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Eine Uni – ein Buch

Wie sah unser Konzept aus?

Eine demokratische Gesellschaft ist eine Ordnung, in der immer wieder nachjustiert werden muss und kann. Dazu braucht es auch eine Fehlerkultur, eine öffentliche Diskussionskultur, die durch wechselseitige Neugierde geprägt ist.

Carolin Emcke, Gegen den Hass, Frankfurt/Main 2016, S. 199

Warum haben wir uns für das Buch „Gegen den Hass“ entschieden, warum sollte sich unserer Meinung nach die Universität mit diesem Thema befassen?

Wir sind davon überzeugt, dass wir als Wissenschaftseinrichtung unserer gesellschaftlichen Verantwortung nur dann nachkommen können, wenn wir der im Buch von Carolin Emcke beschriebenen Entwicklung der „Verrohung der gesellschaftlichen Debatte“ wissenschaftlich basierte Fakten und ethisch geleitete Argumente entgegensetzen und für einen offenen und konstruktiven Diskussionsprozess eintreten. Wenn in der Gesellschaft etwas aus dem Ruder läuft, wenn ungehemmte Provokation zum Mittel der Wahl wird und Hass an die Stelle einer differenzierenden Argumentation tritt, dann wächst Universitäten die Aufgabe zu, ihren Beitrag zur Überwindung der Sprach- und Hilflosigkeit zu leisten, die einen angesichts der Zunahme von Hass und seiner schwächeren Vorformen im gesellschaftlichen Miteinander zu befallen droht. Dies umso mehr, als wir damit die Grundlage unserer täglichen Arbeit, die nur in demokratischen Systemen mögliche Freiheit der Wissenschaft, verteidigen, und nationalistischen und oft wissenschaftsfeindlichen Konzepten, die eine evidenzbasierte Wissenschaft und auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Wissenschaft zum Wohle der Menschheit in Frage stellen, wirkungsvoll entgegentreten.

Wir haben uns mit dem Thema „Hass“ sowie seinen Vorläufern und Wegbereitern aus drei unterschiedlichen Perspektiven auseinandergesetzt:

  1. Einer wissenschaftlichen Perspektive, in der wir fragten, woher Hass eigentlich kommt, welche Ausprägungen von Hass es gibt und welche gesellschaftlichen, historischen oder auch psychologischen Faktoren diese Ausprägungen beeinflussen.
  2. Einer Perspektive der Selbstreflexion, in der wir fragten, wie wir an unserem Arbeitsplatz in der Universität mit diesem Thema umgehen, welche Bilder, Werte und (Vor)Urteile unser tägliches Handeln beeinflussen und wo wir möglicherweise durch unser Handeln andere ausgrenzen oder diskriminieren.
  3. Einer Perspektive der öffentlichen Debatte, in der wir das Gespräch mit Vertretern*innen außeruniversitärer Einrichtungen aus Stadt, Sport, Kultur, Religion und Medien gesucht haben, weil wir als Universität nicht nur in die Gesellschaft hineinwirken, sondern auch Impulse von dort aufnehmen müssen.

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Aus diesen drei Perspektiven (Wissenschaft, Selbstreflexion und Debatte) haben sich unterschiedliche Formate ergeben, die wir in unserem Programm bedient haben.