Antidiskriminierung
Diskriminierung stellt im Hochschulkontext durchaus eine Alltagserfahrung dar und betrifft nicht nur den Zugang zur Universität. Studierende erleben Diskriminierungen auch in ihrem Studienverlauf und in ihrem universitären Alltag. Beispiele hierfür sind sexuelle Belästigung durch Kommiliton*innen, rassistische Bemerkungen von Lehrenden oder die Verweigerung von angemessenen Vorkehrungen für Menschen mit Behinderungen in Prüfungen. Diskriminierungserfahrungen sind eine Realität an Hochschulen, die in ihrer Komplexität zu wenig anerkannt wird. Um Diskriminierungen abzubauen, braucht es eine entsprechende professionelle Haltung auf unterschiedlichen Ebenen – auch in der Lehre.
Als Lehrende*r können Sie sich mit unterschiedlichen Formen von Diskriminierung auseinandersetzen und vor diesem Hintergrund die eigene Lehrpraxis und gegebenenfalls in der eigenen Lehre erlebte Situationen reflektieren und neu bewerten. Sie können sich zudem mit den Rechten auseinandersetzen, die Betroffene von Diskriminierung haben, sowie sich über die Anlaufstellen informieren, die im Falle einer Diskriminierung beratend zur Seite stehen. Schließlich können Sie versuchen, sensibel mit Diskriminierungserfahrungen im Lehralltag umzugehen, und die Erfahrung einer Person, die sich diskriminiert fühlt, ernst nehmen und mit ihr gemeinsam nach Handlungsoptionen suchen.
Tipps und Links
Für die Auseinandersetzung mit der eigenen Lehre können Sie die weiteren Inhalte dieses Werkzeugkastens nutzen.
Auf den zentralen Webseiten der Universität Freiburg finden Sie alle relevanten Informationen zum Thema Schutz vor Diskriminierung und Machtmissbrauch.
Einen analytischen und rechtlichen Überblick bietet der Leitfaden „Bausteine für einen systematischen Diskriminierungsschutz an Hochschulen“ der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Beratung und Betreuung
Studierende aus dem Ausland, die ein anderes Hochschulsystem gewohnt sind; Studierende mit Behinderung, die Fragen zu Nachteilsausgleichen haben; Studierende mit Kind, die auf eine flexiblere Studiengestaltung angewiesen sind: Sie alle haben Bedarf an einem umfassenden, niedrigschwelligen Beratungs- und Betreuungsangebot. Um wirkungsvoll zu sein, muss diese Beratung und Betreuung auf die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse der Studierenden eingehen. Lehrende, die ihre Studierenden beraten, benötigen daher Gender-und-Diversity-Kompetenz.
Im Rahmen von Lehrveranstaltungen ist es ein entscheidender Punkt, die Möglichkeiten der Beratung transparent zu machen und den Studierenden zu kommunizieren. Informationen zu Sprechstunden und Kontaktmöglichkeiten – direkt in der Sitzung oder zwischen einzelnen Terminen – zu übermitteln, schafft eine klare Informationsstruktur und erleichtert Studierenden die Kontaktaufnahme.
Wenn Studierende ihre persönlichen Voraussetzungen und/oder Schwierigkeiten thematisieren, ist zum einen die Information über die zentralen Beratungseinrichtungen innerhalb der Universität unabdingbar. Zum anderen können Studierende schon dadurch unterstützt werden, dass ihnen aktiv zugehört und ggf. gemeinsam Lösungswege gesucht werden.
Tipps und Links
Es empfiehlt sich, die Beratungs- und Servicestellen Ihrer jeweiligen Fakultät zu kennen und die Studierenden darauf hinzuweisen.
Darüber hinaus finden Sie auf dieser Website der Universität zahlreiche Links zu Ansprechpersonen und Beratungseinrichtungen zu Diversity-relevanten Themen.
