1. Erwartungen und Rahmenbedingungen klären
Vertrauensverhältnis
Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betreuenden und Promovierenden ist ein von wechselseitigem Vertrauen geprägtes Betreuungsverhältnis, in dem der fachliche Rat der Betreuer*innen ebenso wie die selbstständige Forschung der Promovierenden gleichermaßen geschätzt wird. Zentral und unabdingbar ist dabei eine offene und wertschätzende Kommunikation zwischen den Beteiligten.
Zeitintensive Betreuung
Unabhängig von dem jeweiligen Betreuungsmodell – ob etwa im Rahmen einer klassischen Eins-zu-eins-Betreuung oder einer Betreuung im Team – bilden Betreuer*innen und Promovierende eine Forschungsgemeinschaft, die im Optimalfall für alle Beteiligten eine Win-win-Situation darstellt: Die Betreuer*innen investieren viel Zeit in ihre Promovierenden. Sie begleiten sie durch die gesamte Promotionszeit, geben fachlichen Rat und unterstützen sie umfassend in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung zu eigenständigen und kreativen Forschenden. Die Promovierenden wiederum leisten mit ihrer Forschung einen zentralen Beitrag zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt und tragen dadurch nicht zuletzt den Ruf ihrer Betreuer*innen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft weiter.

Reflexion des eigenen Rollenkonzepts
Ein offener und beständiger Austausch zwischen den Beteiligten über die jeweiligen Erwartungen an das Betreuungsverhältnis ist grundlegender Bestandteil einer guten und erfolgreichen Zusammenarbeit. Welche Erwartungen Betreuende und Promovierende haben, hängt mit den Rollen zusammen, die sie im Betreuungsverhältnis einnehmen. Ob Betreuung im Team oder im Eins-zu-eins-Verhältnis: Die individuellen Rollenkonzepte können unterschiedlich sein, haben jedoch gleichwertig nebeneinander Bestand.
Sich des eigenen Rollenverständnisses bewusst zu werden und die dahinter wirkenden Wertvorstellungen zu erkennen, ist vor allem ein Prozess der Selbstreflexion. Er kann zum Beispiel durch kollegialen Austausch oder Coachings unterstützt werden, welche das Graduate Centre für Promovierende und die Abteilung Gleichstellung, Diversität und akademische Personalentwicklung (GDaPE) für Postdocs anbieten.
Beispiele unterschiedlicher Rollenkonzepte:
Die Rolle als Ratgeber*in kann etwa mit der freundschaftlichen Weitergabe eines großen Erfahrungsschatzes an die Promovierenden ausgefüllt werden. Bestehende Hierarchien und die institutionell vorgegebene Funktion des Bewertens der Arbeit sind dabei gedämpft. Die Instrumente der Kontrolle und Aufsicht hingegen werden verstärkt von der bewertenden Führungsperson angewendet, die sich meist auf die inhaltliche Betreuung des Promotionsprojekts konzentriert.
Auch Promovierende nehmen unterschiedliche Rollen ein, in denen beispielsweise das benötigte Maß an Anleitung oder an Raum zur freien Entfaltung höchst unterschiedlich ausgeprägt sein kann. So ist die Rolle der Autodidakten von einem geringeren Bedürfnis nach Feedback geprägt, während Teamarbeitende einen regelmäßigen Austausch suchen.
Vorstellungen und Erwartungen klären
Besonders empfehlenswert ist ein erster Austausch im Rahmen eines gut vorbereiteten Vorgesprächs. So können die Beteiligten klären, ob die eigenen Vorstellungen und Erwartungen mit den jeweils anderen vereinbar sind. Eine Gesprächsatmosphäre, die dazu ermutigt, seine Sichtweisen offen mitzuteilen, fördert diesen Klärungsprozess. Hat man sich über die Gestaltung des Betreuungsverhältnisses verständigt, steht dem Abschluss einer verbindlichen Promotionsvereinbarung nichts im Wege (vgl. auch Punkt II.2.).
