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Virtuell geübt, real gelernt

Im neuen Virtual-Reality-Labor der Medizinischen Fakultät können Studierende komplexe Situationen spielerisch lernen.

Die beiden Rettungskräfte kommen zu dem Mann, der nach einem Bienenstich auf seiner Terrasse mit Luftnot kämpft. Doch welche Aufteilung und Reihenfolge ist sinnvoll? Wo ist das Adrenalin? Und wo sind eigentlich die Beine der beiden Helfer? Die letzte Frage ist einfach zu beantworten. Denn die Szene spielt sich im neuen VR-Labor des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät ab. Und wie bislang üblich, werden Figuren dabei eben ohne Beine dargestellt. Rund 25 Menschen aus allen Berufsgruppen sind Ende Mai zur Eröffnung des VR-Labs gekommen, um das neue Angebot kennenzulernen.

Die Leiterin des Studiendekanats, Dr. Christine Huber, ist begeistert von den Möglichkeiten, die das Labor bietet: „Mit VR können unsere Studierenden in eine Vielzahl von Situationen eintauchen, die in der realen Welt selten oder schwer zu simulieren sind. Sie können in einer sicheren Umgebung die interprofessionelle Kommunikation üben, praktische Erfahrungen sammeln und gleichzeitig kritische Denkfähigkeiten entwickeln.“ Je nach Ziel sind die Simulationen vorab festgelegt oder können durch die Anleiter*innen gesteuert werden.

Das Digitalisierungsteam des Studiendekanats hat das VR-Lab aufgebaut und bietet mit den VR-Notfallszenarien in Zusammenarbeit mit der ärztlichen Leitung des Studierendentrainingszentrums (StudiTZ) Dr. Doreen Sternheim und Dr. Andreas Nold eine Erweiterung des bestehenden Programms des StudiTZ. Das Digitalisierungsteam engagiert sich auch für die Zusammenarbeit mit anderen Lehrenden und bringt seine Expertise ein, um neue VR-Szenarien zu entwickeln. Es berät und unterstützt mit Fachkenntnissen in Programmieren, didaktischem Aufbau und Einbettung in die medizinische Lehre.

„Wir sind immer offen für Ideen und Anregungen“, sagt Angela Widder, im Studiendekanat für e-Didaktik und Virtual Reality zuständig. „Unser Ziel ist es, ein breites Spektrum an realistischen Übungsszenarien zu schaffen, die unsere Studierenden auf die Herausforderungen der medizinischen Praxis vorbereiten.“ Neben dem Notfall-Einsatz zum anaphylaktischen Schock dürfen die Besucher*innen des VR-Labors auch ein erstes selbst entwickeltes Szenario direkt ausprobieren: Ein Notfallszenario für einen Luftröhrenschnitt hat das Digitalisierungsteam des Studiendekanats bereits mit der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde komplett neu entwickelt und umgesetzt. „Nach einer kurzen Übungsphase agieren die Studierenden meist sehr intuitiv in den Szenarien“, so Prof. Dr. Christian Offergeld, Oberarzt in der Klinik für HNO-Heilkunde. Gleichzeitig kann die VR-Umgebung auch genutzt werden, um eigene, möglicherweise schon vorhandene VR-Simulationen mit Studierenden durchzuspielen.

Angela Widder betont jedoch auch die Grenzen der Technologie: „VR ist ein unglaublich starkes Werkzeug, aber es ersetzt nicht die menschliche Interaktion und die Feinheiten der physischen Untersuchung oder chirurgischen Praxis. Es soll eine Ergänzung zu den traditionellen Lernmethoden sein, nicht deren Ersatz.“

Auszuloten, welche Szenarien in der VR-Umgebung möglich und sinnvoll sind und dann bei der Umsetzung zu helfen, genau darin sieht das Digitalisierungsteam des Studiendekanats seine Aufgabe. „Wir freuen uns, wenn wir mit unserer Expertise helfen können, dass VR in der Lehre sinnvoll eingesetzt wird.“

Johannes Faber

stellvertretender Pressesprecher Uniklinikum