Promotion ja oder nein?
Da in Deutschland eine Promotion für die ärztlichen Tätigkeit nicht zwingend erforderlich ist, muss jede/r Medizinstudierende für sich selbst entscheiden, ob eine Promotion in Frage kommt oder nicht. Bei der Beantwortung dieser Frage sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden.
Eine Promotion wird in der Regel vorausgesetzt für
- eine wissenschaftliche Karriere in der Forschung,
- eine akademische Karriere an einer Uniklinik (z. B. das Anstreben einer Professur) und
- eine Leitungsposition an einer Klinik (z. B. Oberärztin/Oberarzt).
Darüber hinaus wird eine Promotion empfohlen für Studierende
- mit Interesse an beliebten Fachbereichen mit hohem Bewerberdruck,
- mit Interesse an wissenschaftlichen Fragestellungen und kritischem Denken,
- die sich persönlich weiterentwickeln und einen Einblick in medizinische Forschung gewinnen möchten und
- die ihren Karrierewegen gegenüber noch offen stehen.
Im Rahmen einer Promotion haben Sie die Möglichkeit, sich intensiv mit einem wissenschaftlichen Thema ausführlich auseinanderzusetzen und dabei Ihr kritisches Denken zu schulen. Die Fähigkeit zum kritischem Denken spielt bei jeder ärztlichen Tätigkeit eine zentrale Rolle. Das heißt, auch wenn Sie vorhaben, sich als Ärtzin/Arzt niederzulassen oder in einem kleineren Krankenhaus zu arbeiten, können Sie von einer Promotion profitieren.
Formen medizinischer Doktorarbeiten
Experimentell | Klinisch | Statistisch | Theoretisch | |
---|---|---|---|---|
Beschreibung | Bei experimentellen Arbeiten werden Daten im Labor experimentell (z. B. anhand von Zellkulturen oder Tierversuchen) erhoben und anschließend analysiert. | Bei klinischen Studien werden Daten direkt an Patienten/Probanden erhoben und analysiert. | Bei statistischen Arbeiten werden bereits vorliegenden Daten (z. B. aus Patientenakten) ausgewertet. | Bei theoretischen Arbeiten werden Literaturstudien durchgeführt. Auf Basis bestehender Forschung werden neue Erkenntnisse gewonnen. |
Besonderheit | Hoher Zeitaufwand aufgrund eigener Datenerhebung; Eine Unterbrechung des Studiums in der Regel notwendig; Ggf. zeitliche Flexibilität notwendig (z. B. aufgrund der Verfügbarkeit von Zellkulturen) | Hoher Zeitaufwand aufgrund eigener Datenerhebung; Ggf. Unterbrechung des Studiums notwendig; Ggf. zeitliche Flexibilität. notwendig (z. B. aufgrund der Verfügbarkeit von Probanden) | Häufig geringerer Zeitaufwand; Gut planbar | Eher geringer Zeitaufwand; Gut planbar |
Fächer | Vorklinische und klinische Fächer | Hauptsächlich klinische Fächer | Vorklinische und klinische Fächer | Vorklinische und klinische Fächer |
Welche Form der Doktorarbeit ist für mich geeignet?
Welche Form der Doktorarbeit für Sie persönlich geeignet ist, hängt stark von Ihrer Motivation zur Promotion ab. Insbesondere für eine wissenschaftliche Karriere ist eine anspruchsvolle experimentelle Arbeit notwendig. Für eine akademische Karriere an einer Universitätsklinik ist eine experimentelle Arbeit oder anspruchsvolle klinische Studie sehr zu empfehlen.
Für eine wissenschaftliche Karriere oder eine akademische Laufbahn an einer Universitätsklinik sollten außerdem 1-2 Freisemester für die Promotion und die Veröffentlichung der Arbeit eingeplant werden. Dies gilt auch, wenn nach dem Studium ein Auslandsaufenthalt geplant ist. In vielen Ländern wird der Dr. med./Dr. med. dent. nicht als ausreichende wissenschaftliche Qualifizierung anerkannt. Dies erschwert den Zugang zu Stipendien und wissenschaftlichen Programmen im Ausland. Durch eine anspruchsvolle experimentelle oder klinische Arbeit, idealerweise mit einer Erstautoren-Publikation, kann eine Gleichwertigkeit nachgewiesen werden.