Regelmäßigkeit des Austauschs
Außerdem sollte über die gesamte Promotionszeit in regelmäßigen Abständen ein Austausch über das Betreuungsverhältnis stattfinden, denn Sichtweisen können sich im Laufe der Zeit verändern. Dies ist die beste Möglichkeit, Missverständnissen und Konflikten vorzubeugen, die mangels transparenter Kommunikation entstehen können.
Finanzierung der Promotion
Nicht selten ist die Frage nach der Finanzierung der Promotionszeit ausschlaggebend dafür, ob ein Promotionsprojekt überhaupt in Angriff genommen wird. Daher sollte dieses Thema möglichst frühzeitig im Rahmen eines Vorgesprächs gemeinsam erörtert werden. Zum einen ist es wichtig, dass sich Promovierende über die vielfältigen Finanzierungswege informieren, die sich ihnen in ihrem Fachbereich bieten. Zum anderen ist es nötig, dass die Betreuer*innen gegenüber ihren Promovierenden klar kommunizieren, welche Unterstützungsmöglichkeiten sie im Bereich der Finanzierung des Promotionsprojekts haben. Die Optionen sind vielfältig und können beispielsweise das Beantragen einer Projektstelle oder das Verfassen eines Empfehlungsschreibens für Stipendiengeber darstellen. Auf diese Weise kann das zur jeweiligen Situation passende Format gewählt und die nötigen Schritte eingeleitet werden, die zum Sicherstellen der Finanzierung (etwa Mitarbeiter*innenstelle, Stipendium, externe Finanzierung) führen. Dabei ist sehr zu empfehlen, dass Anträge wie etwa eine Bewerbung auf ein Promotionsstipendium möglichst frühzeitig vorbereitet werden, da sie in der Regel nur einmal im Jahr eingereicht werden können. Zudem können die Vergabeverfahren einige Zeit (häufig bis zu sechs Monate) dauern, die wiederum finanziell überbrückt werden muss.
Sollte etwa eine Anstellung über ein Drittmittelprojekt angestrebt werden, ist es von Vorteil, wenn das Dissertationsthema möglichst eng mit dem Projekt verknüpft ist. Auf diese Weise kann vermieden werden, dass Promovierende durch dissertationsfremde Tätigkeiten zeitlich so stark beansprucht werden, dass sie sich nicht ausreichend ihrem Promotionsprojekt widmen können. Grundsätzlich ist entscheidend, dass sich alle Beteiligten gemeinsam darum bemühen, an einer für alle Seiten zufriedenstellenden Finanzierung zu arbeiten, die möglichst über die gesamte Qualifizierungsphase hinweg gesichert ist.
Finanzierung von Konferenzreisen etc.
Auch während der Promotionsphase stehen die Promovierenden mitunter immer wieder vor finanziellen Herausforderungen: Nicht nur die Sicherung der Grundfinanzierung bleibt präsent, wenn sich beispielsweise die Promotionszeit verlängert und nach einer Anschlussfinanzierung gesucht werden muss. Häufig stellt sich zudem die Frage, wie beispielsweise zusätzliche Gelder für Konferenzreisen, Archivaufenthalte oder Materialien und Geräte für die Durchführung von Versuchsreihen eingeworben werden können. Auch hier sollte gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, wie die benötigten finanziellen Mittel aufgebracht werden können.
Weitere Informationen und Ansprechstellen der Universität Freiburg zu Finanzierungsfragen:
- Förderberatung durch das Graduate Centre
- Freiburger Förderportal
Persönliche Situation
Nicht nur der finanzielle Rahmen sollte gewährleistet sein. Entscheidend für einen erfolgreichen Promotionsverlauf ist die Berücksichtigung der persönlichen Situation der Promovierenden. Je nach individuellen, familiären oder beruflichen Gegebenheiten sind die Kapazitäten mitunter begrenzt, sich dem Promotionsprojekt widmen zu können. Als Beispiele können hier eine Elternschaft oder eine starke berufliche Beanspruchung angeführt werden. Empfehlenswert ist grundsätzlich, diejenigen Aspekte mitzuteilen, die für das Promotionsprojekt relevant sind und Auswirkungen auf den Arbeitsfortschritt haben können. Daraufhin können gemeinsam Lösungswege entwickelt werden, die für alle Seiten transparent und annehmbar sind.