Curriculumsentwicklung
„Inklusives Curriculumdesign beinhaltet die Gestaltung von Studiengängen, Modulen und Lehrveranstaltungen nicht nur im Hinblick auf Learning Outcomes, Inhalte, Didaktik und Prüfungen, sondern auch bezogen auf die Art und Weise, wie alle Studierenden mit ihren Bedürfnissen, Interessen und Zielvorstellungen einbezogen werden“ (Hockings 2010, zit. nach Linde/Auferkorte-Michaelis 2014, S. 157).
Die Auswahl von Studieninhalten hat deutliche Auswirkungen auf die Inklusion bzw. Exklusion von Studierenden. Wird zum Beispiel nur eine deutsche oder männlich geprägte Sichtweise auf eine Disziplin vermittelt, dann werden andere Perspektiven oder Traditionen dadurch ausgeblendet. Auf diese Weise bleibt die Vielfalt an Zugängen, die es in einem Fach gibt, unsichtbar. Denn die Behandlung eines Themas aus nur einer Perspektive wirkt sich auf die Sichtweise der Studierenden aus.
Wenn Studentinnen das Gefühl haben, in ihrem Fach bzw. in ihrer Wissenschaftsdisziplin kämen Frauen nicht vor (z. B. in den Wirtschaftswissenschaften), oder wenn Studierende mit anderem kulturellem Hintergrund den Eindruck gewinnen, eine Fachkultur sei nur auf westeuropäische Sichtweisen ausgelegt (z. B. in den Sozialwissenschaften), kann sich das auf ihre Motivation und ihr Selbstwertgefühl auswirken.
Nicht nur die Auswahl von Inhalten (Theorien etc.) sondern auch die Auswahl von Fallbeispielen, Literatur und anderen Quellen/Materialien spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle.
Tipps und Links
Auf den Webseiten der Abteilung Hochschuldidaktik findet sich ein umfangreiches Themenportal, das unter anderem Informationen zu Lehrkonzepten, zur Konzipierung von Lehrveranstaltungen und zu alternativen Lehr-Lern-Formen bereithält.
Diversitätssensible Sprache
Sprache – gesprochen, in schriftlicher Form, als Körper- oder Bildsprache – spielt eine zentrale Rolle in der universitären Lehre. Sie dient der Vermittlung von Wissen und der Verständigung über Lehrinhalte und ermöglicht es uns, miteinander (über Ideen, Werte, Normen, Ansichten usw.) zu kommunizieren. Sprache bzw. das Gelesene, Gesehene oder Gehörte bestimmt so einen Großteil dessen, was wir in unserem (Uni-)Alltag lernen und begreifen und was wir als Wirklichkeit wahrnehmen. Hierdurch hat sie einen wesentlichen Einfluss auf unser Denken und Handeln.
Je nachdem, welche Wörter, Begriffe oder Bilder gewählt werden – unabhängig davon, ob bewusst oder unbewusst – kann Sprache auch ausgrenzende, stigmatisierende oder diskriminierende Auswirkungen haben. Sie kann bestehende Stereotype reproduzieren oder (neue) Vorurteile schüren. Sprachliche Diskriminierung kann explizit sein, wie etwa in Schimpfwörtern, sexistischen Bildern, rassistischen oder abwertenden Äußerungen Menschen gegenüber.
Sprachliche Diskriminierung kann aber auch implizit passieren, indem Personengruppen systematisch nicht erwähnt werden, oder indem von ihnen nicht als Personen, sondern als „Objekten“ gesprochen wird. Beispiele sind Aussagen wie: „typisch Mann/Frau“, „an den Rollstuhl gefesselt“, „die Neue an seiner Seite“ oder „der schwarze Kontinent“.
Eine diversitätssensible Sprache hat zum Ziel, einer solchen Diskriminierung oder Stigmatisierung entgegenzuwirken. Hierfür gibt es nicht die eine richtige Lösung. Vielmehr stehen je nach (Lehr-)Kontext unterschiedliche Möglichkeiten des kreativen, alle adressierenden Sprachgebrauchs zur Verfügung.
Tipps und Links
Das Gleichstellungsbüro hat eine umfangreiche Informationsseite erstellt, die Anregungen und Tipps für die Anwendung einer geschlechtersensiblen Sprache gibt.