Wenn Sie keine wissenschaftliche oder akademische Karriere anstreben, hängt die Wahl der Form der Doktorarbeit vor allem von Ihrer Bereitschaft zur Promotion, Ihrem persönlichen Interesse an wissenschaftlichen Fragestellungen und Ihrer Geschicklichkeit ab. Unabhängig von ihren langfristigen Karriereplänen bieten eine anspruchsvolle Promotion die Möglichkeit, sich intensiv mit einem wissenschaftlichen Thema auseinanderzusetzen, die kritische Bewertung eigener und fremder Daten zu erlernen und Einblicke in experimentelle und wissenschaftliche Methoden zu erhalten. All dies ist für jede ärztliche Tätigkeit von Vorteil.
Nach welchen Kriterien werden Dissertationen bewertet?
Die Kriterien für die Bewertung von experimentellen, klinischen und theoretischen Dissertationen nach Promotionsordnung 2020 finden Sie in Anlage 2 der Promotionsordnung.
Wie finde ich eine/n verantwortlichen Betreuer*in und ein Thema?
Tag der medizinischen Promotionen
Der jährlich im Frühjahr stattfindende Tag der medizinischen Promotionen bietet Ihnen die ideale Gelegenheit, sich umfassend über die Promotion zum Dr. med./Dr. med. dent. zu informieren. Dort erhalten Sie die Möglichkeit, Promotionsthemen, Betreuer*innen sowie aktuelle und ehemalige Doktorand*innen kennenzulernen.
Initiativbewerbungen
Eine große Anzahl an Promotionsprojekten wird über Initiativbewerbungen vergeben. Wenn Sie Interesse an einer bestimmten Fachrichtung haben, können Sie direkt bei möglichen Betreuer*innen anfragen. Nur weil kein Promotionsthema ausgeschrieben ist, heißt es nicht, dass es derzeit keine Möglichkeit zur Promotion gibt.
Sprechen Sie potentielle Betreuer*innen auf die Möglichkeit einer Hospitation an; auch kurze (wenige Tage) Hospitationen liefern einen ersten Eindruck zur Arbeitsatmosphäre, Betreuungssituation und wissenschaftlichem Umfeld. Viele Betreuer*innen sind auch bereit, Kontakt zu ehemaligen Doktorand*innen der Arbeitsgruppe zu vermitteln.
Kontaktinformationen von potentiellen Betreuer*innen finden Sie über die Webseiten der Institute, Kliniken und Einrichtungen.
Ausschreibungen
Über die Webseiten der Institute, Kliniken und Einrichtungen werden vereinzelt Promotionsthemen ausgeschrieben.
Abgeschlossene Dissertationen / ehemalige Doktorand*innen
Um herauszufinden, ob ein Themenbereich für Sie geeignet ist, empfehlen wir Ihnen, in den bereits abgeschlossenen Dissertationen des Fachbereichs zu stöbern und mit ehemaligen Doktorand*innen zu sprechen. Abgeschlossene Dissertationen sind digital über Freidok plus oder lokal in der Universitätsbibliothek Freiburg einsehbar.
Was zeichnet gute Betreuung aus?
Eine gute Betreuung ist der Schlüssel zum Erfolg einer Promotion – oft sogar wichtiger als die genaue thematische Ausrichtung des Forschungsvorhabens. Bei der Wahl einer/eines verantwortlichen Betreuer*in sollten Sie folgende Fragen für sich zufriedenstellend beantworten können:
- Hat die Person bereits erfolgreich Promotionen betreut?
- Ist ein Mitarbeiter*innenpool/Betreuung vor Ort? Wer ist direkter Ansprechpartner*in? Dieser Aspekt ist besonders wichtig für experimentelle und klinische Doktorarbeiten, da hier die Teamarbeit besondere Bedeutung besitzt.
- Waren frühere Doktorand*innen zufrieden mit der Betreuung?
- Gibt es regelmäßige Besprechungen? Gibt es ein regelmäßiges Seminar?
- Hat die Arbeitsgruppe bereits Veröffentlichungen? Wie ist die Autorenschaft geregelt, d.h. werden Medizindoktorand*innen als Erstautor*innen genannt? Dies ist wichtig für die Bewertung der Promotion und eine spätere akademische/wissenschaftliche Tätigkeit.
- Wie ist die berufliche Situation der Betreuerin/des Betreuers? Gibt es Pläne die Universität/Uniklinik zu verlassen?
- Sind Drittmittel zur Unterstützung des Promotionsvorhabens vorhanden?