Herausforderungen
Auch Rückschläge gehören unweigerlich zur Promotionszeit. Diese können beispielsweise fachlicher Natur sein, wenn sich etwa ein Forschungsaspekt als Sackgasse erweist, den man als besonders wichtig eingestuft hatte. In solch schwierigen Phasen ist es besonders wichtig, dass sich die Promovierenden möglichst frühzeitig an ihre Betreuer*innen wenden. Mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen, kann hier besonders hilfreich und motivierend sein.
Psychische Gesundheit
Studien zeigen, dass Doktorand*innen häufiger unter psychischen Belastungen leiden als Menschen mit gleichen Bildungsabschlüssen, die außerhalb der Wissenschaft arbeiten. Besonders das Risiko, an einer Angststörung oder Depression zu erkranken, ist bei Promovierenden deutlich erhöht. Als Gründe für die besorgniserregenden Befunde werden etwa genannt: Unzufriedenheit mit der Betreuung und den Arbeitsbedingungen (hohe Arbeitsbelastung, finanzielle Unsicherheit, mangelnde soziale Eingebundenheit und Konflikte am Arbeitsplatz) sowie Probleme, die Arbeit mit anderen Lebensbereichen zu vereinbaren (Work-Life-Balance). Zum arbeitsbedingten Stress können Motivationsprobleme und starke Selbstzweifel hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten und Leistungen kommen. Betreuer*innen möchten wir ermutigen hinzuschauen, ein Bewusstsein für diese Probleme zu schaffen – und zu einem Arbeitsklima gegenseitiger Für- und Vorsorge beizutragen. Auch Promovierenden möchten wir empfehlen: Nehmen Sie wahr und erkennen Sie an, wenn es Ihnen oder anderen psychisch nicht gut geht; sprechen Sie darüber mit Ihren Mitmenschen oder professionellen Berater*innen. Holen Sie sich frühzeitig die Hilfe, die es für Sie gibt. Denn Ihre psychische Gesundheit ist unermesslich wichtig und wertvoll.
Promovierende mit den genannten und ähnlichen Schwierigkeiten finden an der Universität Freiburg Hilfsangebote. So bietet das Graduate Centre eine Beratung zum Umgang mit Abbruchgedanken, Motivationsproblemen oder Selbstzweifeln an. Diejenigen, die eine externe Unterstützung bevorzugen, können an einem von GraCe finanzierten Coaching teilnehmen oder sich an den Externen Beratungsdienst wenden, der Beschäftigte der Universität bei beruflichen Konflikten, privaten Krisensituationen und Suchtproblemen unterstützt. Der Personalrat berät Beschäftigte der Universität Freiburg bei Fragen zum Arbeitsvertrag, zum Tarif- und Arbeitsrecht oder zur Eingruppierung. Bei Konflikten, die aus dem Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Qualifizierung und arbeitsvertraglichen Pflichten entstehen, können sich Promovierende ebenfalls an den Personalrat wenden; auf Wunsch begleitet er sie bei Personalgesprächen. GraCe bietet außerdem eine Konfliktberatung für Doktorand*innen an, die ein sozialer Konflikt belastet. Betrifft dieser Konflikt das Betreuungsverhältnis selbst, ist es ratsam, sich an die Geschäftsstelle des zentralen Ombudsverfahrens für Promovierende und Betreuer*innen zu wenden. Dort ist zudem eine Übersicht über weitere Beratungsstellen der Universität zu finden.
2. Fachliche Begleitung des Promotionsprojekts
Entwicklung des Promotionsprojekts und Einbindung aller Betreuenden
Die fachliche Betreuung der Promovierenden gehört zur Kernaufgabe der Betreuung. Sie beginnt bei der gemeinsamen Entwicklung des Promotionsprojekts und einer präzisen Formulierung der forschungsleitenden Fragestellung. Dazu ist es besonders förderlich, wenn die Betreuer*innen eine große fachliche Nähe zu dem Forschungsbereich aufweisen und einen sehr guten Überblick über die aktuelle Forschungslage besitzen, den sie in die fachliche Beratung einfließen lassen. Besonders bei interdisziplinär ausgerichteten Promotionsprojekten sollte darauf geachtet werden, alle beteiligten Betreuer*innen von Beginn an in die Projektentwicklung einzubeziehen.
