thema? Die Unterlagen für ihre Publikationen sind vollständig abgeschickt, die Fristen sind eingehalten, aber der Prozess zieht und zieht sich hin.
„Es geht nicht nur darum, dass man seine Forschungsarbeit am Ende erledigt hat, sondern dass man mit Freude und Passion an das Fachgebiet geht.“ Und das tut Kathrin Blumenstein: Wenn sie über ihre Arbeit redet – oder eben, ihre Passion – strahlen ihre freundlichen braunen Augen begeistert. Und ihre Faszination steckt an: Gebannt tauche ich mit ihr ein in eine Welt der Bäume, der Pilze, der Mikroorganismen.
Frühjahr 2023, Katar. Das Emirat, welches – bis zum letzten Dezember – so große, weitreichende Beachtung fand: Die Fußball-WM der Männer am Persischen Golf warf lange Schatten voraus, auf ein Land ohne Fußballkultur, auf ein winziges Land, welches seine riesigen Schätze und seinen wachsenden Einfluss als Faustpfand in der Welt einzusetzen versucht. Was ist geblieben von den angeblichen Veränderungen? Die Politikwissenschaftlerin Dr. Julia Gurol-Haller wird dem auf den Grund gehen und dabei auch an die denken, mit denen sie vielleicht überhaupt nicht in Kontakt treten können wird: Es sind die Frauen*, die Marginalisierten und Stimmlosen, die ihre Forschung an der Universität Freiburg antreiben.
„Ich bin ein Nerd, ich habe es immer geliebt zu lernen und mir neue Dinge anzueignen“, so beschreibt sich die in diesem Jahr in die „American Society for Microbiology“ gewählte Forscherin, Prof. Dr. Sonja-Verena Albers selbst. Ihre Leidenschaft sind Archaeen, die wohl unbekanntesten Lebensformen auf diesem Planeten.
Alles fing mit einer Tasse Tee an. Als Dr. Valerie Lang noch Oberstufenschülerin war, hatte sie einen Physiklehrer, der jede Unterrichtsstunde mit einer Runde Tee für die Klasse eröffnete. Mit einem warmen Schluck Tee im Magen „lassen sich Integrale schließlich deutlich besser berechnen“. Lang, die eigentlich immer mehr Affinität für die Mathematik empfand, begann, sich zunehmend auf den Physikunterricht zu freuen. Als sie dann auch noch die Verbindung zwischen Mathe und Physik erkannte, war es um sie geschehen und ihre Entscheidung für ein Diplomstudium mit anschließender Promotion in Physik kam wie aus der (Teilchen-)Kanone geschossen.
In einer Zeit, in der Informationen nur einen Klick entfernt sind und die Aufgabe, sich an Daten und Details zu erinnern, an digitale Geräte delegiert werden kann, wird die Fähigkeit des Gehirns, das Gedächtnis zu steuern, allzu leicht übersehen. Doch für Dr. Monika Schönauer, Juniorprofessorin und Forscherin am Psychologischen Institut der Universität, steht das Gedächtnis im Mittelpunkt ihrer Arbeit und Forschung.
„Ich habe mir lange Gedanken gemacht, ob mich Leute ernst nehmen,“ bekennt Dr. Elisabeth Piller, Historikerin im Verfahren von einer Juniorprofessur zu einer regulären Professur an der Universität Freiburg. „Und das hat sicher etwas damit zu tun, eine relativ junge Frau in diesem Umfeld zu sein.“ Nach einem Bachelor in den USA, einem Master in Heidelberg und der Promotion in Norwegen lehrt und forscht Piller seit Herbst 2020 am Historischen Seminar in Freiburg. Geschichte ist ihre große Leidenschaft, und sie verbringt einen Großteil – auch – ihrer Freizeit mit der Lektüre von Archivalien: „Mein Beruf ist der interessanteste Beruf der Welt. Eigentlich ist es wie Detektivin zu sein,“ beschreibt Piller ihre Forschungen.
