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“Jung und Freudlos” – Wissen(schafts)-Kommunikation und gesundheitliche Aufklärung für zwischendurch (IDA-Zwischenbericht)

“Jung und Freudlos” ist ein Audiopodcast, der Studierenden und besonders Studienanfänger_innen Wissen über psychiatrische Themen vermittelt und über psychische Erkrankungen aufklärt. Die Inhalte werden im Gespräch zum Teil mit Expert_innen und Betroffenen laienverständlich aufbereitet und erreichen durch den niederschwelligen Zugang eine weite Hörerschaft. Über die Reichweite und Aufklärung möchte “Jung und Freudlos” zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beitragen.

Was ist “Jung und Freudlos”?

Die einzelnen Episoden werden von einem kleinen Team zusammen mit Studierenden produziert. Durch das Podcastformat mit drei Sprecher_innen werden die Inhalte ähnlich wie in einer persönlichen Unterhaltung vermittelt. Die beteiligten Studierenden der Medizin „lernen durch Lehren“ bzw. durch die fragende Auseinandersetzung mit den später im Podcast vorgestellten Themen und durch deren Aufbereitung und Präsentation.

 Was sind die Ziele?

(1) Über psychische Krankheiten aufzuklären, um durch Wissen oftmals stigmatisierendem Halb- und Unwissen entgegenzutreten.

(2) Für das Thema psychische Gesundheit zu sensibilisieren, das bedeutet, bei sich und anderen Anzeichen psychischer Probleme ernst zu nehmen.

(3) Hemmungen beim Erstkontakt mit psychologischer oder psychiatrischer Hilfe abzubauen. Kurz gesagt,

“Jung und Freudlos” vermittelt Wissen, um psychische Erkrankungen und Problem zu verstehen und deren Normalität und Vorkommen im Alltag von Studienanfänger_innen zu erkennen. Für Studierende der Medizin ist „Jung und Freudlos“ als Ergänzung und Erweiterung der klassischen Lehrformate gedacht.

Podcasts in der Lehre

Der Vorteil digitaler Lehrformate ist ihre orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit sowie die Skalierbarkeit (die Möglichkeit, mit geringem Aufwand eine wachsende Zahl an Hörer_innen zu erreichen). Audiopodcasts zu Wissens- und Wissenschaftsthemen erreichen daher oftmals ein großes Publikum. Neben der Reichweite ist die Unterhaltsamkeit des Formats ein wichtiger Faktor, um Interesse auch für nicht prüfungsrelevante Themen zu wecken.

Fotograf: Dr. S. Maier

Der Umstand, dass Audiopodcasts oft neben anderen Tätigkeiten via Smartphone, Laptop oder Smart Speaker konsumiert werden, macht die Inhalte leicht zugänglich und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich angehört werden. Mittels Expert_innen-Interviews bekommen die Hörer_innen sowohl einen tiefen Einblick als auch einen guten Überblick über ein Forschungsfeld. Auch komplexe Sachverhalte können im Gespräch mit den Expert_innen gut und verständlich aufbereitet werden.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie?

Es sollen aber auch einige Limitationen des Podcastformats genannt werden. Podcasts können nur als Ergänzung zu anderen Lehrformaten funktionieren. Manchen Lerntypen fällt es schwer, einem längeren Podcast zu folgen.Prüfungsrelevante Inhalte sollten daher nie nur in einem Podcast veröffentlicht werden.

Die Produktion ist aufwendiger als viele andere Lehrformate und auch die Suche nach geeigneten Sprecher_innen und Interviewpartner_innen geschieht nach anderen Kriterien als in der Präsenzlehre.

Auch das Erzielen einer großen Reichweite ist mit Aufwand und meist viel Social-Media-Aktivität verbunden. Die am Projekt teilnehmenden Studierenden können im Bereich der praktischen Fertigkeiten vor allen Dingen Podcast-Produktion und -Postproduktion erlernen. Gleichzeitig erwerben sie in der Auseinandersetzung mit einem Thema bzw. bei der Recherche über ein Thema Wissen über dasselbe und bei der Planung eines Podcasts Fertigkeiten in der Kommunikation und Weitergabe dieses Wissens. Podcasting ist also primär ein Werkzeug zur Kommunikation von Wissenschaft und explizitem Wissen.

Welche Kenntnisse sind notwendig, um selbt ein Podcastprojekt durchzuführen?

Für das Gelingen eines Podcastprojekts ist einiges an Vorwissen nötig, welches man sich meist online aneignen kann. Bevor man ein Podcastprojekt startet, sollte man sich daher verschiedene Podcasts anhören und ansehen um sich über das Format (Videotutorial, animiertes Videotutorial, Audiofeature, Gesprächspodcast mit ein oder mehreren Sprecher_innen) klar zu werden. Bei „Jung und Freudlos“ haben wir uns für ein Audioformat mit einem fragenden Studierenden und zwei Ärzt_innen als festes Sprecher_innen-Team entschieden. Nachdem man sich mit der recht aufwändigen Technik vertraut gemacht hat, verbleiben folgende Punkte, die bei jeder Episode mit Zeitaufwand verbunden sind:

(1) Recherche zum Thema der Episode.

(2) Zeitliche Koordination aller Sprecher_innen, ist vor allem bei renommierten Expert_innen oft nicht leicht.

(3) Postproduktion (Schnitt, Shownotes, Veröffentlichen).

(4) Interaktion mit der Hörerschaft (Social media, chat). 

 

Wie wird “Jung und Freudlos” von den Studierenden aufgenommen?           

Die Studierenden und andere Hörer_innen schätzen es, dass auch komplizierte Inhalte in einem lockeren Format transportiert werden. Uns erreichen Nachrichten wie diese: “Hey, ich habe grade die erste Folge eures Podcasts gehört. Ich finde die Idee und die Umsetzung super und werde auf jeden Fall noch weiter hören 🙂 ”. Auch auf iTunes wurde der Podcast bisher umfänglich positiv beurteilt, obwohl psychiatrische Themen häufig kontrovers diskutiert werden.

Durch die Einbindung von (Wahlfach-) Studierenden lässt sich der Inhalt auf die Erwartungen und Ansprüche der Zielgruppe anpassen. Für die Studierenden im Projekt selbst bietet das Podcasting eine Reihe von Aufgabenfeldern, angefangen von der Recherche, über die Produktion bis zur Postproduktion und Social-Media Betreuung. Auch eine Funktion als Sprecher_in oder Reporter_in im Außeneinsatz, um Meinungen und Stimmungen einzufangen, sind möglich.

Eignen sich Podcasts auch für andere Fächer?

Ähnlich wie “Jung und Freudlos” sich den wichtigen Themen der Psychiatrie nähert, ließen sich Themen und Inhalte aller universitärer Fachrichtungen gut als Podcast vermitteln. Nicht ohne Grund sind Podcasts seit Jahren ein zentrales Medium der Wissenschaftskommunikation. Eine Übersicht über (vor allem deutschsprachige) Podcasts, die sich wissenschaftlichen Themen widmen, gibt es bei wissenschaftspodcasts.de. Der vom Stifterverband geförderte Podcast “Forschergeist” veranschaulicht ebenfalls, dass der Themenvielfalt  keine Grenzen gesetzt sind.

Wer neugierig geworden ist und überlegt, ebenfalls einen Podcast zu starten, kann sich für Fragen rund ums Thema Podcasting gerne an unser Team wenden. Alle anderen möchten wir einladen bei “Jung und Freudlos” reinzuhören.

Weitere Artikel über “Jung und freudlos” finden Sie hier:

Dr. Simon Maier

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Experimentelle Neuropsychiatrie