Exposé
Zudem ist unbedingt zu empfehlen, in den ersten Monaten der Promotionszeit das Forschungsvorhaben in Form eines Exposés zu verschriftlichen. Es eignet sich als Grundlage für regelmäßig wiederkehrende Statusgespräche über den Fortschritt des Projekts und dient damit – bei regelmäßiger Fortschreibung – als inhaltliche Orientierung über die gesamte Promotionszeit hinweg. Zudem ist das Einreichen eines Exposés bei einer Bewerbung auf ein Promotionsstipendium unerlässlich.
Die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Forschungsprojekt zu Beginn der Promotionszeit kann je nach Fächerkultur sehr unterschiedliche Ausprägungen entfalten: Während etwa in den Natur- und Lebenswissenschaften Promotionen in der Regel in größere Forschungsprojekte eingebunden sind und damit auch das Forschungsthema häufig vorgegeben ist, sind Promovierende in den Geisteswissenschaften meist freier in ihrer Themenwahl.
Bearbeitungsdauer: drei Jahre
Ganz unabhängig von der Themenwahl und Fächerkultur haben die Betreuer*innen stets dafür Sorge zu tragen, dass das Projekt und die forschungsleitende Fragestellung so zugeschnitten sind, dass sie realistisch in einem Zeitraum von drei Jahren bearbeitet werden können.
Intensive Begleitung
Im Verlauf jedes Forschungsprojekts müssen Thesen und Inhalte immer wieder auf den Prüfstand gestellt, an neue Erkenntnisse angeglichen und gegebenenfalls auch revidiert werden. Dazu ist es nötig, dass die Betreuer*innen die Forschungsprojekte durch die gesamte Promotionszeit hindurch intensiv begleiten und profunde Kenntnisse über deren Fortschritte besitzen.
Regelmäßige Betreuungsgespräche
Tragende Rolle nehmen dabei die regelmäßig stattfindenden Betreuungsgespräche ein, zu denen sich alle Beteiligten in der zu Beginn abgeschlossenen Promotionsvereinbarung verpflichten. Dort bietet sich der Raum, den aktuellen Stand des Forschungsvorhabens etwa anhand von Gliederungsstrukturen oder Leseproben zu diskutieren sowie methodische Fragen zu klären. Zudem können die nächsten Schritte und Ziele in den Blick genommen werden, die möglichst in einem Arbeits- und Zeitplan fortlaufend festgehalten werden sollten. Dabei sollte stets darauf geachtet werden, dass Diskussionen – gerade auch bei geäußerter Kritik – sachlich und konstruktiv geführt werden. Empfohlen wird, die Ergebnisse mithilfe kurzer Ergebnisprotokolle zu verschriftlichen. Dadurch ist es möglich, dass sich beide Seiten der besprochenen Inhalte vergewissern können, zudem ist eine höhere Verbindlichkeit bezüglich der getroffenen Absprachen gegeben. Neben der wissenschaftlichen Diskussion kann im Rahmen dieser Gespräche zudem die Möglichkeit geboten werden, auch persönliche Themen und Schwierigkeiten anzusprechen.
Präsentation des Forschungsvorhabens
Ein weiteres Instrument des Austauschs hat sich neben dem Betreuungsgespräch bewährt: Promovierende sollten regelmäßig den Stand ihres Forschungsvorhabens präsentieren. Dies kann beispielsweise innerhalb ihrer Arbeitsgruppe oder in Fachkolloquien erfolgen. Dort ist der Raum gegeben, innerhalb eines hochschulinternen, geschützten Rahmens direktes und konstruktives Feedback zu erhalten.