Internationalisierung
An der Universität Freiburg studieren viele internationale Studierende, sei es im Rahmen eines Auslandssemesters oder eines kompletten Studiums vor Ort. Oft werden internationale Studierende auf eine kulturelle Andersheit im Vergleich zu deutschen Studierenden reduziert. Das greift jedoch zu kurz, denn schließlich sind letztere genauso unterschiedlich und haben oftmals auch schon Erfahrungen gemacht, die über den nationalen Kontext hinausreichen.
Die Internationalisierung der Lehre bietet Studierenden die Chance, sich auf ihre Zukunft in einer globalisierten Welt vorzubereiten. Gleichzeitig bedeutet sie für Lehrende die Möglichkeit, die eigene Lehre zu reflektieren und inklusiver zu gestalten. Folgende Anregungen für Ihre Lehre könnten hilfreich sein, um den Bedürfnissen einer zunehmend internationalen Studierendenschaft gerecht zu werden:
- Interaktion unter den Studierenden fördern: Im Hinblick auf die Lernziele interaktive Arrangements schaffen, die die Diskussion und den Austausch unter den Studierenden gewährleisten.
- Eigene Lernbereitschaft und Empathie zeigen: Sich als Lehrende*r durch die Erfahrungen und Anregungen der Studierenden weiterentwickeln. Dazu zählt auch, reflexiv mit institutionellen Barrieren und eigenen Stereotypen umzugehen.
- Das Curriculum transnationalisieren: Über den nationalen Tellerrand des eigenen Fachs schauen und zum Beispiel die globalen Verflechtungen in der Geschichte der eigenen Wissenschaftsdisziplin beleuchten.
Tipps und Links
Informationen und Anregungen rund um das Thema Internationalisierung finden Sie auf den Seiten des International Office.
Einen Überblick und konkretere Empfehlungen bietet die Website „Hochschullehre im multikulturellen Lernraum“ des DAAD, inkl. gleichnamiger Broschüre zum Download.
Prüfen/Inclusive Assessment
„Inclusive Assessment refers to the design and use of fair and effective assessment methods and practices that enable all students to demonstrate to their full potential what they know, understand and can do.“ Hockings, C., Inclusive learning and teaching in higher education: a synthesis of research, York 2010, S. 2
Inklusive Prüfungen haben den Anspruch, zieladäquate und faire Prüfungsmethoden und -verfahren so zu gestalten, dass alle Studierenden ihr volles Leistungspotenzial demonstrieren können. Hierbei gibt es in den wenigsten Fällen die eine richtige, gerechte Prüfungsform. Vielmehr sind je nach Person unterschiedliche Prüfungsformate geeigneter als andere. Mit dem Angebot unterschiedlicher Prüfungsformate bieten Sie jedoch allen Studierenden die Möglichkeit, die für ihren Lernstil und Prüfungstyp passende Prüfungsform auszuwählen. Dies ist mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden, aber es trägt zu einer wesentlichen Verbesserung der Lehre, einer gestiegenen Qualität der Prüfungen und damit zu einer hohen Zufriedenheit der Studierenden bei.
Unabhängig hiervon gelten für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung die im Landeshochschulgesetz und in entsprechenden Prüfungsordnungen verankerten Regelungen. Betroffenen Studierenden muss ein individueller sogenannter Nachteilsausgleich in Absprache mit den Dozent*innen gewährt werden. Dabei kann es sich beispielsweise um verlängerte Bearbeitungszeiten, um den Einsatz technischer Hilfsmittel oder eine andere Form der Prüfung (z. B. mündliches Kolloquium statt schriftlicher Klausur) handeln. Eine solche Prüfungsmodifikation oder ein Verzicht auf eine spezielle Leistungsanforderung stellt keine Bevorzugung dar, sondern stellt für Studierende mit Behinderung Chancengleichheit sicher.
Tipps und Links
Informationen zu Nachteilsausgleichen an der Universität Freiburg finden Sie auf der Website der Beauftragten für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung.