Bücher findet Eva Erdmann peinlich. Natürlich nicht immer, nicht überall, aber heute schon. Das klingt für alle, die sie gut kennen, erstmal komplett falsch. Eva Erdmann? Die Romanistikdozentin, die sich zu Semesterbeginn extra die Zeit nimmt, in der Bibliothek liebevoll die Literatur für ihre Seminare zusammenzustellen? Diese offensichtliche Literaturliebhaberin soll Bücher peinlich finden? Niemals.
Mein Gespräch mit Sabrina gleicht ihrer Arbeit – wir setzen uns nicht an einen Ort und bleiben dort, sondern erkunden gemeinsam die verschiedenen Räume und die verschiedenen Tätigkeiten, denen Sabrina nachgeht. Sie führt mich zuerst in das NEXUS Lab, einem der zentralen Orte ihrer Arbeit. Es ist nach NEXUS Experiments benannt, einer bei BrainLinks-BrainTools angesiedelten Plattform für teilhabeorientierte Wissenschaftsvermittlung und Community-basierte partizipative Forschung.
„Ich hatte einfach nur großes Glück“, sagt Dephie und winkt ab, als wolle sie die Aufmerksamkeit von sich ablenken. Es mag Dinge geben, die man auf ihrem Weg als „Glück“ bezeichnen kann, aber ein einfaches Quäntchen Glück auf dem Weg macht nicht unbedingt eine einfache Reise aus. Zurzeit arbeitet Dephie als Koordinatorin für Early Career Programs am Exzellenzcluster CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies an der Universität Freiburg.
Im Institut für Mikrosystemtechnik an der Technischen Fakultät Freiburg öffnet Jasmin-Clara Bürger, Postdoc seit 2023, eine Schublade. Zum Vorschein kommt eine Dose, in der Plättchen, Bürgers Proben, ordentlich sortiert nebeneinander liegen. Eine der Proben fällt ins Auge, sie ist grün, die linke obere Ecke ist violett gefärbt, was wirklich schön aussieht. Doch geht es hier nicht um den ästhetischen Wert irgendwelcher bunter Plättchen. Bürger forscht aktuell an sogenannten Dünnfilmen, also Materialschichten mit einer Schichtdicke, die im Nanometerbereich liegt.
Mächtige Codes, erdende Routinen und inspirierende Vorbilder – davon spricht Gresa Shala mit einer Euphorie, die die sonst ruhige Promovierende strahlen lässt. Künstliche Intelligenz (KI), speziell Meta-Learning, ist „das Ding, das mich ständig forschen lassen will“, so Gresa. In der Representation Learning Group der Universität Freiburg hat sie somit genau den richtigen Platz gefunden, um ihrem Forschungsdrang freien Lauf zu lassen. Im Gespräch darf ich hinter die coole Fassade einer Frau schauen, die dem Ruf der KI quer durch Europa gefolgt ist.
„In der Wissenschaft arbeitet man nicht für das Geld oder den Ruhm, es muss das Hobby sein und die Arbeit und eigentlich einen großen Teil des Lebens ausmachen“, findet Sonia Dsoke. Wer diese Begeisterung für Wissen besitzt, wird viele Hürden überwinden können. Sie kann das beurteilen, denn Sonia Dsoke hat selbst einen weiten Weg mit einigen Hürden zurückgelegt in ihrer Forschungskarriere.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Materialien bestimmte Eigenschaften haben? Oder haben Sie sich schon einmal gefragt, was auf einer Ebene vor sich geht, die normalerweise unsichtbar ist? Die Professorin Oana Cojocaru-Mirédin hat sich auf die Atomsondentomografie spezialisiert, eine relativ neue Technik, die es uns ermöglicht, die atomare Struktur von Materialien und deren Aufbau zu verstehen. Sie ist besonders interessant aufgrund der Möglichkeiten, die sie für die künftige Manipulation von Materialien eröffnet.