Die Bedürfnisse der Beteiligten bezüglich der Art, Häufigkeit und Inhalte des Austauschs sind – nicht zuletzt aufgrund der Vielfalt der Fächerkulturen – höchst unterschiedlich und sollten unbedingt daran angepasst sein. Eine Regelmäßigkeit im Austausch ist jedoch eminent wichtig, um eine hohe Qualität des Forschungsprojekts zu sichern und dieses zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Empfehlung zur Mehrfachbetreuung
An der Universität Freiburg gibt es eine Vielfalt an Betreuungsmodellen. Dazu zählen etwa die klassische Einzel- oder Doppelbetreuung, der Austausch in Arbeitsgruppen und über Forschungsnetzwerke (wie etwa in Verbundprojekten) oder durch Promotionskomitees. Unabhängig von der individuellen Ausgestaltung der Betreuung wird nachdrücklich empfohlen, dass neben der Hauptbetreuerin oder dem Hauptbetreuer mindestens eine weitere Person in die Betreuung der Promovierenden eingebunden wird. Dies sichert die wissenschaftliche Qualität des Promotionsprojekts, da das Projekt um zusätzliche Expertise und weitere Perspektiven bereichert wird. In diesem Kontext und gerade bei interdisziplinär ausgerichteten Forschungsprojekten sollte bei der Auswahl der Betreuer*innen darauf geachtet werden, dass durch deren Forschungsschwerpunkte möglichst optimale Synergieeffekte erzielt werden.
Verantwortung teilen
Im Rahmen einer Mehrfachbetreuung können Verantwortlichkeiten in der Betreuung verteilt und damit die einzelnen Betreuer*innen entlastet werden. Zudem bietet sich dadurch schon frühzeitig die Gelegenheit, Personen in das Promotionsprojekt einzubinden, die potenziell als Zweitgutachter*innen in Betracht kommen, sofern die Begutachtung nicht getrennt von der Betreuung erfolgt.
Transparenz
Damit die Betreuung im Team gewinnbringend verläuft, ist es von großer Bedeutung, dass transparente Absprachen über die inhaltlichen Zielsetzungen des Projekts getroffen werden und die jeweiligen Verantwortlichkeiten der Betreuenden in der Promotionsvereinbarung eindeutig festgelegt sind. Daher wird empfohlen, darüber in regelmäßigen Abständen – jedoch mindestens einmal im Jahr – gemeinsame Statusgespräche mit dem gesamten Betreuungsteam zu führen. Die Hauptverantwortung für die Betreuung der Promovierenden tragen jedoch grundsätzlich die Hauptbetreuer*innen. Sie kann nicht delegiert werden.
Good-Practice-Beispiel:
In einem internationalen Graduiertenkolleg (IGK) der Universität Freiburg erfolgt die Betreuung der Promovierenden durch Betreuungsteams: Zwei Betreuer*innen von jeweils einer der beiden Partneruniversitäten bilden den „Kern“ und gewährleisten die permanente fachliche Begleitung. Das Betreuungsteam wird zudem um eine weitere Wissenschaftlerin oder einen weiteren Wissenschaftler ergänzt, die eine erweiterte Fachkompetenz einbringen. Die Betreuer*innen vereinbaren mit den Promovierenden konkrete Ziele, die in bestimmten Zeiträumen zu erreichen sind, und die im Zuge der regelmäßig stattfindenden Gespräche überprüft und gegebenenfalls angeglichen werden. Mindestens drei Mal in drei Jahren müssen die Promovierenden zudem ihre Forschungsarbeit auf Symposien oder Konferenzen des IGK präsentieren, bei denen auch die Betreuer*innen anwesend sind. Auf diese Weise wird den Promovierenden eine individuelle und intensive wissenschaftliche Betreuung geboten.