- Wurde, falls nötig, der Ethik-/Tierversuchsantrag für die Arbeit bereits bewilligt.
Die Medizinische Fakultät stellt Betreuer*innen einen fach- und fakultätsspezifischen Betreuungsleitfaden zur Verfügung. Dieser beinhaltet die Vorgaben für die Betreuung und Begutachtung von Promotionen und soll Anregungen geben, Betreuungsverhältnisse transparent und gewinnbringend zu gestalten sowie gute Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Promotion zu schaffen. Gleichzeitig kann er Ihnen eine Orientierungshilfe sein, welche Erwartungen Sie an eine gute Betreuung während der Promotion stellen können und beinhaltet u.a. Checklisten für Betreuungsgespräche.
Das erste Gespräch mit der/dem Betreuer*in
Eine Übersicht möglicher Themen, für das erste Gespräch mit der/dem Betreuer*in finden Sie in Checkliste 2 im Betreuungsleitfaden der Medizinischen Fakultät.
Was ist ein geeigneter Zeitplan für eine studienbegleitende Promotion?
Wir empfehlen Ihnen, frühzeitig nach dem Physikum mit der Planung Ihres Promotionsvorhabens zu beginnen. Der folgende Zeitplan soll einen groben Rahmen für eine studienbegleitende Promotion geben. Dieser sollte jedoch den individuellen Zielen und Rahmenbedingungen (z. B. Planung eines Auslandssemesters) angepasst werden.
Bitte beachten Sie, dass das Promotionsvorhaben zeitlich nicht exakt geplant werden kann, da es durch äußere Einflüsse Verzögerungen von mehreren Monaten kommen kann!
5./6. Fachsemester
- Thema und Betreuer*innen suchen (Mögliche Betreuungskonstellationen beachten!)
- Laborbesuche/Hospitationen durchführen
- Mit ehemaligen Doktorand*innen sprechen
- ggf. Bewerbung für MOTI-VATE oder andere Stipendien
- Literaturrecherche durchführen
- Thema konkretisieren und Plan B entwickeln
- Ziele der Promotion definieren
- ggf. Beratung durch das Studiendekanat zu individuellen Anpassungen des Stundenplans und/oder des weiteren Studienverlaufs (z. B. im Fall einzelner Freisemester)
7./8.. Fachsemester
- ggf. Freisemester einplanen
- Betreuungsvereinbarung mit Betreuer*innen abschließen
- Antrag auf Annahme als Doktorand*in stellen + Immatrikulation als Promovierende
- Praktischer Teil (Durchführung der Experimente/Datenerhebung, Datenanalyse)
- Individuelles Studienprogramm absolvieren
- falls notwendig Plan B aktivieren
9./10. Fachsemester
- Praktischen Teil abschließen
- Auswertung der Ergebnisse
- ggf. Publikation vorbereiten (zusätzliche Zeiten für Revisionen müssen eingeplant werden, + 6-12 Monate)
- Erstellen der Dissertationsschrift
Bis Beginn PJ
- Arbeit fertigstellen
- Dissertation einreichen und Eröffnung des Promotionsverfahrens beantragen (PO 2020) (bzw. Zulassung zur Doktorprüfung (PO 1984))
Ideelle und finanzielle Fördermöglichkeiten
Das einjährige strukturierte Promotionsprogramm MOTI-VATE der Medizinischen Fakultät fördert Studierende der Human- und Zahnmedizin finanziell und ideell während einer studienbegleitenden Promotion zum Dr. med. /Dr. med. dent. und legt damit den Grundstein für eine Laufbahn als Clinician Scientist. Eine Übersicht weiterer Fördermöglichkeiten finden Sie auf der Webseite zur wissenschaftlichen Karriereförderung von Promovierenden.
Weiterführende Literatur zur Planung
Für die Planung einer medizinischen Promotion empfehlen wir u.a. folgende Bücher, die über die Universitätsbibliothek bezogen werden können.
- Budrich, B., Keller, D., Schmidt, L., 2018. Wie schreibe ich eine Doktorarbeit? Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56786-9
- Kühl, M., Brockmann, D., 2015. Mit Erfolg promovieren in den Life Sciences. Ein Leitfaden für Doktoranden, Betreuer und Universitäten. Eugen Ulmer KG.
- Weiß, C., Bauer, A., W., 2015. Promotion, 4th ed. Thieme, Stuttgart.