Eine anschauliche und umfangreiche Sammlung an Videos und Leitfäden zum Thema „Inclusive Assessment“ finden Sie auf den Webseiten der University of Plymouth (engl.).
Studieren mit Behinderung/Barrierefreiheit
Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung haben spezifische Bedarfe. Dabei geht es nicht nur um bauliche Barrierefreiheit und die behindertengerechte Ausstattung von Gebäuden, sondern um eine Fülle verschiedener Themen. Auch in Lehrveranstaltungen und Prüfungen sollten sie angemessene Berücksichtigung finden. Ferner gilt es, eine barrierefreie Kommunikation und den barrierefreien Zugang zu Informationen zu gewährleisten.
Die Universität Freiburg strebt für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung eine gleichberechtigte und selbstständige Teilhabe am Studium und am studentischen Leben an. Rechtliche Grundlagen hierfür sind unter anderem die UN-Behindertenrechtskonvention (Artikel 24), das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen. Deshalb bietet sie mit unterschiedlichen Informations- und Beratungsangeboten Unterstützung bei der Bewältigung des Studiums. Dabei werden sowohl Studierende mit Mobilitäts-, Seh- oder Hörbehinderung angesprochen als auch Studierende mit chronischen physischen oder psychischen Erkrankungen.
Tipps und Links
Detaillierte Informationen über das Betreuungs- und Beratungsangebot der Universität Freiburg finden Sie auf der Website der Beauftragten für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Über die Webseite können Studierende auch Geräte aus dem zur Verfügung stehenden Hilfsmittelpool ausleihen. Zur Verfügung stehen ein leistungsstarker Laptop und spezielle Programme, mit denen sehbehinderte Studierende Texte vergrößern und vorlesen lassen können, ein mobiles Kamerasystem sowie eine Braillezeile, die Texte in Blindenschrift darstellt und tastbar macht.
Einen umfassenden Überblick über das Thema Barrierefreiheit in Studium und Lehre bietet die Website des Deutschen Studierendenwerks.
Übungen
Die nachfolgenden Übungen können Sie in Ihrer Lehrveranstaltung anwenden. Die meisten eignen sich insbesondere zu Beginn eines Semesters, um die (Vielfalt der) Studierenden in Ihrem Kurs kennenzulernen. Ferner bieten die Übungen die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens der Studierenden untereinander und einer Sensibilisierung für Diversity-Themen.
- Diversity-Landkarte
Diese Übung ermöglicht eine Annäherung, ein lockeres Experimentieren und Ausloten des Themas „Unterschiedlichkeiten und Ähnlichkeiten“. - In der Mitte der Gesellschaft (Privilege Walk)
Mithilfe dieser Übung lassen sich die ungleiche Verteilung von Privilegien, Rechten und Chancen – nach Geschlecht, ethnischer und sozialer Herkunft, Hautfarbe, Aussehen, Alter, Gesundheit usw. – und ihre Auswirkungen im (Studien-)Alltag herausarbeiten. - Schubladen
In dieser Übung geht es um das Erkennen eigener Zuschreibungen und darum, in einer Team- oder Gruppenzusammensetzung zu erfahren, wie es ist, Zuschreibungen zu erhalten. - Umgang mit Zuschreibungen
Die Teilnehmenden werden sich der eigenen Verhaltensweisen und Muster im Umgang mit Unterschiedlichkeiten, mit Fremdem und mit Zuschreibungen bewusst. - Vernetzte Dreiecke
Anhand dieser Übung werden für die Teilnehmenden die gegenseitige Wechselwirkung und die dadurch entstehenden Verbindungen von Menschen in ihrer komplexen Umgebung erlebbar. - Zugehörigkeiten explorieren
Diese Übung eignet sich für den Einstieg in einen Kurs (Seminar, Tutorat usw.). Der Blick auf Unterschiedlichkeiten und deren Wirkung auf das Gesamte ist für alle Teilnehmenden spannend und weckt Neugierde. - Weitere (Aktivierungs-)Übungen
Diese Übungen können gut zu Beginn oder zur Auflockerung während einer Lehrveranstaltung durchgeführt werden.