„Wissenschaftliches Arbeiten beruht auf Grundprinzipien des methodischen, systematischen und überprüfbaren Vorgehens, die in allen Disziplinen und international und interkulturell gleich sind. Allen voran steht die Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen.“
Gute wissenschaftliche Praxis an deutschen Hochschulen. Empfehlung der 14. Mitgliederversammlung der HRK am 14. Mai 2013 in Nürnberg
Redlichkeit an der Universität Freiburg
Alle Wissenschaftler*innen der Universität Freiburg sind dazu verpflichtet, die Regeln Guter Wissenschaftlicher Praxis zu kennen und einzuhalten. Dazu hat die Universität Freiburg im Jahr 2022 mit der Ordnung der Albert-Ludwigs-Universität zur Sicherung der Redlichkeit in der Wissenschaft den Kodex – Leitlinien zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis (2019) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) rechtsverbindlich umgesetzt. Damit hat sie die Rahmenbedingungen geschaffen, dass die Gute Wissenschaftliche Praxis in den Forschungsalltag integriert und danach gehandelt wird.
Eigenverantwortung
Im Rahmen des Betreuungsverhältnisses liegt es in der Verantwortung der Betreuer*innen sowie der Fakultäten, Gute Wissenschaftliche Praxis vorzuleben und ihre Promovierenden für deren Regeln zu sensibilisieren sowie für ihre Einhaltung Sorge zu tragen. Gleichermaßen müssen sich die Promovierenden eigenständig mit den Regeln Guter Wissenschaftlicher Praxis vertraut machen und nach diesen handeln. Diese beinhalten beispielsweise die Wahrung der Rechte geistigen Eigentums oder die Verantwortung der Autorinnen und Autoren für den Inhalt und die Darstellung ihrer publizierten Ergebnisse. Auch die korrekte Dokumentation und Aufbewahrung von Forschungsdaten und die Berechtigung zur (Mit-) Autorschaft bei Publikationen oder die verantwortliche Wahrnehmung von Leitungsaufgaben gehören in das Themenfeld der Guten Wissenschaftlichen Praxis.
Auseinandersetzung mit offenen Fragen und Weiterbildung
Wo Unsicherheiten und offene Fragen hinsichtlich der Regeln Guter Wissenschaftlicher Praxis bestehen, ist es ratsam, sich hierüber in kollegialer Atmosphäre auszutauschen. Hierbei ist es wichtig, sich mit den jeweiligen fachspezifischen Bedarfen und Spezifizierungen der Regeln Guter Wissenschaftlicher Praxis auseinanderzusetzen.
Weiterbildungsmöglichkeiten
- Qualifizierungsprogramm des Graduate Centres
- E-Learning-Kurs Gute Wissenschaftliche Praxis in der Promotion
Verpflichtung zur Einhaltung
Alle Beteiligten bekennen und verpflichten sich durch ihre Unterschrift unter die Promotionsvereinbarung, die Grundsätze der Guten Wissenschaftlichen Praxis zu respektieren und zu befolgen sowie wissenschaftliches Fehlverhalten zu vermeiden und diesem vorzubeugen.
3. Förderung der wissenschaftlichen Entwicklung
Die Positionierung und Bewährung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist für die persönliche Entwicklung der Promovierenden sehr bedeutsam, damit sie als selbstständige, eigenverantwortlich handelnde und kreative Forscher*innen wahrgenommen werden. Sie ist zugleich ein wichtiger Prüfstein, ob ein Promotionsprojekt den hohen Qualitätsstandards der Forschungsgemeinschaft genügt. Nationale wie internationale Tagungen und Konferenzen bieten einen passenden Rahmen, um die Forschungsprojekte der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zu präsentieren und die fachliche Auseinandersetzung außerhalb der eigenen geschützten universitären Umgebung zu erproben. Dort profitieren die Promovierenden besonders vom fachlichen Feedback der Wissenschaftler*innen, die durch ihre Sicht von außen das Forschungsprojekt mit neuen Perspektiven und Ideen bereichern.
Zugleich bietet sich meist die sehr gute Gelegenheit, Kontakte zu anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen zu knüpfen und sich dadurch ein umfangreiches Netzwerk innerhalb der Forschungsgemeinschaft aufzubauen. Insbesondere wenn die Promovierenden eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchten, ist es unerlässlich, sich aktiv und mit Nachdruck in diesem kompetitiven Umfeld zu positionieren und zu vernetzen.
Dabei sollten die Promovierenden auf die Unterstützung ihrer Betreuer*innen zählen können. Zu einer der zentralen Aufgaben der Betreuung gehört es, die Promovierenden in die wissenschaftliche Gemeinschaft einzuführen und die eigenen Netzwerke zur Verfügung zu stellen. Auch das Sammeln von Auslandserfahrung – etwa in Form von Forschungsaufenthalten oder Konferenzreisen – fördert die wissenschaftliche Entwicklung der Promovierenden und sollte daher unterstützt werden.
Zudem ist zu empfehlen – besonders wenn eine akademische Karriere angestrebt wird –, dass die Promovierenden neben ihrer Arbeit am eigenen Forschungsprojekt in wissenschaftliche Arbeitskontexte eingebunden werden. So können sie etwa durch die Möglichkeit zur vergüteten Mitarbeit bei Projektanträgen, in der Lehre oder bei der Erstellung von Publikationen schon frühzeitig Berufserfahrung in der Wissenschaft sammeln.
Damit diese Unterstützungsmaßnahmen auf die individuellen beruflichen Ziele und Wünsche der Promovierenden abgestimmt werden können, sollte ein Austausch über die jeweiligen Karriereziele und -schritte stattfinden und mögliche Perspektiven ausgelotet werden. Die Betreuenden können dabei aufgrund ihrer Erfahrungen in der Wissenschaftslandschaft ihre Expertise bezüglich akademischer Karrierewege einbringen, indem sie beispielsweise dazu beraten, welche strategischen Schritte – etwa bezüglich Publikationsstrategien – im Hinblick auf eine mögliche Postdoc-Phase gegangen werden sollten. Dies kann auch bedeuten, Promovierenden gegebenenfalls von dem Wunsch nach einer wissenschaftlichen Karriere abzuraten, wenn die Aussicht auf Erfolg unrealistisch erscheint. Um sich über die vielfältigen Möglichkeiten einer Karriere innerhalb, aber vor allem auch außerhalb der Wissenschaft zu informieren, können die Promovierenden unter anderem die kostenfreien Workshop- und Beratungsangebote des Graduate Centres sowie der Internen Fort- und Weiterbildung der Universität Freiburg wahrnehmen.
4. Ombudsverfahren für Promovierende und Betreuende
An der Universität Freiburg gibt es ein zentrales Ombudsverfahren für Promovierende und Betreuende, in dem Konflikte gelöst werden können, die sich aus dem Betreuungsverhältnis oder der Arbeit an der Dissertation ergeben. Das Verfahren ist streng vertraulich und zweistufig aufgebaut, um die Hemmschwelle möglichst gering zu halten und Probleme frühzeitig und offen ansprechen zu können. Auf Wunsch der Ratsuchenden kann es jederzeit abgebrochen werden.
Erste Anlaufstation ist in der Regel die Geschäftsstelle, die mit einer Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter des Graduate Centres besetzt ist. Beide haben eine Mediationsausbildung absolviert und langjährige Erfahrung in der Konfliktberatung. Mit ihnen besprechen Ratsuchende die Konfliktlage und mögliche Vorgehensweisen, um das Anliegen zu klären. Zur Vorbereitung auf schwierige Gespräche können ebenfalls persönliche Kompetenzen gestärkt und Kommunikationsstrategien eingeübt werden.
Lässt sich das Problem auf der ersten Stufe nicht lösen, kann eine der beiden Ombudspersonen oder deren Stellvertreter*in hinzugezogen werden. Sie sind im Ruhestand befindliche Professorinnen und Professoren der Universität Freiburg, die für diese Aufgabe vom Senat bestellt wurden. Zunächst führen sie ebenfalls Einzelgespräche, um sich ein Bild von der Problemlage zu machen. Sind die Ratsuchenden einverstanden, nehmen die Ombudspersonen danach Kontakt mit den anderen Betroffenen auf und organisieren gegebenenfalls eine Aussprache. Die Ombudspersonen können auch direkt ohne vorhergehenden Kontakt mit der Geschäftsstelle angesprochen werden. Alle Betroffenen werden bei der Suche nach einer einvernehmlichen Lösung unterstützt. Wird diese nicht gefunden, können die Ombudspersonen einseitig Empfehlungen abgeben.